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Vantomme / Vegir – CD-Review

Vantomme / Vegir

Der Belgier Dominique Vantomme, das ist der Leader der Band Vantomme. Der Produzent und Keyboarder hat sich mit dem Bassisten Tony Levin sehr prominente Verstärkung ins Boot geholt für seine Platte "Vegir". Levin, dieser Name geht einher mit solchen Bands und Künstlern wie King Crimson oder Peter Gabriel und er ist bekannt als virtuoser Interpret auf dem Chapman Stick, diesem legendären Saiten-Instrument mit acht bis zwölf Saiten. Aber der Mann ist nicht der einzige Prominente an Bord, denn Michel Delville von der belgischen, nicht mehr ganz so unbekannten Jazz Rock-Band The Wrong Object, spielt Gitarre und dazu stieß der Drummer Maxime Lenssens, auch aus Belgien. Vantomme mag zwar Bandleader sein, aber alle Mitglieder scheinen einen großen Raum künstlerischer Freiheit für sich in Anspruch nehmen zu dürfen, weil es eigentlich so gut wie gar keine starren Strukturen im Aufbau dieser sphärisch anmutenden Musik gibt. Weil die Grenzen recht weit ausgelotet sind, sollten Freunde der Fusion-Richtung, von Jazz Rock und Prog Rock gleichermaßen Freude finden.

"Double Down" startet den ungewöhnlichen Reigen sehr interessanter Musik, hier spüre ich teilweise etwas von der Aufbruchstimmung der frühen Siebziger, als sich der eine oder andere Musiker aus dem großen Nest verschiedener Formationen von Miles Davis gelöst hatte. Hier ist es die Richtung, die Weather Report ab 1971 einschlug. »We never solo, we always solo.« Das hatte Josef Zawinul einst über die Band ausgesagt. Auch bei Vantomme fließt die Musik ständig in einer klangverhüllten Wolke unablässigen Brodelns. Über den Keyboard-Sounds fliegen Fetzen der Gitarre durch die Gegend, während Levin mit stoisch brummelnder Ruhe die Band am Boden hält. Denn sogar der Drummer improvisiert eigentlich ständig, jedoch nicht dergestalt, den Rhythmus aus den Augen zu verlieren.

"Equal Minds" ist ganz langsam dahinperlend, entspannt ziehen lange Klangkaskaden ihre Runden, ein Hauch Pink Floyd inbegriffen. Und so bleibt diese Art des Ausdrucks über die gesamte Spielzeit bestehen. Gerade die Länge der Stücke bietet hierzu reichlich kreativen Spielraum, Spielraum für ganz viele schwebende Klänge, denen man sich getrost gedankenverloren hingeben kann, um einzutauchen in diesen Kosmos wohliger, wenngleich auch nicht unbedingt kommerziell schön klingender, Instrumentierung. Denn diese gewisse kleine psychedelische Note ist stets mit inbegriffen, dieses Abheben von allem Irdischen, auch dann, wenn sich bei einigen Songs plötzlich energische Rockrhythmen den Weg bahnen, wie auf "Sizzurp". Doch wilde verquere Keyboardklänge verwirbeln den Rock dann doch wieder in ferne Galaxien. Zum Schluss hört man mit "Emmetropia" dann noch einen Ausflug hin zur Musik von King Crimson, denn der Aufbau zwischen strukturierten und frei schwebenden Elementen erinnert mich tatsächlich an das Frühwerk der großartigen Band.


Line-up Vantomme:

Dominique Vantomme (Fender Rhodes, electric piano, Mini Moog, mellotron)
Tony Levin (bass guitar, Chapman Stick)
Michel Delville (electric guitar)
Maxime Lenssens (drums)

Tracklist "Vegir":

  1. Double Down (7:37)
  2. Equal Minds (10:11)
  3. Sizzurp (10:46)
  4. Playing Chess With Barney Rubble (8:52)
  5. The Self Licking Ice-cream Cone (13:08)
  6. Plutocracy (4:34)
  7. Agent Orange (9:45)
  8. Emmetropia (9:00)

Gesamtspielzeit: 74:12, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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