Prog- und Math Metal, sowie eine Spur Post Rock steht auf der Zutatenliste der Band Walking Across Jupiter aus dem russischen St. Petersburg. Welche Köche nun genau am Herd stehen, ist etwas undurchsichtig. Zweifellos ist Alexander Valitov Kopf des Teams. Er gründete Walking Across Jupiter als Ein-Mann-Projekt und mit dem ersten Output "Scent" im Jahre 2013 war das komplette Line-up mit an Bord. So die Information im Begleitschreiben zum Album.
2014 tourte die Band das erste Mal und danach schrumpfte das Projekt auf zwei Musiker: Alexander Valitov (Multiinstrumentalist) und Nikita Valamin (Gesang). In dieser Besetzung entstand 2018 die zweite Platte, "Oneiroid". Anfang 2019 stießen dann Max Potapov (drums) und Andrei Porozhynyakov (bass) dazu, sodass man wieder von einer Band sprechen konnte. Allerdings verließ Nikita Valamin die Truppe, die nun wieder rein instrumental unterwegs ist.
Demnach besteht die Besetzung von "Sane" gemäß Infoblatt aus Alexander Valitov (guitars), Max Potapov (drums) und Andrei Porozhynyakov (bass). Soweit so gut. Im Booklet sind nun aber Alexander Valitov als Composer und Nikita Valamin als Arrangeur für ein Stück angegeben. Die Namen von Max und Andrei fehlen komplett; dafür sind als session support Anton Mrezhin am Schlagzeug, Vyacheslav Shirshov am Bass und Daria Malina als Sängerin bei "The Last Day" angegeben. Auch die spärlichen Infos im Netz bringen keine Klarheit darüber, wer nun zu hören ist. Glasklar ist jedoch die Gitarre im Eröffnungstrack. Solierend startet sie "Nerve" und steht kontrastierend auch im weiteren Spiel den hereinbrechenden Drum- und Bass-Salven gegenüber. Gut gesetzte Breaks überlassen dem zarten Saitenspiel kurz das Areal, in das die dicken Saiten und vor allem die Felle mit Vehemenz immer wieder einbrechen.
Diese Spielart zieht sich im Prinzip durch die Aufnahmen und damit wäre das Grundrezept für fein gezirkelten Prog Metal auch schon geschrieben. Alexander Valitov versteht es allerdings, auf diesen Basics aufzubauen und sich nicht auf sie zu beschränken. So kann man "Bravery" schon fast einen klassisch angehauchten Start attestieren, was die einfallenden Double Bass-Attacken und die sägende Gitarre in extremem Gegenlicht erscheinen lässt. Überhaupt setzt Alexander mit seinem Gitarrenspiel die Wegweiser für den 'Rest' der Gang. Verspielt und auch schon mal akustisch (so scheint es mir zumindest) baut er friedliche Landschaften – schönstes Beispiel: "The Last Day" –, die, sobald man sich darin niedergelassen hat von den beiden Dampfwalzen Schlagzeug und Bass platt gemacht werden. Scheinbar zumindest, denn in die brutalen Salven mischt sich immer wieder fast sphärisches Gitarrenspiel und die wortlosen Vocals von Daria Malina setzen dem Ganzen dann die Krone auf.
Stellenweise, wenn der Metal-Anteil zurückgenommen wird, kann man gar das Kopfkino anwerfen und den gekonnten Gitarrenläufen huldigen. Als Beispiel sei hier einmal besonders Part 1 von "Secret World" genannt.
Abschließend ist es schwer zu sagen, ob den Tracks der Gesang fehlt. Auf der einen Seite sicher ja, da damit die Musik vielleicht etwas von ihrer pedantischen Perfektion abweichen könnte. Auf der anderen Seite könnten vocals aber auch von dem musikalischen Kontrast aus Gitarrenkunst, leicht klassischen Momenten und Prog Metal-Salven ablenken; von dazu passenden Lyrics erst mal gar nicht zu reden. Wortlose Beiträge wie sie Daria Malina in "The Last Day" zum Besten gibt, könnten da eine Option sein.
Line-up Walking Across Jupiter:
Siehe Text
Tracklist "Sane":
- Nerve (3:37)
- Trust (3:19)
- Struggle In Vain (3:40)
- Bravery (03:20)
- The Last Day (4:12)
- Stalwart (4:25)
- Thoughtful (3:35)
- Uninvited Guests (4:38)
- Scarification/Induration [Instrumental] (03:52)
- Secret World [Pt. 1] (5:23)
- Secret World [Pt. 2] (4:48)
Gesamtspielzeit: 44:56, Erscheinungsjahr: 2019
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