Schon ein paar Monate ist es her, dass das erste volle Album von Veritas, das vorliegende "Threads Of Fatality" das Licht der Welt erblicken durfte. Nach einer gut angenommenen EP im Jahr davor, war es nur der logische und richtige Schritt, hier ordentlich nachzuschieben. Zwar als Hard Rock-Band aus Kansas City auf dem Waschzettel angepriesen, möchte ich eine kleine Genre-Korrektur vornehmen und die vier Jungs mehr in die Prog und Power Metal-Ecke verweisen.
Denny Anthony (vocals), Greg Wenk (guitar) und Geno Alberico (bass) haben sich der Unterstützung von Schlagwerker Mark Zonder bedient, der als langjähriger Trommler von Fates Warning in der Szene hinlänglich bekannt ist und mit der Truppe um Ray Alder u. a. A Pleasant Shade Of Gray erschuf. Ob es Zufall ist und ob Zonder auch den Titel "Fates Warning" zu diesem Album beigesteuert hat, wird in den spärlichen Liner Notes der CD nicht erläutert. Augenscheinlich (naja, ohrenscheinlich…) kann eine gewisse Nähe zu FW nicht geleugnet werden. Aber auch zu Queensrÿche oder Dream Theater findet der aufmerksame Hörer Querverweise – eigentlich klar, wenn man US Metal und Prog auf der Fahne stehen hat.
Der Einstieg in die gute Dreiviertelstunde wird etwas ’spooky' mit "Prelude To The Sacrament" vollzogen, das im langsamen bis mittleren Tempo einen kleinen Hauch nur von dem erahnen lässt, was da noch kommen mag. Erste Ansätze in Richtung der Referenzbands kann man vermuten, aber der proggige Anteil kommt eigentlich erst beim folgenden "Frail" zum Einsatz. Das Tempo geht rauf und die Fähigkeiten der Musiker werden richtig ausgespielt. Saitenhexer Wenk gibt eine schöne Kostprobe seines Könnens und wir werden auch vom stimmlichen Vermögen des Sängers eingefangen.
Dieser presst anschließend bei "Love And Burn" eine Mischung aus rauem Grundgesang, höheren Refrains und spitzen Schreien in das Mikro – muss man vielleicht zwei oder drei Mal hören. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Freunde guter Gitarren- und Trommelarbeit hier und bei den anderen Stücken voll auf ihre Kosten kommen. Wenn "Far Away" im Intro nicht zumindest ansatzmäßig eine Erinnerung an Crimson Glory auf "Transcendence" weckt, dann weiß ich es nicht. Auch das etwas kalt klingende Schlagzeug tendiert ein wenig in Richtung des von mir sehr geliebten Meisterwerks aus Florida.
"Morbid Stale" knüppelt dann richtig hinterher mit Sänger Anthony hier wieder in rotzig-derbem Modus, getragen von flinkster Arbeit Wenks und immerwährendem Bass-Teppich. "Fates Warning" fällt im Tempo ein wenig ab, ist eigentlich ein Song, der sich über locker das Doppelte an Zeit hinziehen könnte und vielleicht live als Langfassung zu hören sein mag. Für "Say Goodbye" zieht die Band alle Register. Zwar handelt es sich um ein relativ kurzes Stück, aber die einzelnen Elemente vermögen es, auffallend gute Überzeugungsarbeit zu leisten.
Später fährt die Band bei "Eyes Of The Blind" das Tempo wieder hoch und sorgt so im regelmäßigen Wechsel für wenig Langeweile. "Sludge" dagegen reduziert anschließend erneut, kann wiederum mit coolen Prog-Elementen aufwarten und steht bezüglich der Geschwindigkeit im schönen Gegensatz zum darauf folgenden "Masquerade", das schnell, gleichzeitig etwas düster präsentiert wird – ebenfalls sehr überzeugend.
Auch der Rausschmeißer, "If It’s Over", haut in diese Kerbe und hinterlässt im Rückblick auf das Gesamtwerk ein doch gutes Gefühl. Müssen wir auf die fast unerreichte Qualität von Queensrÿche oder Fates Warning abheben und vielleicht unfaire Vergleiche ziehen? Ich denke nicht. Veritas haben hier ein veritables (haha) Debütalbum am Start und damit eine prima Empfehlung für sich ausgesprochen. Lasst uns mal abwarten, was die Zukunft bringt – die Vorzeichen stehen gut.
Line-up Veritas:
Denny Anthony (vocals)
Greg Wenk (guitar)
Geno Alberico (bass)
Mark Zonder (drums)
Tracklist "Threads Of Fatality":
- Prelude To The Sacrament
- Frail
- Love And Burn
- Far Away
- Morbid Stale
- Fate’s Warning
- Say Goodbye
- Moments Of The Day
- Starlight
- Eyes Of The Blind
- Dying To Live
- Sludge
- .Masquerade
- If It’s Over
Gesamtspielzeit: 47:23, Erscheinungsjahr: 2020
1 Kommentar
Greg Wenk
3. Februar 2021 um 16:48 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Thank you for the awesome review!