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Vom Mittelalter zum AC/DC-Tribut – Gespräch mit Baba Hail

Wolf 'Baba' Hail

Die erste Begegnung mit Baba Hail hatte ich mit seinem mittelalterlichen Solo-Projekt Nefacio. Seither habe ich seine musikalischen Aktivitäten verfolgt. Darunter befinden sich auch sehr ausgefallene Geschichten wie beispielsweise Bass Affair oder die Experimentalband New Visions. Am Freitag, dem 17. November 2017, einen Tag bevor die Nachricht von Malcolm Youngs Tod die Musikwelt trauern ließ, ergab sich die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch. Auszüge davon haben wir hier wiedergegeben.

RockTimes: Baba, ich verfolge ja deine Projekte seither immer wieder, Mittelalterliches war in der letzten Zeit nicht mehr dabei, oder?
Baba: Nefacio war ja ziemlich gaga, sowas ist toll, aber machen wir uns nix vor, davon leben kannst du nicht. Im Mittelalterbereich war es so, dass es 2011, als ich damit angefangen hab, noch ganz gut lief. Die Veranstalter haben händeringend Bands gesucht, um nicht immer nur Subway To Sally, Schandmaul und In Extremo spielen zu lassen. Als ich mit der ersten Nefacio-CD rauskam, hab ich einige Einladungen gekriegt. Zwei Jahre später hatte sich das Blatt komplett gewendet. So viele Bands hatten den Bereich entdeckt und waren bereit ohne oder für ganz wenig Gage zu spielen. Die Top-Acts wurden immer teurer und aufwendiger und für die kleineren, die man auf dem Plakat schon kaum noch lesen kann, blieb nix mehr übrig. Wenn noch nicht mal mehr Übernachtungs- oder Spritkosten gezahlt werden, dann hat es keinen Sinn mehr, sich da reinzuknien.

RockTimes: Du hast immer mehrere Projekte nebeneinander laufen und spielst auch immer wieder zumindest als Krankheitsvertretung oder zeitweise in Coverbands?
Baba: Man muss schauen, dass es sich die Waage hält. Bezahlte Jobs und eigene kreative Projekte. Ich kann einige Tribute-Themen, von Marius, The Police, Bryan Adams und noch ein paar mehr kann ich alles spielen. Und dann klingelt auch ständig das Telefon. Das ist halt eine ganz gute Möglichkeit, dass du davon leben kannst und dir nicht noch irgendeinen Bürojob suchen musst.

RockTimes: Ich war dann trotzdem einigermaßen überrascht, als ich vor gut drei Jahren auf Facebook gesehen habe, dass du bei einer AC/DC-Tributband angefangen hast. Uns begegnet das Phänomen häufig, dass Tributbands mehr Publikum ziehen, als Bands mit eigenem Material.
Baba: Wenn du alles richtig machst, kriegst du es von den Fans gedankt. Sie sagen: »Danke, dass ihr uns das wiedergebt, was wir von den Originalen nicht mehr kriegen.« Bei AC/DC war das so, als der Malcolm krank geworden ist. Dann kam auch noch Chris Slade, der von den meisten AC/DC-Fans gar nicht geliebt wird, es ist alles immer stärker aufgeweicht worden. Bei uns ist es so, dass wir uns ja nicht an der letzten Besetzung orientieren, sondern AC/DC zu ihrer Hochzeit rüberbringen. Unsere Orientierung ist immer die Zeit, in der sie am besten waren. Und perfekt ist es, wenn dann so ein richtiger Hardcore-Fan dahinkommt und sich bei ihm die Härchen stellen, weil alles stimmt.
Die Akribie ist hoch – Originalinstrumente, am besten aus dem gleichen Baujahr, Tontechniker, die dafür sorgen, dass genau die richtige Röhre reingedreht ist, was dann vorne raus kommt, das ist nicht weit weg vom Original. Wichtig ist, dass der kritische Fan genauso zufrieden ist wie der Partymacher.

RockTimes: Du hast in so einer Band gespielt?
Baba: Bei Barock waren alle Mitglieder gecastet, aber nach Qualität. Der Bandleader hatte jede Position mit dem bestmöglichen (Berufs-)Musiker besetzt. Und alle sind AC/DC-Fans, spielen mit Herzblut und unter technisch guten Bedingungen. Es ist einfach ein Unterschied, ob du irgendwas spielst, weil du es kannst oder es wirklich gern machst. AC/DC ist Musik, mit der ich aufgewachsen bin, die "Back in Black" war meine erste Platte von ihnen.

RockTimes: Vor ein paar Wochen dann die Nachricht, dass ihr die Band verlassen habt und einige Zeit später die Ankündigung von We Salute You als euer eigenes Projekt. Was ist der Unterschied? Sowas wie ein echtes Bandfeeling?
Baba: Genau! Das ist jetzt auch der Unterschied, alle freuen sich, sich zu sehen, die Proben dauern auch mal länger. Jeder kleine Meilenstein wird abgefeiert. Wir sind gut aufeinander eingespielt, können dieses AC/DC-Thema so gut und wollen We Salute You erfolgreich machen. Michael Haufe, der auch das Bühnenbild für Peter Maffays "Tabaluga" gebaut hat, baut unsere Hells Bells. Wir stellen 21 Kanonen auf die Bühne.
RockTimes: Wie groß sind die Hallen, die ihr anpeilt?
Baba: Unser erster Gig am 16. Dezember in Roxheim bei Bad Kreuznach wird in einer 1000er Halle stattfinden, die nächsten Termine bewegen sich auch in dieser Größenordnung. Wie es dann weitergeht, werden wir sehen.

RockTimes: Wir wünschen gutes Gelingen!

AC/DC Tributband

We Salute You
Foto: Stefan Rebscher

 

Über den Autor

Sabine Feickert

Hauptgenres: Rock, Deutschrock, Mittelalter, 'leise Töne'
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Mail: sabine(at)rocktimes.de

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