Seit der Gründung Ende des Jahres 1967 im englischen Manchester hat sich das Personal-Karussell bei der Band Van der Graaf Generator stetig gedreht. Einzig das Gründungsmitglied Peter Hammill war durchgängig mit von der Partie, wenn auch gesagt werden muss, dass der Schlagzeuger Guy Evans seit 1968 ebenfalls ohne Unterbrechung mit dabei war. Obwohl… Unterbrechungen gab es einige in der Bandgeschichte. Mehrere Male löste sich die Combo wegen Erfolglosigkeit und Geldmangel auf, wobei sich die Sache mit dem Erfolg anfangs eigentlich ganz gut anließ. So schafften es die Briten mit ihrem zweiten Album "The Least We Can Do Is Wave To Each Other" (1970) in die Top50 der englischen Charts und waren damit ihren damaligen Label-Kollegen von Genesis einen gehörigen Schritt voraus. Neben den Band-Aktivitäten betreibt Peter Hammill bereits seit 1971 eine Solo-Karriere.
Bei der Reunion im Jahr 2004 hatte der Band-Leader Hammill mit Hugh Banton (organ, bass), Guy Evans (drums) sowie David Jackson (saxophones, flute) wieder die Besetzung aus den frühen Siebzigern am Start und nach einem neuen Studioalbum ging es 2005 auf Europa-Tour, während der es am 5. November zu einem Auftritt bei den 26. Leverkusener Jazz-Tagen kam, der für den Rockpalast mitgeschnitten wurde. Die Setlist bestand aus einer gesunden Mischung aus neueren Songs und alten Klassikern, wobei das coole und für Van der Graaf Generator-Verhältnisse ziemlich eingängige "The Undercover Man" den Anfang machte. Eine Gitarre sucht man die meiste Zeit vergebens, vielmehr spielen hier die Tasten, Saxofon und Flöte sowie Peter Hammills expressiver Gesang die Hauptrollen.
Die Band zog auch an diesem Abend kompromisslos ihre progressive und oft sehr komplexe Ausrichtung durch, was für die Fans natürlich ein wahres Freudenfest gewesen ist. Die Tracks leben oft von dem Spannungsfeld, das durch ihre dunkle und manchmal gar paranoide Atmosphäre entsteht, die dann plötzlich von gesanglichen wie musikalischen Befreiungsschlägen unterbrochen wird. Der Begriff Manisch-Depressiv (oder "Manic Depression", wie der selige Jimi Hendrix es bezeichnen würde) springt den geneigten Hörer hier desöfteren einmal an. Gespielt ist das natürlich richtig klasse und nicht nur Hammill, sondern die komplette Band war richtig gut aufgelegt. Der Bewegungs-Radius der Akteure ist doch ziemlich begrenzt, was bei einer Band und Material dieses Kalibers aber überhaupt keine Rolle spielt. Wer Van Der Graaf Generator mag, der mag sie wegen den Songs und deren Themen.
Aus der ganz frühen Bandphase waren bei diesem Gig beispielsweise "Darkness", "Killer", "Man Erg" oder "Lemmings" am Start, die nach wie vor herrlich frisch und unverbraucht klingen. Fast (bis auf einen Song) komplett gespielt wurde das Album "Godbluff" (1975), zu der auch das bereits weiter oben erwähnte "The Undercover Man" gehört. Von der damals ganz aktuellen Studio-Scheibe "Present" kamen mit "Nutter Alert" sowie "Every Bloody Emperor" immerhin zwei Stücke zum Einsatz.
Insgesamt ein sehr gutes und vitales Konzert, das für die Fans der Band natürlich unverzichtbar ist, den Freunden progressiver Musik hiermit aber zumindest wärmstens ans Herz gelegt wird. Bedeutend ist dieser Mitschnitt auch deshalb, weil David Jackson die Gruppe nicht sehr viel später bereits wieder verließ und bis heute nicht zurückgekehrt ist. Aktuell setzt sich das Line-up von Van Der Graaf Generator nach wie vor aus Peter Hammill, Hugh Banton sowie Guy Evans zusammen. Das letzte Studioalbum "Do Not Disturb" erschien 2016 und man darf gespannt sein, mit welchen musikalischen Überraschungen wir in Zukunft noch rechnen dürfen. Denn langweilig dürfte es mit dieser Band wohl nie werden.
Line-up Van Der Graaf Generator:
Peter Hammill (guitars, keyboards, vocals)
David Jackson (saxophones, flute)
Hugh Banton (organ, bass)
Guy Evans (drums)
Tracklist "Live At Rockpalast":
- The Undercover Man
- Scorched Earth
- Every Bloody Emperor
- Lemmings
- Darkness
- Childlike Faith
- The Sleepwalkers
- Nutter Alert
- Man Erg
- Killer
- Wondering
Gesamtspielzeit: 58:43 (CD 1), 45:21 (CD 2), 105:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2018 (2005)
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