Kai Strauss ist nicht nur mit dem in Chicago geborenen und mittlerweile in Houston, Texas beheimateten Tony Vega auf Tour.
Anfang 2018 war er mit Mike Wheeler unterwegs und Ende des Jahres steht bereits ein Konzert mit der Steve Baker Band im Terminkalender des deutschen Bluesers.
Die Tony Vega Band wurde 1997 gegründet und diese Gruppe ist mittlerweile eine der gefragtesten Formationen im Blues-Zirkel dieser Welt. Nicht nur mit unzähligen Gigs dies- und jenseits des Atlantiks begeistert der Frontmann mit seiner Band.
Die bisher veröffentlichten Tonträger sind bei den Kritikern sehr gut angekommen. 2007 erschien "Glory Baby". "Dog Gone Shame" kam 2010 auf den Markt und "Shakin' At The Easy!" aus 2014 ist eine Live-Platte. Die beiden Album-Buchstützen von Tony Vega sind "Tastes Like Love" (2004) und "Black Magic Box" aus 2016.
Getting Personal ist Kai Strauss' Album aus dem Jahr 2017 und außerdem werden die Blues-Anhänger auch an I Go By Feel, "Electric Blues" oder This Time Gefallen haben. Im Zusammenhang mit Kai Strauss muss eine fünfzehnjährige Tätigkeit in der Gruppe von Memo Gonzalez erwähnt werden. 2014, 2015 und 2016 wurde er mit German Blues Awards ausgezeichnet. 2018 stehen drei Nominierungen an. Die Liste der Musikerinnen/Musiker, mit denen er zusammen arbeitete oder auftrat, ist ellenlang.
Mit Bassist Henrik Poulsen sowie Schlagzeuger Mads Andersen (Bruder von Mike Andersen) bilden die USA, Deutschland und Dänemark die geografischen Punkte eines magischen Blues-Dreiecks. Die Frühjahrs-Tour mit knapp unter zwanzig Terminen führt die Band durch Deutschland, Dänemark und die Niederlande. Auf diversen Konzertankündigungen im Internet findet man den Hinweis: »A Texas Blues Guitar Tour De Force«. Tony Vega und Kai Strauss sind zwei große Könner auf ihren Arbeitsgeräten und somit durfte man schon Glanzleistungen erwarten.
Die Formation legte wert auf einen pünktlichen Beginn und so fiel quasi mit dem instrumentalen "Hot Tomato" der Startschuss zu einem Konzert, an das sich noch viele – wenn nicht alle – Besucher zurück erinnern werden. Der erste Track war sozusagen die Werbetrommel für das, was noch folgen sollte. Die Soli der beiden Frontmänner wechselten hin und her. Auch den Gesang teilten sich Tony Vega sowie Kai Strauss. Beide Künstler konnten auf persönliche Art mit ihren Stimmen punkten. Emotionen wo man hinsah oder -hörte.
Das Rhythmus-Duo sorgte für den perfekten Groove ("Good Time Charlie") und der motivierte nicht nur einmal, seinen Körper in rhythmische Bewegungen zu versetzen. Die Vega Strauss Band war ein Garant für erstklassige Unterhaltung und bei zwei exponierten Gitarristen gab es in Sachen Saiten-Zauberei genügend Anlass für Szenenapplaus. Die Alleingänge von Tony Vega und Kai Strauss hatten definitiv improvisatorischen Charakter. Jeder ließ sich Zeit, um seine emotionalen Ideen am Mikrofon und besonders auf dem Fretboard zum Ausdruck zu bringen.
Die Vega Strauss Band hatte Drive, Druck, Energie, Fantasie und bot individuell-emotionale Phrasierungen rund um den Blues aus Texas.
Henrik Poulsen und Mats Andersen fütterten jedes Song-Fundament mit hinlangenden Rhythmen. Bei der Klasse hätten beide einen Solo-Freiraum verdient. Vielleicht muss ein Riss einer Saite nicht unbedingt in einem Konzertbericht Erwähnung finden, aber wenn diese Materialermüdung gleich dreimal vorkam, dann schon. Gleich im Opener passierte es Tony Vega, der zur zweiten Gitarre von Kai Strauss griff und dann hatte er zweimal dieses Pech. Im Trio (siehe Bildergalerie) wurde schließlich die neue Saite aufgezogen. Die Soli der beiden Gitarristen waren hingegen hinreißend gut.
Mit der Zwölftakter-Energie ging die Band geradezu verschwenderisch um. Ausgerechnet beim "Highway Blues" ging es in Richtung Oase, Entspannung, Slow Blues. Highlight, dieses Lied! Die Stippvisite bei der "Devil’s Daughter" wurde zu einer rockigen Angelegenheit. "Backwater Roll" entwickelte dann durchaus heftigere Charakterzüge und die Kai Strauss-Nummer "Got To Get The Ball Rolling" hatte einen ganz persönlichen Rock’n’Roll-Touch.
"Back And Front" war ein weiteres beeindruckendes Instrumental und "She Belongs To Me" siedelte sich vom Tempo her zwischen Rock und Ballade an. In "Frisco" lieferte Tony Vega ein Solo in XXL-Format und -Klasse ab. Bei den Gitarristen kam es natürlich auch zu Konversationen auf zwölf Saiten und mit einem Gitarren-Wettkampf konnte man ebenfalls begeistern. Die musikalisch-geografische Kompassnadel zeigte in Richtung Texas. "Big Legged Woman" (Freddie King), Albert Kings "You’re Gonny Need Me" oder das mit scharfen Rock’n’Roll-Riffs angemachte Jimmie Vaughan-Tribute "Jimmie Lee" waren sehr gelungene Griffe in die Zitaten-Kiste. "Drinking Beer" bestand definitiv nicht aus alkoholfreiem 12-Takter. Das begeisterte Publikum bestellte quasi bei einer 'Last Order, Please!' mit lautstarkem Beifall eine Zugabe. "Couldn’t Stand The Weather" war Texas Blues in der furiosen Funk-Variante. Bei diesem Konzert der Vega Strauss Band gingen schließlich nach fast zwei Stunden Spielzeit beide Daumen hoch. Sowohl bei der Gruppe als auch der Song-Auswahl passten alle Puzzleteile zusammen. Hats off, Tony, Kai, Henrik und Mats!
Wir bedanken uns bei Kai Strauss für den Platz auf der Gästeliste.
Line-up Vega Strauss Band:
Tony Vega (guitar, vocals)
Kai Strauss (guitar, vocals)
Henrik Poulsen (bass)
Mads Andersen (drums)
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