Abermals taucht in der Pressemitteilung das Wort Pandemie auf.
Dort lesen wir unter anderem:
»[…] Auf Streaming-Konzerte während der Lockdowns […]« hatte die Band Vandermeer »[…] allerdings keine Lust. […]«
»[…] Die vier Musiker:innen […] wollen lieber in echt, schwitzend und laut vor Menschen spielen. Stattdessen wurden also die Arbeiten am neuen Album vorgezogen […]«.
"Pandemique Automatique" kam 2019 auf den Markt und "Grand Bruit" erschien Anfang Dezember 2022.
Zu dem zwölf Nummern auf der vorliegenden Platte erfahren wir:
»[…] Die Songs handeln von persönlichen Rückschlägen, politischen Entwicklungen (die Corona-Leugner- Problemeatik), Verlustängsten, einer intimen Auseinandersetzung mit Sicial Distancing und dem Alleinsein […]«.
»[…] Das Album grenzt sich mit seinen zwölf Songs von den bisherigen Produktionen ab. […] Die Platte soll auf den Punkt sein. Ihre Zeit erzählen. […]«
Vandermeer will die Welt erobern.
Die musikalischen Mittel fallen da ganz unterschiedlich aus.
Noise ist auf Krawall gebürstet. Ruppiger Rock trifft auf Indie-Sounds der sehr gut sortierten Sorte. Shoegaze. Post New Wave.
Bei dem ganzen Lärm besticht Harmke van der Meer durch einen perfekt passenden Gesang zur phasenweise brutalen Noise. Die Leute vor den Lautsprechern erhalten den Eindruck, als wolle das Quartett sie verscheuchen.
Die Noise ist etwas für auf Belastbarkeit getestete Trommelfelle.
Bei allem wirren Treiben kann man auf "Grand Bruit" doch viel Positives entdecken.
Mit der Noise fällt Vandermeer mit der Tür ins Indie Rock-Haus.
Die Noise ist ja auch nur ein Teil der musikalischen Präsenz der Combo. Es gibt viele Phasen, in denen Vandermeer geradezu schmeichelnd daher kommt. Ja, das Quartett ist den ruhigen Momenten durchaus zugeneigt. Nach den ersten Abrissbirnen, aufgelockert durch relaxte Teile, gibt sich Vandermeer doch versöhnlich, auch wenn die Texte durchaus von vielen negativen Momenten des Lebens berichten.
Vandermeer bringt den Indie Rock – eben auch mit Wucht – überzeugend rüber.
"Grand Bruit", als Doppel-LP, CD und Digital erhältlich, ist die Musik einer von beträchtlichen Narben geprägten Seele.
Für das gesamte Gemenge aus Musik, Lyrics und Sounds ist Vandermeer zuständig.
Auch hier gibt es die Ausnahme von der Regel, denn die Gruppe dockt bei der Indie Rock-Band The Weakerthans an. "Left And Leaving" stammt von der kanadischen Combo und dieses Stück ist – immer im Vergleich zur Noise – eine klangliche wunderschöne Oase der Wellness.
Über ein toll melodisch-rockendes "Traces" kommt es zu so etwas wie einer Überraschung, denn kurz vor dem Album-Abschluss kommt "Wasted Sorrows" als Post New Wave-Nummer rüber. Da hämmern die Beats und verbinden sich mit einem Groove, zu dem doch glatt das Tanzbein schwingen kann. Hier glänzen zurückhaltende Momente. Kaum zu glauben, aber auch eine solche Musik kauft man der Band ab.
"Oh So Bold We Stare" ist dann die ultimative Ballade der Formation, auch wenn die Beats per minute durchaus wieder zum Tanzen einladen.
"Grand Bruit" ist klasse Indie Rock mit Noise-Herausforderung.
"Grand Bruit" strahlt phasenweise Ruhe aus.
"Grand Bruit" präsentiert krachenden Rock.
Vandermeers Musik ist höchst interessant.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Vandermeer:
Harmke van der Meer (vocals, synthesizer)
Florian P. Stiefel (guitars, kaossilator, noise)
Jo Hansson (bass, noise, synthesizer)
Bernd Erasmy (drums, noise)
Tracklist "Grand Bruit":
- Mayday II
- Piú Piú
- All Sleek All Glass
- In All This Where Was I
- The Other Button
- Nevermind The Blackbox You Die Anyway
- Napoli Centrale
- Cheap Trick
- Left And Leaving
- Traces
- Wasted Sorrows
- Oh So Bold We Stare
Gesamtspielzeit: 51:23, Erscheinungsjahr: 2022
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