Ein untrügliches Zeichen, dass sich das laufende Jahr dem Ende entgegen neigt, ist das Erscheinen des liebgewonnenen "The Spirit Of Sireena"-Samplers. Diese mittlerweile in dreizehnter Auflage vorliegende Zusammenstellung des 2000 gegründeten, norddeutschen Labels Sireena wird stets gekonnt mit Veröffentlichungen des abgelaufenen Jahres befüllt und dient Musikliebhabern, eventuell noch nicht bekannte Bands kennenzulernen, oder aber denen, die sich regelmäßig bei Sireena bedienen, einen Sampler ohne eigene Arbeit ins Regal zu stellen.
Bei Sireena ist es übrigens gar nicht so schwer unbekannte Bands zu entdecken, denn auf der Label-Fahne steht u. a. das Ziel:» verschollene und längst vergriffene Musik der Öffentlichkeit wieder zugängig zu machen«. Und das tun sie, denn auch ich habe mittlerweile einige unbekannte Schätze entdeckt. Im aktuellen Jahr ist da unbedingt die nicht mehr existierende Band Desperado zu nennen. Deren Werk "Haltet aus! Desperado Kommt… Live!" zählt zu meinen persönlichen Highlights des Jahres 2018. Unsere Reviews zu den auf der Kompilation enthaltenen Tracks findet ihr übrigens am Ende dieses Artikels über die Links in der Titelliste. Bis auf Tri Atma und New Nektar haben wir alle auf dem Sampler vertretenen Alben besprochen.
Die Rezension zu New Nektar – das sind die nach Roye Albrightons Tod umbenannten Nektar – wird allerdings in den kommenden Tagen auf RockTimes veröffentlicht.
Das Label Sireena ist zwar durchaus als eines anzusehen, das keine Mainstream-Sachen veröffentlicht, aber stilistisch sind die Verantwortlichen eindeutig zweideutig. Stil hat der Output nämlich, viele musikalische Perlen stehen so im Katalog, aber was die musikalische Ausrichtung angeht, gibt es keine Grenzen. Und so ist der Aussage »Mehr Vielfalt geht nicht!« auf der Coverrückseite vorliegender Platte keine Plattitüde. So folgt dem genialen Kuriosum "Axis Mundi" des Projektes Tura Ya Moya von Udo Erdenreich eine ebenso geniale treibende Rock-Nummer des Ex-Moby Grape Drummers Don Stevenson. Blues-Rocker wie SNAFU auf einem Album mit Witthüser & Westrupps Acid Folk, oder die Jazzrocker Real Ax Band sowie die Zappa-Tributband Fido Plays Zappa neben Underground-Indie von Pachinko Fake oder der psychedelischen Electric Family, in der Labelboss Tom Redecker selbst im Line-up steht.
In der Tat stilistisch eine Zusammenstellung, wie man sie selbst wohl kaum gewählt hätte, und gerade das macht sie äußerst interessant. Daneben dürften solche Sampler auch aus Sammlersicht einen gewissen Reiz haben. Das Hauptaugenmerk liegt aber im Bestreben des Labels, einen Überblick über das Portfolio zu geben und den Musikliebhabern Neues und Unbekanntes vorzustellen. Wir bei RockTimes haben jedenfalls immer diese gewisse Spannung, wenn eine Sireena-Lieferung im Briefkasten liegt.
An dieser Stelle wünschen wir Sireena weiterhin das gute Gespür beim Heben vergessener Schätze und beim Entdecken neuer Musik.
Tracklist "The Spirit Of Sireena Vol. 13":
- Tura Ya Moya – Axis Mundi (4:16)
- Don Stevenson – Driven The Train (5:09)
- SNAFU – Long Gone (6:30)
- New Nektar – Meglomania (8:01)
- Real Ax Band – You Really Shouldn’t Act Like That (10:44)
- Pachinko Fake – He Made Love To A Six Pack (3:50)
- The Electric Family – Space Caravan (10:34)
- Eric Burdon & Rock Circus – Jam Rock (6:30)
- Tri Atma – We Are Just Walking (4:00)
- Desperado – Herzlich Willkommen (3:43)
- Fido Plays Zappa – Dirty Love / Magic Fingers (4:39)
- Witthüser & Westrupp – Vision I (4:59)
Gesamtspielzeit: 72:14, Erscheinungsjahr: 2018
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