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Villa Noise / Conversations On A Lonely Star – CD-Review

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Es ist angerichtet. Mit Fug und Recht kann man das so sagen, wenn es sich um Indie-Rock handelt. Indie, wie es in der Kurzfassung heißt, ist ein musikalisches Lebensgefühl, das eine Vielzahl von Stilrichtungen aufnimmt. Entstanden in den 1980er Jahren in Großbritannien und den USA, hat sich die ursprüngliche Musik der kleinen Independent-Label über Genres wie Garage Rock, New Wave oder Post Punk schnell etabliert und profitierte dabei auch vom Grunge-Boom zu Beginn der 1990er Jahre. Genretypische Instrumente sind Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, Keyboard. Das bedeutet: Rockmusik mit klassischer Prägung. Welche Musik im Indie Rock auch immer die Studios verlässt, der Klang ist meistens sehr international ausgeprägt. Gesungen wird fast ausschließlich in englischer Sprache. Deutsche Bands der Hamburger Schule wie Tocotronic, Blumfeld oder Die Sterne pflegen die Gitarrenmusik mit deutschen Texten.

Englischsprachige Texte und rauschende Melodien verleihen dem Kölner Trio Villa Noise jenen schnörkellosen Rock voller Melancholie und purer Energie mit einer Portion Zweifel und Kraft. Zwangsläufig ruft deren Musik beim Hören den Vergleich mit gängigen Größen auf den Plan. Trotzdem legen die drei Akteure Wert auf einen eigenständigen Stil. Als Beispiele seien hier die nachfolgenden Anspieltipps genannt: "Give it Away", "Knock Me Down" und "Grace". Mit "Soulride" nahm uns eine der ausgekoppelten Singles zu einem Seelenritt mit. Das trifft in der Tat auf das komplette Album zu, klingen doch alle elf Titel nach einer gewissen musikalischen Leichtigkeit. Allen Liedern haften die Attribute lebendig und frisch an.

Der Groove in ihren Stücken erinnert an etablierte Bands wie Blackmail, Placebo oder Muse. Man könnte die eingangs beschriebene musikalische Welt des Indie Rock noch etwas komplizierter gestalten und um den Begriff Britpop erweitern. Mit Villa Noise gäbe es dann plötzlich eine Britpop-Formation aus Deutschland. Das Subgenre des Britpops wurde auf der Suche nach weiteren Schubladen einigen Gruppen zugeordnet, die sich teils von dieser Musikrichtung distanzierten. Dazu zählen beispielsweise Oasis.

Die erfolgreichen internationalen Bands machen mit ihrer Musik deutlich, was im Spannungsfeld des Indie Rocks möglich ist. Die Ansammlung vieler Subgenres verleiht der Musik eine nahezu grenzenlose Vielseitigkeit. Nicht zu überhören sind in vielen Fällen die Einflüsse des Punk. Die Dominanz der Gitarren in den Stücken sorgt dafür, dass die melodiöse Musik gut der Rockmusik zuzuordnen ist, aber in ihrem Charakter massentauglich bleibt.

Villa Noise haben sich nach ihrem Debütalbum "Stories" drei Jahre Zeit gelassen für den Nachfolger. Das Album "Conversations On A Lonely Star" kann sich sehr wohl hören lassen. Es wirkt sehr erwachsen und zeigt, dass die drei Kölner in diesem Genre bestens angekommen sind. Im druckvollen Zusammenspiel zwischen Gitarre, Bass und Schlagzeug bleibt genug Platz für die Stimme von Oliver Rickling. Auf der melancholischen Nummer "Erase Me" hören wir als Gastsängerin Cordula Croce aus Köln. Die elektronischen Klänge, die sich stets dezent im Hintergrund aufhalten, steuerte Jewgeni Birkhoff bei. Er arbeitete auf dem Album als Co-Produzent an der Seite von Olaf Wollschläger. Für das Mastering zeichnete Thomas Ölscher verantwortlich. Das Artwork stammt von Nora Urru, die ihre Designagentur in Köln betreibt.


Line-up Villa Noise:

Oliver Rickling (vocals, guitar)
Marius Wendt (bass)
Jan Hammer (drums)

Guests:
Cordula Croce (lead vocals – #5)
Jewgeni Birkhoff (beats, synths)

Tracklist "Conversations On A Lonely Star":

  1. Secrets
  2. Soulride
  3. Bubbles
  4. Days Fade
  5. Erase Me  feat. Cordula Croce
  6. Reset
  7. Puzzle
  8. Give it Away
  9. Would You
  10. Knock Me Down
  11. Grace

Gesamtspielzeit: 40:26, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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