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Vibravoid / Wake Up Before You Die – CD-Review

»Every single note has the effect of LSD and Vibravoid bring LSD to all their shows – LSD, that’s a Lightshow Society Düsseldorf, who project a unique and mind blowing illumination that gives an enlightening impression of how the 1960s have been«
Mal wieder eine Beschreibung, bei der ich mir das Grinsen nicht verkneifen kann und die ich daher unbedingt als Zitat bringen musste…
Und ich stelle fest, dass mir die Musik von Vibravoid auf Tonträger schon seit Jahren bekannt ist, doch irgendwie hat es bisher nicht geklappt, sie live zu sehen.

Tja, daher zur der mir vorliegenden neuen CD, die es ebenfalls auf LP (teilweise als Splatter-Vinyl) gibt, in manchen Varianten mit vier Live-Bonus-Tracks.  Sie trägt den Titel "Wake Up Before You Die", was durchaus auf die heutige Zeit gemünzt sein kann. Auf dem Backcover steht »Make Love Not War«, ein Spruch, der 1967 in der Hippie-Zeit als Statement gegen den Vietnam-Krieg bekannt wurde und dessen Aussage auch jetzt noch aktuell ist. Vielleicht sogar aktueller denn je…
Beim Lesen/Hören von gefühlt immer mehr Terror-Meldungen, Amok-Läufen und anderem Unfriedlichen, kombiniert mit Hass-Postings in Sozialen Netzwerken erwächst manchmal schon der Wunsch nach Frieden, nach einer harmlos-unschuldigen Welt, die einfach nur bunt und verspielt ist. In den 60ern, einer der brenzligen Phasen des kalten Krieges, gab es als eine Möglichkeit dafür Psychedelic Rock als Gegenentwurf zu der Angst eines durch die Kubakrise hervorgerufenen Weltkrieges.

Für einen Trip zurück in die 60er wiederum gibt es Vibravoid, denen es gelingt, psychedelische Klänge aus jener Zeit in die Gegenwart zu transportieren. Das ist retro und modern zugleich, poppig und spacig irgendwie, zeitgemäßer Psychedelic Rock.
Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug gibt es Sitar, Mellotron und andere Instrumente. Die Songs erscheinen einerseits recht kurz und knackig, andererseits enthalten sie erwartungsgemäß viele abgefahrene Parts, die aus einem durchgeknallten Wunderland zu stammen scheinen. Im Kopfkino spielen sich überbordend bunte Bilder ab.

Vibravoid distanzieren sich übrigens von verwaschenen Stoner Rock, ihre Sounds sind stellenweise sauber und klar, dennoch gibt es natürlich auch Distortion und einiges an Schrägheit – so entsteht eine musikalische Reise durch eine verzerrte Welt, oft eher schwebend, manchmal jedoch erstaunlich geerdet. Einige Töne sind verträumt und schön, stellenweise werden in diese (anscheinend absichtlich) Missklänge eingestreut.
Wer sich fallen lassen kann und/oder will, kann hier einen faszinierenden Trip erleben, egal ob dieser seiner selbst willen gesucht wird oder als Kontrast zur Realität der Medien und des grauen Alltags. Doch nicht nur wegen billiger Berieselung, "Wake Up Before You Die"  fordert auf, bewusst daran teilzunehmen.

Schade, dass keine Texte im Booklet stehen, nach den Liedertiteln habe ich durchaus den Eindruck, dass darin Aussagen zu finden wären. Ohne abgedruckte Lyrics bleibt Raum für eigene Interpretationen, inspiriert von den gehörten Wortfetzen, was vermutlich so gewollt ist. Natürlich lässt sich auch einfach nach dem Motto "Just Let Go" vorgehen und in die Musik eintauchen…


Line-Up Vibravoid

Christian Koch (Gesang, Gitarre)
Frank Matenaar (Perkussion, Schlagzeug)
Daria Treese (Orgel, Keyboard, Bass)

Trackliste "Wake Up Before You Die"

  1. Alphawave
  2. Hole In My Shoe
  3. Rheinflow
  4. Raga Baya
  5. Stepping Stone
  6. Shadows Of Reflections
  7. Wake Up Before You Die
  8. Just Let Go
  9. Rheinflow II
  10. Betawave
  11. When You Are Dead For One Second
  12. Listen Can´t You Hear? *
  13. Alphawave *
  14. Rheinflow *
  15. Ballspeaker *

* Bonus tracks: (recorded live 7.5.2016 Cafe Grusewsky, Emden, Germany)

Gesamtspielzeit: 76:09, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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