Musik-Fans gibt es in allen Formen, Sucht-Graden und auf Sammler- bzw. Archivierungs-Ebenen. Der Verfasser dieser Zeilen mag diese Spezies in der Regel sehr gern und akzeptiert – selbst wenn ihm gewisse Genres oder Stile nicht gefallen – die Passion aller, wenn diese auch ausgelebt wird. Spätestens nach Jahrzehnten gehen dann auch berühmt-berüchtigte schwarz/weiß-Malereien im Sinne von »Entweder du magst die Beatles ODER die Stones!« über Bord, weil man einfach erkennen muss, dass (in diesem speziellen Fall) beide Combos unantastbar sind. Aber kommen wir zum eigentlichen Grund für dieses Review. Ein Buch, das von dem Musik-Junkie Heribert Kurth stammt und geschrieben wurde. Eine Review, das im Vergleich zum Standard zwar ziemlich kurz ausfallen wird, dafür jedoch über umso mehr Tiefe und Potenzial erzählt. Aber wie kann das sein?
Der Autor ist seit frühester Jugend besessen von Musik und war bereits (was ihn vielleicht von vielen anderen unterscheidet) auch schon in sehr jungen Jahren wenig festgefahren, sondern stets offen für alle möglichen Musik-Richtungen. Klar, gefallen musste es, aber selbstverständlich gab es auch in den Sechzigern bereits guten Rock, guten Progressive Rock, gute Soul Music, guten Blues, Blues Rock und nicht zu vergessen guten Jazz sowie weitere Richtungen und Unter-Gruppierungen, die jetzt zu weit führen würden, um in ihrer Gänze aufgelistet zu werden. Nach Jahrzehnten des Sammelns und nach unserer aller Vorliebe in gewissen Jahren (zumindst als es noch Kassetten gab bzw. diese gängiger Alltag waren) Mix Tapes aufzunehmen sowie dem irgendwann einschlagenden Geistesblitz, dass alle Genres geil sein können, wenn die Songs und Einspielungen gut sind, hat der Autor nun das vorliegende Buch "Soundcase – The Playlist Book" auf den Markt gebracht.
Und der gute Heribert Kurth macht auch gar nicht lange rum, denn nach einer ziemlich kurzen, etwa zwanzigseitigen Einleitung bzw. Selbstvorstellung (der Text auf den Seiten ist jeweils in englisch und deutsch geteilt) geht es auch umgehend los mit … ja, Playlists. Um es auf den Punkt zu bringen, handelt es sich jeweils um zehn Tracks mit teilweise abenteuerlichen Stil-Mixen, die aber tatsächlich auch immer funktionieren. Wobei selbstverständlich auch hier das individuelle Gusto eines jeden Musik-Hörers ausschlaggebend ist. Und dennoch war auch für den Verfasser dieser Zeilen wieder verblüffend, wie gut beispielsweise Jazz neben Hard Rock neben Electronic neben Blues und neben Rock stehen kann.
Die klare Einsicht bzw. Erkenntnis und damit vielleicht die höchste Errungenschaft dieses Buches liegt wohl für den jeweiligen Musik-Fan darin, zu erkennen, dass er sich manchmal durch ein (vielleicht bzw. wahrscheinlich sogar unbewusstes) Festhalten an welchen Stilen auch immer selbst limitiert. Zuzüglich der Erkenntnis, dass Musik aller Genres extrem inspirierend und gut sein kann. Der Autor hat sich in einem klugen Schachzug übrigens nicht nur auf sich selbst limitiert, sondern noch einige weitere, ebenso Musik-Wahnsinnige ins Boot geholt, die ebenfalls ihre Listen veröffentlicht haben.
Ich will ehrlich sein: Als ich das Buch zum ersten Mal durchgeblättert habe, war mir dessen Sinn noch nicht wirklich bewusst. Aber neben dem Zusammenstellen (und dem Nachhören) von geilen Playlists gibt es hier noch einen zusätzlichen Bonus: Es ist nämlich egal, wieviele Jahre man schon dabei ist und wieviele Bands man kennt … es ist nahezu unmöglich, alles zu kennen oder in der Sammlung zu haben. Daher: "Soundcase – The Playlist Book" birgt (natürlich individuell gesehen) unendliche Geheimnisse und Überraschungen, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Ein Triumph für den musikalischen Horizont, möglicherweise aber auch ein Desaster für den Geldbeutel, weil man einfach so viel gutes Neues entdeckt und dann natürlich unbedingt haben muss. Klasse!
Verlag: p.machinery; 1. Edition (2. Januar 2023)
Sprache: Deutsch / Englisch
Taschenbuch: 556 Seiten
ISBN-10: 3957653096
ISBN-13: 978-3957653093
Lesealter: Ab 16 Jahren
Abmessungen: 21.01 x 3.33 x 21.01 cm
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