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Vinyl Floor / Funhouse Mirror – CD-Review

Vinyl Floor / Funhouse Mirror

Der Weg führt nach Dänemark und mit "Funhouse Mirror" haben wir die Möglichkeit, das bereits fünfte Album der Pop Rock-Band Vinyl Floor zu hören. Die im Jahre 2007 gegründete Band hat, so ist lesen, mit der Musik des neuen Albums den Weg zurück zu ihren ersten Alben wie Peninsula (2012) und "Vaudeville" (2014) beschritten. Die Basic Tracks wurden während des Sommers 2021 im Studio Möllan in Malmö, Schweden, eingespielt und die restliche Bearbeitung erfolgte dann im eigenen Studio in Kopenhagen, gemixt wurde dann wieder in Malmö und das Mastering übernahm Anfang 2022 dann schließlich Ted Jensen im Sterling Sound in Nashville.

Nun, da wurde wirklich eine Menge Arbeit investiert, die Band scheint Wert darauf zu legen, alles perfekt zu machen. Um darauf zurück kommen zu können, habe ich quergehört zu den ersten Alben, um auch die obige Aussage beurteilen zu können.
Im Wechsel von leicht punkigen Ausflügen und viel Ausdruck von schwebend, teils psychedelischem, sich an Baroque Pop anlehnend, wobei "Vaudeville" stilistisch härter ist, hat die Band bereits seinerzeit einen eigenwilligen Sound geprägt, mich teils an britische Bands der Neunziger erinnernd. Und genau dort lande ich auch, wenn der erste Song von "Funhouse Mirror" ertönt, vielleicht ein wenig Oasis und was sich ansonsten seinerzeit tummelte. Hinzu kommen Bläserparts, die mich gedanklich noch weiter zurückführen, in die Sixties und stets schwebt auch ein Hauch der Beatles durch den Raum.

So kann ich nach einigen Titeln, noch vor Beendigung des ersten Hördurchgangs feststellen, dass man dem melodischen Pop Rock frönt, Dieser ist stark inspiriert von der britischen Pop-Szene der Sechziger und Siebziger, und eben der späteren Bewegung der Neunziger, als man dieses Genre wieder auferstehen ließ. Damit es dann nicht zu poppig wurde, hat man einen Hauch Indie-/Alternative-Feeling hinzu gepackt. Doch ganz im Pop verankert ist dieser unwiderstehlich klingende Harmonie-Gesang der Gebrüder Pedersen.

Zwar sind diese außerdem an zahlreichen Instrumenten tätig, doch hat man sich einige Gäste eingeladen, um den Sound noch etwas abzurunden und hier und da andere Aspekte mit einzubringen, vor Allem durch den Multiinstrumentalisten Bebe Risenfors aus Schweden. So entstand ein sehr warmer und weicher Sound, der eigentlich sofort gefangen nimmt. Doch angesichts der raffiniert austarierten Arrangements finden wir keine Lieder, die schnell verglühen, sondern solche, die durchaus das Zeug haben, einen Status zu erreichen, der sie zwar noch nicht in die erste Riege von Klassikern des Genres hieven wird, denn dazu wurde teilweise zu sehr geräubert in Songs vergangener Tage und Jahrzehnte und deren Klassiker. Doch mit einer weiteren Entwicklung eines eigenen Profils dürfte das nicht auszuschließen sein für die Zukunft.

Letztlich ist diese Musik jedoch sehr 'freundlich' und entgegenkommend mit ihrem großen Ausmaß von Harmonie und Melodik. Allerdings kann ich die Ansicht nicht teilen, dass man hinsichtlich der Musik einen Rückschritt hin zu den ersten Alben beschritten hat, weil "Funhouse Mirror" viel ausgereifter und individueller in der Ausgestaltung klingt, mithin viel professioneller und weniger rau in den mehr rockorientierten Songs und weniger ziellos verspielt in den verträumten Titeln. Also ein wichtiger Schritt nach vorn, natürlich ohne Frage mit einem gewissen Rückgriff auf alte Sounds, schließlich untermauert das auch den Anspruch einer Band mit dem Weg zum Wiedererkennungswert.


Line-up Vinyl Floor:

Thomas Charlie Pedersen (vocals, acoustic & electric guitars, piano, keys, bass, lead vocal – #2,3,4,6,7)
Daniel Pedersen (drums & percussion, vocals, acoustic & electric guitars, piano, keys, lead vocal – #1,5,8,9,10)
Rasmus Bruun (guitars, bass)
Rob Stoner (bass guitar – #1,2,7)
Bebe Risenfors (upright bass, trumpet, tuba, alto horn, trombone, bass horn, clarinet, baritone sax, tenor sax, alto sax, flute, pump organ, glockenspiel, percussion)
Christian Ellegaard (violin, viola & cello – #9,10)

Tracklist "Funhouse Mirror":

  1. Anything You Want
  2. Clock With No Hands
  3. Between Lines Undone
  4. Dear Apollon
  5. Ever, The Optimist
  6. Pretty Predictable
  7. Funhouse Mirror
  8. Death Of A Poet
  9. Stare, Scare
  10. Days

Gesamtspielzeit: 41:10, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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