Mit Büchern über Rock-Bands verhält es sich nicht anders, wie mit allen anderen auch: Es gibt gute und schlechte, interessante und langweilige. Dabei sind natürlich diejenigen Erzählungen immer die besten, die man aufgrund ihrer Kurzweiligkeit ganz wunderbar genießen kann, obwohl man das Material der behandelten Band bzw. Musikers vielleicht gar nicht oder nur teilweise kennt. Und natürlich kommt es auch darauf an, aus welchem Blickwinkel (dem oder einem der Protagonisten selbst, einem Roadie, einem Manager oder einem gänzlich Unbeteiligten, der aufgrund von Recherchen gearbeitet hat) an die Sache herangegangen wurde. Bei "Teufelspakt…" handelt es sich um ein Buch von Noel E. Monk, seines Zeichens Manager der Band von 1978 bis 1985, der die Gruppe von einem Zeitpunkt noch vor Veröffentlichung ihres Debüts bis hin zu deren Mega-Erfolg "1984" (und den Riesen-Hits "Jump", "Panama" oder "Hot For Teacher") betreute bzw. führte und somit so nahe wie wahrscheinlich irgend möglich an ihr dran war.
Wie so oft handelt es sich dabei um die Geschichte von Musikern, die als Freunde starteten und Jahre später zwar als Millionäre, dafür aber auch körperlich geschädigt und untereinander zerstritten wieder auseinander gingen. Der Autor selbst hatte bereits im Staff des Woodstock-Festivals mitgearbeitet und war anschließend im Team des legendären Konzert- und Veranstaltungs-Impressarios Bill Graham (Fillmore West, Fillmore East, Winterland) zu finden, wo er intensive Lehrjahre verbrachte. Anschließend war er mit unterschiedlichsten Bands (unter anderem mit den Sex Pistols auf deren desaströsen 1978er US-Tour) als Tour-Manager unterwegs, die – seiner Aussage nach – aber alle nicht das Zeug zu etwas Großem hatten und bald wieder von der Bildfläche verschwanden. Dann wurde im von einem Label die noch blutjunge Band Van Halen anvertraut, die gerade ihr gleichnamiges Debüt aufgenommen hatte und auf eine erste größere Tour gehen sollte. Zunächst noch etwas gleichgültig, hörte sich Monk diese Scheibe erst Monate später, sprich kurz vor dem Tour-Start, zum ersten Mal an, erkannte jedoch umgehend ihr Potenzial.
So erzählt der Amerikaner (der relativ schnell vom Tour- zum Haupt-Manager des Vierers aufstieg) dann von den einzelnen Tourneen und deren Eskapaden, berichtet über die jeweiligen Alben (bzw. deren Auswirkungen, da er sich dem Aufnahme-Studio fern hielt) und den Meetings in den kurzen Pausen, die zwischen all dem Wahnsinn lagen. Nicht ganz überraschend kommt dabei immer wieder zur Sprache, dass der Frontmann David 'Diamond Dave' Lee Roth sowie der geniale Gitarrist Eddie Van Halen die tragenden Säulen der Band waren. Dabei erschien Roth nicht nur in der Öffentlichkeit als »…das bekannte Großmaul…« (O-Ton des Autors), sondern schwang sich auch innerhalb der Band-Meetings als Wortführer auf, während die anderen drei Musiker weniger Interesse am Business und dessen Gestaltung, als vielmehr an neuen Songs und als Höhepunkt natürlich den Konzerten hatten. Nicht zu kurz kommen auch die ’schmutzigeren' Geschichten wie der (oft brutalen) 'Jagd' auf die Merchandise-Fälscher sowie die Exzesse hinsichtlich Sex, Drogen und Alkohol.
Sehr gut nachvollziehbar dargestellt und dennoch immer wieder erstaunlich, wie sich dann die erste Risse im Bandgefüge abzeichnen, wie sehr die Vorstellungen über die musikalische Ausrichtung innerhalb der Band auseinander gingen und wie stark Alkohol, Drogen und auch das plötzlich hereinkommende große Geld die Charaktere bzw. Persönlichkeiten von manchem Protagonisten veränderten. Ich will gar nicht zu viel verraten, außer vielleicht, dass drei der Musiker (nachdem bis zu diesem Zeitpunkt die Songwriting-Credits immer in gleichgroße Anteile aufgerechnet wurden) den vierten, nämlich Michael Anthony, nach (!) den Aufnahmen zu "1984" einen Vertrag unterzeichnen ließen, der diesen aus den Tantiemen (und somit einigen Millionen Dollar) ausschloss. Sehr nett, Jungs, selbst wenn der Bassist zugegebenerweise nie so viel zu den Kompositionen beitrug, wie David Lee Roth (Texte) und Eddie Van Halen (Musik). Aber wie stand es diesbezüglich um Alex Van Halen? Nun, der war halt der Bruder von Eddie…
Anfang des Jahres 1985 wurde Noel E. Monk von der Band gefeuert, obwohl er sich – nach eigenen Aussagen auch nachweisbar– nie etwas zu Schulden kommen ließ, nie kleinere Sümmchen für sich selbst abzweigte und unzählige Male als Seelentröster, Vater-Ersatz und allgemeiner Problemlöser fungierte (mal ganz abgesehen davon, dass er das Merchandising der Band erst richtig startete, was der Gruppe ebenfalls einen Riesen-Batzen an Kohle einbrachte). Schließlich musste Monk nach der Trennung auch noch einen Vertrag unterschreiben, durch den er sich verpflichtete, für lange Jahre weder ein Buch über die Band zu schreiben, noch einen Film über seine Erfahrungen zu drehen. Hinsichtlich des ersten Punktes scheint diese Zeit jetzt glücklicherweise abgelaufen zu sein. David Lee Roth verließ die Band übrigens nur wenige Monate nach dem Rauswurf des Managers, um eine (zumindest anfänglich) erfolgreiche Solo-Karriere zu starten. Van Halen machte mit dem neuen Frontmann Sammy Hagar (Ex-Montrose) weiter.
Letztendlich ist Noel E. Monk mit "Teufelspakt – die Ära mit David Lee Roth" ein sehr unterhaltsames und teilweise erleuchtendes Buch rund um die ersten sieben Jahre im Leben einer Rock-Band gelungen, die die Welt erobert hat. Durchaus empfehlenswert!
Line-up Van Halen:
David Lee Roth (lead vocals)
Eddie Van Halen (guitars, synthesizers)
Michael Anthony (bass, background vocals)
Alex Van Halen (drums)
Kapitel "Teufelspakt…":
- Prolog: 1982
- Wir bekamen sie zum Spottpreis
- Außer Rand und Band
- Auf Achse
- M&Ms und Guacamole
- Zu Hause ist es doch am schönsten
- Wie man einen Rockstar verliert (indem man ihn zudröhnt – der Rest erledigt sich ganz von selbst)
- Harte Arbeit und wilde Zeiten – Van Halen auf Film gebannt
- Müllcontainer und Chartstürmer
- Wo zum Teufel stecken Van Halen?
- Im Kampf gegen die Fälscher
- Das Mädchen von nebenan
- Payola? Was war das noch mal?
- Die Gabe des Midas
- Sorgenfrei (okay, nicht ganz…)
- 1984
- Frag mal Alex
- Der lange Abschied
- Die Zeichen der Zeit
- Epilog
- Danksagungen
Länge: 392 Seiten (Paperback), Erscheinungsjahr: 2018
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