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Veronica Swift / This Bitter Earth – CD-Review

Es gibt in diesen Tagen kaum eine Presseinformation, die nicht in irgendeiner Form auf Corona hinweist.
So auch bei Veronica Swifts Album "This Bitter Earth".
»[…] Einen Großteil des Materials nahm sie 2019 auf, bevor die Corona-Pandemie die Welt fast völlig zum Stillstand brachte. […]«
Der Nachfolger von "Confessions" (2019), Veronica Swifts Debütalbum für die mack avenue Music Group, ist eine bemerkenswerte Veröffentlichung.

Den Kern der ihr zur Seite stehenden Musiker bilden der Pianist Emmet Cohen, Yasushi Nakamura am Bass sowie Bryan Carter (Schlagzeug).
Erweitert wird der Kreis unter anderem durch die vier Streicher Lavinia Pavlish (Violine), Meitar Forkosh (Violine), Andrew Griffin (Viola) sowie Susan D. Mandel (Cello).
Saxofonist Aaron Johnson bringt sich in "You’re The Dangerous Type" ein.
Armand Hirsch hat seine Finger beim von Carole King für The Crystals geschriebenen Song "He Hit Me (And It Felt Like A Kiss)" an den Saiter der akustischen Gitarre. In "Sing" ist es der elektrische Sechssaiter.

Es ist außergewöhnlich, wie sich Veronica Swift die Lieder anderer Komponisten zu eigen macht.
"This Bitter Earth" geht auf das Jahr 1960 zurück und wird auch in Verbindung mit Dinah Washington gebracht. Andere Lieder stammen aus Musicals wie "Bye Bye Birdie" (1960), "South Pacific" (1949), "The King And I" (1951) oder "The Jungle Book" (1967). "Sing" geht zurück auf die Alternative Rock-Band The Dresden Dolls.

Von Pianist Emmet Cohen filigran eingeleitet, ist der Titelsong "This Bitter Earth" eine Highlight in balladesker Sentimentalität. Das Streicherquartett spielt exzeptionell gut. Von Veronica Swifts hingebungsvollem Gesang werden wir uns in den verbleibenden zwölf Tracks wiederhin verwöhnen lassen. Alleine der Opener verfügt schon über eine einzigartige Qualität.

Man ist hin und weg, wie sehr sich die Sängerin und ihr Musiker mit einer spürbaren Leichtigkeit den Fremdkompositionen nähern, aber immer darauf achtend, das die Individualität erhalten bleibt.

Die Interpretationen changieren hervorragend zwischen Jazz, R&B, Rock und einer Prise Blues. Alle Lieder swingen und grooven. Die Sentimentalität, Nachdenklichkeit oder auch die positiven Emotionen sorgen ein ums andere Mal für eine Gänsehaut.
In jeder Phase brillant ist der Gesang der Protagonistin. Hinzu kommt, dass sie eine wahre Meisterin des Scat-Gesangs ist. Ja, bei den älteren Liedern darf ruhig die Atmosphäre der Zeit, in der sie zu Papier gebracht wurden, mitschwingen.
Es ist nur verständlich, nachvollziehbar, wenn zu Beginn von "Trust In Me" dieser hypnotisierenden Charakter der Schlange Kaa umsetzt wird. Dies gelingt durch Aaron Johnsons Einsatz der Querflöte, zu der Veronica Swift fast unisono singt. Bryan Carter erzeugt eine dezente Percussion-Stimmung.

Flotte Fahrt nimmt das Stück "You’re The Dangerous Type" auf. Hier erleben wir Aaron Johnson als Alt-Saxofonisten und der zeigt uns, wie man ein herrliches Jazz-Solo bläst. Technisch brillant, voller Ideenreichtum ist sein Alleingang und der folgende von Emmet Cohen sowie Veronica Swifts Scat-Gesang ein Highlight.
Es wäre völlig flasch, zu sagen, dass man sich das Beste bis zum Schluss aufhebt, denn vor "Sing" von The Dresden Dolls ist schon so viel Herausragendes passiert. "Sing" ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Im Line-up tauchen der Stone Robinson Elementary School Choir sowie der Walton Middle School Girl Choir auf. Okay, deren Einsatz hat man sich dann wirklich für das große Finale aufgehoben. Armand Hirschs E-Gitarren-solo ist Fusion pur. Auch hier gibt es kein Entrinnen vor der Gänsehaut.

Sieht man Veronica Swift auf dem Coverbild nachdenklich in die Kamera blicken, hat sie im Inneren des Digipak dann doch ein Lächeln für uns übrig.
Veronica Swifts Album bringt uns Lieder aus einer vergangenen Zeit in attraktiv-moderner Art in die vier Wände.
"This Bitter Earth" ist beeindruckend, brillant, virtuos, sentimental, verführerisch, voller Emotionen und schlussendlich hochgradig überzeugend.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Veronica Swift:

Veronica Swift (vocals)
Emmet Cohen (piano – #1-7,9-13, celste – #4)
Armand Hirsch (acoustic guitar – #8, electric guitar – #13)
Yasushi Nakamura (acoustic bass – #2-7,9-13)
Bryan Carter (drums – #2-7,9-13)
Lavinia Pavlish (violin – #1,3,4,13)
Meitar Forkosh (violin – #1,3,4,13)
Andrew Griffin (viola – #1,3,4,13)
Susan D. Mandel (cello – #1,3,4,13)
Aaron Johnson (alto saxophone – #6, bass flute – #7, flute – #7)
Steven Feifke (background vocals – #13)
Ryan Paternite (background vocals – #13)
Will Wakefield (background vocals – #13)
Stone Robinson Elementary School Choir (background vocals – #13)
Walton Middle School Girls Choir (background vocals – #13)

Tracklist "This Bitter Earth":

  1. This Bitter Earth (4:26)
  2. How Lovley To Be A Woman (4:09)
  3. You’ve Got To Be Carefully Taught (5:14)
  4. Getting To Know You (6:18)
  5. The Man I Love (4:48)
  6. You’re The Dangerous Type (4:23)
  7. Trust In Me (5:18)
  8. He Hit Me [And It Felt Like A Kiss] (2:08)
  9. As Long As he Needs Me (4:55)
  10. Everybody Has The Right To Be Wrong (2:50)
  11. Prisoner Of Love (4:45)
  12. The Sports Page (6:19)
  13. Sing (5:44)

Gesamtspielzeit: 61:13, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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