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Vera Lux / Aus dem Nichts – CD-Review

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Willkommen im Club! Das Genre der Hardrocker mit mittelalterlichem Einschlag hat mit Vera Lux Zuwachs bekommen. Mit "Aus dem Nichts" haben die Nürnberger ihr Debütalbum vorgelegt. Die Szene, die mit etablierten Schwergewichten wie In Extremo, Subway To Sally und Schandmaul seit vielen Jahren gut aufgestellt ist, sollte den frischen Wind aus Franken gut vertragen.
Die jungen Musiker dürften nicht nur das Durchschnittsalter der besagten Bands nach unten schrauben. Mit Sängerin Inara am Mikro haben Vera Lux ein Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen, zumindest wenn es um Metal in Verbindung mit Mittelalter und Folk geht. Jetzt also eine Frontfrau.

Die fünf Newcomer, die 2016 zusammengefunden haben, verschreiben sich dem Folk Metal, wobei hier die Genregrenzen fließend sind. Wo Metal drauf steht, steckt aber in erster Linie Metal drin. Die zusätzlichen Instrumente wie Drehleier, Sackpfeife, Violine und Bouzouki sorgen für abwechslungsreiche Arrangements.

Mal eröffnen sie einen Titel, ein anderes Mal setzen sie später ein, wenn bereits Gitarren das Geschehen dominierten. Die Vielseitigkeit ist erfrischend und charakteristisch für das Album, dessen passender Titeltrack autobiographische Züge der jungen Band trägt.
Die Texte, die analog der Musik im kollektiven Miteinander entstanden sind, muten auf den ersten Blick recht düster an. Doch gerade deshalb lohnt es sich, genauer hinzuhören. »In den Texten verpacken wir immer eine aktuelle Botschaft, die mit unserem Alltag zu tun hat«, erklärte Vera Lux-Bandmitglied Arved im Gespräch mit der RockTimes-Redaktion.

"Eiszeit" beispielsweise beschreibt die mittlerweile alltägliche, zwischenmenschliche Kälte in der Gesellschaft. Musikalisch leiten Violine und Bass das Stück ein, ergänzt durch pfeilschnelle Gitarren. Gepaart mit der Stimme von Inara stecken Gänsehautmomente in diesem Lied.

»Nichts will man dem Nächsten schenken, wer nichts hat, der nicht gewinnt.
Nur wer stark ist, bleibt am Leben, dem Rest bleibt nur der Tod bestimmt.
Jeder presst sich stur in Normen, niemand darf besonders sein.
Freundschaft hat den Wert verloren, lieber bleibt man ganz allein.«

Die Textprobe zeigt, dass es bei "Eiszeit" dem Genre entsprechend frei nach dem Motto 'Hart aber herzlich' zugeht. Das Stück steht gleichwohl für die melodische Struktur aller elf Kompositionen, gegliedert nach Strophe und Refrain.

Mit dem Phänomen Burnout setzt sich "Labyrinth" auseinander. "Krieger" soll Menschen, die mit Mobbing zu kämpfen haben oder allgemein vor schwierigen, ausweglosen Situationen stehen, Mut machen. "Vampir" behandelt das Leben mit der Sucht.
"Bis aufs Blut" setzt textlich sehr direkt die Botschaft um. Es beschreibt die Brutalität und Banalität des Krieges und geht als klares Plädoyer für den Frieden unter die Haut.
Mit "Sturm" gibt es nach Angaben der Band einen weiteren autobiografischen Song. "Aus der Asche" beendet den Titelreigen des Albums und steht in der Symbolik für den Neuanfang nach einer Krise. 2020 erschienen, trifft es dabei haargenau den Nerv der aktuellen Zeit.

Musikalisch experimentieren die Protagonisten, was allein schon dieses Album auszeichnet. Mit fortschreitender Dauer halten sich die mittelalterlichen Instrumente etwas mehr im Hintergrund auf, weshalb "Sturm" und "Aus der Asche" mehr als Empfehlung für die klassischen Metal-Fans durchgehen.
Gefällig ist der Satzgesang, der an manchen Stellen dezent zum Einsatz kommt und das kollektive Handeln der fünf Musiker unterstreicht.

Was bisher weitestgehend als Geheimtipp für Fans und Veranstalter gehandelt wurde, sollte über geographische und Szenegrenzen hinaus seine Anhängerschaft finden.

Das Album "Aus dem Nichts" ist geprägt von einer klaren Struktur und hört sich geradezu nach einer selbstbewussten Band mit Potenzial an.

Für den Mix im Tonstudio zeichnete John Higuera verantwortlich, für wertvolle Tipps beim Songwriting und bei der Produktion bedanken sich die Musiker von Vera Lux bei Alexander Haas und dessen Band Ingrimm.


Line-up Vera Lux:

Inara (vocals, irish bouzouki)
Lykorias (violine, pipes)
Arved (hurdy gurdy, pipes, shouts)
Dorner (bass)
Mogais (guitar, drums)

Tracklist "Aus dem Nichts":

  1. Aus dem Nichts
  2. Meine Ketten
  3. Rattenfänger
  4. Labyrinth
  5. Krieger
  6. Vampir
  7. Flammernmeer
  8. Bis aufs Blut
  9. Eiszeit
  10. Sturm
  11. Aus der Asche

Gesamtspielzeit: 44:09, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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