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Voivod – Post Society Tour Europe 2017 – Konzertbericht, 18.10.2017, Schlachthof Wiesbaden

Voivod Post Society Tour - Schlachthof Wiesbaden 18.10.2017

Natürlich war klar, dass bei der 'Post Society Tour Europe 2017' die aktuelle EP "Post Society" im Vordergrund stehen würde, wobei aktuell in diesem Fall bedeutet: Februar 2016. Direkt zur Tour gab es noch mal eine Digitale EP mit zwei Songs davon – aber das würde ich jetzt nicht wirklich als Release zählen.
2017 stand eher im Zeichen der Noise-Wiederveröffentlichungen der 80er-Klassiker Rrröööaaarrr, Killing Technology und Dimension Hatröss. Schon im Vorfeld stellte sich also die Frage, wie viele Songs dieser Werke in der Setlist sein würden. Einen Hinweis darauf lieferte uns schon das Backdrop beim Betreten des Kesselhauses des Schlachthofes Wiesbaden. Das Logo war im Schriftzug der "Killing Technology"-Zeit gehalten. Stimmt, 1987 ist nun 30 Jahre her… also kann das als Jubiläums-Gedanke gewertet werden.

Earth Ship - Schlachthof Wiesbaden 18.10.17

Earth Ship – Schlachthof Wiesbaden 18.10.17

Zweite Frage im Vorfeld: Welche andere Band passt zu Voivod? Gar nicht mal so einfach, hatten die Kanadier doch unterschiedliche musikalische Phasen. Die Wahl fiel 2017 auf die Berliner Sludger Earth Ship. Sludge im Kesselhaus – geht immer – war meine Meinung dazu, haben wir dort doch schon einige Truppen aus diesem Genre gesehen und es hat immer gut funktioniert.
Auch Earth Ship konnten mich mit den ersten Songs mitreißen, doch ich muss zugeben, mit der Zeit fand ich es irgendwie nicht mehr so spannend. Die Zutaten stimmten, es hat ordentlich gerockt, gedoomt oder wie auch immer… doch in letzter Zeit gibt es etliche Sludge Bands, darunter viele, die mich begeistern, und diese können mich mehr packen als die Berliner an diesem Abend. Vielleicht war es der falsche Moment, und schlecht war es wirklich nicht, doch mich haben andere an dieser Stelle mehr beeindruckt.

Voivod - Schlachthof Wiesbaden (Kesselhaus) 18.10.17

Voivod – Schlachthof Wiesbaden (Kesselhaus) 18.10.17

Nach einer kurzen Umbaupause ging es wie erwartet weiter:
»Piep…piep…piep…piep…we are connected…«
Tatsächlich stiegen Voivod mit "Killing Technology" ein, was alles andere als eine schlechte Wahl ist. Von der gleichen Scheibe sollte noch "Order Of The Blackguards" kommen, bei dem mir vor allem die Zeile »Your mind is running slow« gefällt. Später dann noch "Ravenous Medicine", das damals mit einem beeindruckenden Videoclip aufwarten konnte und vermutlich Voivod viele Türen geöffnet hat bzw. Aufmerksamkeit bescherte.
Ich freute mich auch über "Psychic Vaccum" von der "Dimension Hatröss" (leider nur ein Song von dieser Scheibe). Von der "Nothingface" gab es "Inner Combustion", da hätte ich zwar lieber "X-Ray Mirror" gehabt, aber ich will nicht meckern…

Die (noch) aktuelle EP, die der Tour ihren Namen gab, wurde mit drei (mit der Coverversion sogar vier) Stücken bedacht: "Post Society", "Fall" und "We Are Connected". Letzteres schlug dann eine Brücke zum Anfang und war auf gewisse Weise Motto des Abends, ein Satz der verschieden, positiv und negativ gedeutet werden kann. Sowohl als technische Vernetzung, die seit den Anfangstagen der Kanadier zugenommen hatte, von ihnen jedoch bereits in den 80ern thematisiert wurde, als auch die Verbindung zwischen Musikern und Fans.

Voivod - Schlachhof Wiesbaden 18.10.17

Voivod – Schlachhof Wiesbaden 18.10.17

Diese fiel an dem Abend sehr angenehm auf, es gab keine Distanz, sondern gemeinsames Erleben und viel Kommunikation. Sicherlich waren manche Ansagen geplant, doch vieles wirkte spontan, lebendig und sehr sympathisch. Mir war gar nicht mehr so bewusst, dass Frontmann Snake ein solcher Bühnenclown ist, der herumalbert und zappelt. Es hat wirklich Spaß gemacht, dabei zuzusehen. Auch die anderen (vor allem Bassist Rocky, der seit 2014 dabei ist) freuten sich sichtlich, wieder einmal (wie Snake betonte) im Schlachthof zu sein und einen tollen Abend zu haben. Die Fans, vorwiegend in den 40ern, gingen mit, neben dem üblichen Headbangen gab es einen kleinen Moshpit und einen Stagediver (der bisher einzige, an den ich mich im Kesselhaus erinnere). Am meisten Stimmung herrschte (erwartungsgemäß) bei den Klassikern aus den 80ern, wobei das in die Jahre gekommene Publikum doch nicht ganz so abging wie auf alten Live-Mitschnitten. Dabei bedachten Voivod sogar ihre wilde Frühphase mit "Korgüll The Exterminator" von der "Rrröööaaarrr" und (natürlich) "Voivod" vom Debüt. Wenn ein solcher namensgebender Song ertönt, ist meistens Schluss und so war es hier ebenfalls.

Voivod - Schlachthof Wiesbaden 18.10.17

Voivod – Schlachthof Wiesbaden 18.10.17

Die Herren ließen sich nicht lange bitten und kehrten für eine Zugabe zurück, die auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen mag: "Silver Machine". Warum ausgerechnet das von Hawkwind… – weil es Lemmy gewidmet war. Gute Idee, mal kein Motörhead, sondern die Space Rocker, die auf gewisse Weise besser zu Voivod passen von wegen Weltraum… so betrachtet war eine Vorband mit dem Namen Earth Ship ebenfalls sehr stimmig.

Unabhängig von solchen Gedankenspielen und den anspruchsvollen Inhalten kombiniert mit musikalischer Bandbreite überzeugten Voivod durch gute Laune und Spielfreude, gleichfalls durch ein Gefühl der Bodenständigkeit und Fannähe. Sie selbst beschrieben den Abend später so »Great times in Wiesbaden!! This place is always heartwarming! Hope to come back next year with new music to present you!!« Ja, gerne doch. Auch wenn es mich anfangs etwas verwundert hat, dass eine Band, die schon so lange existiert und auf so viele tolle Alben zurückblicken kann, im kleinen Kesselhaus auftritt und nicht in einer größeren Halle. Aber es hat alles gepasst so wie es war.


Line-up Voivod:

Snake (vocals)
Away (drums)
Rocky (bass)
Chewy (guitar)

Setlist Voivod:

  • Killing Technology
  • Post Society
  • Psychic Vacuum
  •  Inner Combustion
  • Order Of The Blackguards
  • The Prow
  • Ravenous Medicine
  • Fall
  • Korgüll The Exterminator
  • The Lost Machine
  • We Are Connected
  • Voivod

Encore:

  • Silver Machine (Hawkwind Cover)

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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Mail: andrea(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. mono

    Danke für den Konzertbericht. Noch zu erwähnen wäre der perfekt abgemischte Sound. Ein Lob an die Toningenieure!

    1. Andrea Groh

      Der Sound im Schlachthof, egal ob Halle oder Kesselhaus, ist eigentlich immer gut. Ganz selten mal Schwächen oder Schwankungen erlebt (z.B. gab es bei Downfall Of Gaia Probleme). Die Location ist Top, vom Sound, Licht oder auch das angenehme Personal, gehen wir immer wieder gerne hin.

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