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Various Artists / Destination Lonely Street – CD-Review

»[…] Aktuell rückt die Covid-19-Pandemie und der damit einhergehende temporäre gesellschaftliche Lockdown die Lebenssituation vieler Menschen in den Blickpunkt. […]«
Der Bear Family-Produzent »[…] Nico Feuerbach hat mit viel Empathie treffende Titel aus den Genres Rock & Roll, Country und Rhythm & Blues zusammengestellt. […] Sein Konzept beschränkt sich nicht auf die wahllose Aneinanderreihung bestens bekannter Aufnahmen zu diesem Thema; wir bei Bear Family haben stets ein Auge auf jene Songs und Musiker, die nicht vorne auf der großen Bühne stehen. […]«

Außerdem ist das neunzehnseitige Booklet voll »[…] mit Kurzbiografien und Abbildungen zu jedem Künstler […]«, die von Bill Dahl zusammen getragen wurden.
Alleine dafür gibt es Sonderpunkte.
Der Untertitel (’32 Tearjerkers For My Shadow, My Echo And Me') zur vorliegenden Platte offenbar dann das aus meiner Sicht nicht ganz wahre Gesicht der Songs. Logischerweise gibt es jede Menge Nummern, die im Titel Begriffe 'lonely', 'lonesome' oder 'alone' tragen und bei der übergeordneten Thematik wird man auch keine richtig rockenden Tracks vorfinden.

Also widmen wir uns doch zunächst den Liedern, die ohne die gerade gelisteten Wörter auskommen.
Immer schön der Reihe nach, stoßen wir zunächst auf Jimmy Newman und seinem "You’re Making A Fool Out Of Me". Überzeugender Gesang – auch in der Chor-Auslage – trifft auf durchaus twangige Gitarren. Mit einem schmeichelnden Groove verziert, gibt einem der Künstler einen Einblick in seine Country-Fähigkeiten. Hörenswert!
Wow, welch ein Stereo-Sound! Melvin Endsley, der seit seiner Jugend wegen einer Polio-Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen war und »[…] he fretted his guitar on his lap with a butter knife because ihs right hand was also affected […]« serviert uns mit "I Wish I Knew" eine fast schon zeitlos-schöne Country-Ballade. Toll!
Gut, dann bleibt noch Ric Cartey mit "Crying Goodbye". Okay, diese Ballade mit Wiegenlied-Charakter und entsprechend dezenter Instrumentierung, kratzt an die Grenze zur Schnulze.

Die beiden Buchstützen der Scheibe bilden ganz am Anfang Gene Vincents Version von "Lonely Street" und am anderen Ende die des Schreibers Carl Belew. Natürlich ist die erstgenannte Ausgabe bekannter, aber der Platten-Abschluss hat durchaus auch seinen Charme. Wer auf Orchester-Klänge steht, findet Gefallen an Bobby Charles' "Lonely Street", das weder verwandt noch verschwägert mit Carl Belews Song ist.
Von den einsamen Straßen besingt Ronnie Summers im etwas flotteren Rock’n’Roll-Modus die "Lonely Road".
Vom Songtitel her wird es bei "Lonely Town" großformatiger.Ricky Nelson findet genau den richtigen Gesangston, um uns ein wenig ins Träumen zu bringen. Schöne Nummer!
Was ist denn das jetzt? Eddie Cash serviert uns doch glatt eine Art "Lonely Island"-Mogelpackung. Da kann er uns aber kein X für ein U vormachen. Dieses Stück heißt "Lonely Avenue" und wurde von Doc Pomus für Ray Charles geschrieben. Oft gecovert, darf an dieser Stelle die Ausgabe von Gillan/Glover auf "Accidentally On Purpose" hingewiesen werden.

Beschränkt sich Don French lediglich auf einen ziemlich tränenreichen, allerdings dynamisches "Lonely Saturday Night" sind es bei Charlie Rich gleich "Lonely Weekends". Seine Stimme erinnert etwas an Elvis Presley. Trotzdem eine klasse Song!
Mit Skeets McDonald grooven wir den endlosen "Lost Highway" entlang. Bei geöffneten Fenster hören wir den "Lonely Wolf"-Country Rock von Ray Harris und am Horizont taucht dann im wandlungsfähigen Zwölftakter-Gewand der "Lonely Moon" auf. Wären da nicht diese Streicher, wäre Johnny Wells' Nummer ein Highlight.
Dann treffen wir auf Link Wray. In verdammt langsamer Geschwindigkeit hadert er mit der Einsamkeit. Ach wie schön!

So, jetzt muss sich der Leser entscheiden, ob die Zusammenstellung unter dem Titel "Destination Lonely Street" etwas für die Sammlung ist.
Die knapp über achtundsiebzig Minuten hat man abwechslungsreich gestaltet, sodass ein Taschentuch für die Einsamkeits-Tränen nicht benötigt wird.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Tracklist "Destinaion Lonely Street":

  1. Gene Vincent – Lonely Street (2:16)
  2. The Four Tunes – Lonesome (2:21)
  3. Don French – Loenley Saturday Night (2:39)
  4. Jackie Wilson – Lonely Life (2:27)
  5. Buster Brown – Lost In A Dream (2:14)
  6. Jimmy Newman – You’re Makin A Fool Out Of Me (2:10)
  7. Ernie Chaffin – Lonesome For My Baby (2:06)
  8. Benny Banta – I’m So Lonesome (2:12)
  9. Johnny Seay – Loneliness (2:45)
  10. Conway Twitty – Lonely Blue Boy (2:14)
  11. Eddie Cash – Lonely Island (2:27)
  12. Sammy Salvo – Lonely Dreamer (2:24)
  13. H.B. Barnum – Lost Love (2:20)
  14. Sleepy LaBeff – Lonely (2:29)
  15. Skeets McDonald – Lost Highway (3:06)
  16. Ronnie Hawkins – I’m So Lonesome I Could Cry (2:50)
  17. Johnny Wells – Lonely Moon (2:24)
  18. Bobby McDowell – Lonely (2:46)
  19. Ricky Nelson – Lonesome Town (2:13)
  20. Lonesome Lee – Lonely Travellin' (2:22)
  21. Link Wray – Alone (2:30)
  22. Ray Harris – Lonely Wolf (2:51)
  23. Dale Hawkins – Lonely Nights (1:59)
  24. Melvin Endsley – I Wish I Knew (2:15)
  25. Sanford Clark – Lonesome For A Letter (1:50)
  26. Ronnie Summers – Lonesome Road (2:12)
  27. Gene Vincent & His Blue Claps – The Night Is So Lonely (2:28)
  28. Bill Yates – I’m So Lonely Without You (2:11)
  29. Bobby Charles – Lonely Street (2:28)
  30. Charlie Rich – Lonely Weekends (2:06)
  31. Ric Cartey – Crying Goodbye (3:14)
  32. Carl Belew – Lonely Street (3:03)

Gesamtspielzeit: 78:05, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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