Hard Rock im Retro-Stil möchten Vandallus aus den Vereinigten Staaten einfangen, um diese Ära möglichst dauerhaft lebendig zu machen. Dabei haben sie die 1980er Jahre im Visier. Ein nicht einfaches Unterfangen, gab es doch zu jener Zeit viele Richtungen, angefangen von Hard Rock über Progressive Rock, Metal, Glam Rock bis hin zu Bombast Rock, die sich zum Teil nur schwer voneinander abgrenzten. Vandallus orientieren sich an Bands wie UFO, Dokken, Rush, Australian Crawl, The Axe Band, Def Leppard, Michael Schenker und April Wine. Die Vorbilder verteilen sich über den gesamten Erdball. Vandallus klingen nicht unmittelbar nach einem dieser Vorbilder. Die genannten Künstler beeinflussen vielmehr die Musik der US-Amerikaner.
"4" ist bereits das vierte Album der in Cleveland, Ohio, gegründeten Formation. Die Entstehungsgeschichte mutet etwas abenteuerlich an. Das Debütalbum "On The High Side" (2016) haben nämlich ausschließlich Mitglieder der ebenfalls aus den USA stammenden Band Midnight in der Besetzung Shaun Vanek (Gitarre, Schlagzeug, Bass), Jason Vanek (Gesang, Gitarre) und Steve Dukuslow (Schlagzeug) eingespielt, während Jamie Walters allein fürs Songwriting zuständig war. Die Idee damals war, ein Album im Stile der späten 1970er/Anfang 1980er Jahre zu veröffentlichen. Das Medienecho war teilweise euphorisch. »Ausgestattet mit sensationellen Songwriting-Fähigkeiten, stimmungsvollen Vocals, faustpumpenden Riffs und einer makellosen Produktion erhebt sich Vandallus hoch über die Menge der 80er Jahre, die Retro-Rocker der Szene verehren«, wird der dänische Journalist Henrik Thøgersen zitiert.
Aus Vandallus ist längst ein Langzeitprojekt und somit eine gewöhnliche Band mit vier Alben geworden. Auf dem Album "4" hört man heraus, welchen Spaß die vier Akteure an ihrer Musik doch haben. Sänger CrazyV, der auch als Gitarrist und Produzent der Band arbeitet, hat durchaus Wiedererkennungswert und es gibt einige Ohrwürmer, darunter das als Anspieltipp taugliche "Livin For The Season". Die Musik klingt in erster Linie nach hartem Gitarren-Rock. Es sind aber auch Stücke mit schlichtem Rock’n’Roll oder Blues Rock zu hören. Die Vorstellung, dass Vandallus eines Tages in ausverkauften Stadien spielen, erscheint trotz allem nicht realistisch. Es fehlt unter den neun Tracks ein wenig der rote Faden, den es für den Hard Rock der 1980er Jahre braucht.
Keine Frage: Die frischen Kompositionen sind zeitlos und kommen recht gut an. Dem Klischee, Hard Rock früherer Tage sei antiquiert, treten sie mit abwechslungsreichen Liedern entgegen. Somit lohnt es sich durchaus, in das aktuelle Album hinein zu hören. Es bleibt aber die Erkenntnis, diese Musik schon zu oft aus verschiedener Quelle gehört zu haben. Der zündende Funke ist nicht zu erkennen, um sich vom Allerlei zahlreicher Genrevertreter absetzen zu können. Neun Titel von kurzer Spiel-Dauer sorgen schließlich dafür, dass dabei ein Album mit einer Gesamtspielzeit von gerade einmal 34 Minuten herausgekommen ist.
Line-up Vandallus:
CrazyV (vocals, guitars)
Vanik (guitars, piano, keys)
Tim Frederick (bass)
Jesse Stown (drums)
Tracklist "4":
- Short Fuse Groove
- Brainwashed
- Motor High City (Album Version)
- Livin For The Season
- Radio Love Train
- Parasite
- Drowning
- Nobody’s Safe
- Slave
Gesamtspielzeit: 34:21, Erscheinungsjahr: 2021
Neueste Kommentare