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Vibravoid / Mushroom Mantras – CD-Review

Vibravoid - Mushroom Mantras

Schon wieder eine neue Vibravoid? Die Düsseldorfer veröffentlichen ja neue Scheiben schneller als in einer Lavalampe eine Blase aufsteigt – so mein erster Gedanke. Mal nachgesehen, die Wake Up Before You Die hatte ich im August 2016. Okay, ist doch länger her als ich dachte, dennoch für die heutige Zeit recht kurz.
Nun, Vibravoid waren noch nie so richtig ein Teil des Jetzt, sondern schlugen immer eine Brücke zurück in die 60er.

Was lese ich da in der Tracklist? "Apollo69" – natürlich denke ich da sofort an die Mondlandung im Jahr 1969. Vibravoid liefern folgende Erklärung dazu: »"Apollo69″ ist der Zündstoff mit dem Raketen betrieben werden und liefert in nur zweieinhalb Minuten eine Reise durch den kompletten Kosmos und zurück.«
Gleich noch eine Info, nämlich wofür der CD-Titel steht: »"Mushroom Mantras" sind in der Buddhistischen Tradition kleine Pilze, die mit Segens- und Glücksgebeten bemalt werden und genau so ist auch dieses Album zu verstehen.«

Ist also "Mushroom Mantras" ein Segen und ein Glück für Fans von Psychedelic Rock? Ja, lautet meine Antwort. Im Gegensatz zur Vorgängerscheibe "Wake Up Before You Die" erscheint mir der Gesamteindruck weniger poppig, mehr rockig und spacig. Weniger erdverbunden, mehr im Raum schwebend, abgehoben von irdischen Problemen. Dies ist keinesfalls negativ gemeint, denn warum sollten Vibravoid noch einmal genau so klingen (wollen)?
Keine Angst, zu groß ist die Veränderung nicht. Nur habe ich den Eindruck, dass hier Synthesizer, Orgel, Mellotron und so weiter mehr Dominanz erhalten haben. "Mushroom Mantras" ist damit teilweise rockiger, oft aber meditativer und harmonischer als der Vorgänger ausgefallen. Weniger Popart, mehr kosmische Klänge.

Als Beispiele: "Purple Pepper" wabert herrlich ätherisch und überirdisch, wie eine Traumsequenz aus einer anderen Dimension.
Das überlange Stück "The Orange Coat" erscheint wie ein fernöstlich angehauchter Trip, ein Versuch, durch Sounds für einen Moment ins Nirwana zu gelangen.
Spiritualität verbindet sich mit Weltraum. Unendliche Weiten und eine Auflösung im Nichts sind Eins. Gegensätze verschwinden während die Impressionen auf der Reise im Wandel begriffen sind.
Ich muss an den letzten Teil des Filmes "2001 – Odyssee im Weltraum" denken – und wen wundert es, dieser stammt von 1968. Passt. Genauso wie die Tatsache, dass das Debüt von Vibravoid "2001" hieß und auch in selbigen Jahr erschien.
Anderes, wie "The Legend Of Doctor Robert" kommt deutlich geradliniger daher, zumindest auf den ersten Höreindruck, wirkt auf gewisse Weise fröhlich und gleichzeitig hat der Song irgendwie etwas unterschwellig Unheimliches.
Vibravoid beweisen wieder einmal, dass sie verschiedene Facetten des Psychedelic Rock beherrschen und damit spielend umgehen können.

Ich will nun gar nicht mehr auf weitere Songs eingehen, Fans kaufen die Scheibe sowieso, wer die Band noch nicht kennt, jedoch auf diese Sparte steht, sollte sie unbedingt antesten.
Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass es hier drei Bonus-Tracks gibt, die bisher unveröffentlicht waren und Aufnahmen von 1992 sind. Der Titel "Krautfaktor" verdeutlicht etwas, das ich bisher noch gar nicht erwähnt habe: Vibravoid setzen nicht nur auf bunte Hippie-Elemente, die Farbtupfer ins triste Grau der Gegenwart bringen, sondern sie führen  auch die Tradition des Krautrocks fort.


Line-Up Vibravoid:

Christian Koch (Gesang, Gitarre)
Frank Matenaar (Perkussion, Schlagzeug)
Daria Treese (Orgel, Keyboard, Bass)

Tracklist "Mushroom Mantras"

  1. Om Gang Ganpataye Namah (4:40)
  2. The Legend Of Doctor Robert (3:51)
  3. Echoes Of Time (3:57)
  4. Sarveshaam Svastir Bhavatu (2:25)
  5. Apollo69 (2:30)
  6. Purple Pepper (5:14)
  7. The Orange Coat (19:48)

Bonus Tracks: (previously unreleased 1992 recording session)

  1. Krautfaktor I (4:25)
  2. Krautfaktor II (21:50)
  3. Krautfaktor III (3:09)

Gesamtspielzeit 71:54, Erscheinungsjahr 2017

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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