Walt Wilkins & The Mystiquerous gastieren fast (wenn nicht) jedes Jahr in Roepaen, dem ehemaligen Kloster in Ottersum. RockTimes hatte Ende 2014 zuletzt die Gelegenheit, einem Konzert der Band und als Support Tip Jar beizuwohnen.
Seit Diamonds In The Sun erschienen mit The Mysteriquerous danach noch "Agave", "Wildcat Pie & The Great Walapateyah" sowie "Watch It Shine". Unter eigenem Namen kamen unter anderem "Rivertown", "Mustang Island", "Hopewell", "A Good Ramble" oder "Street Light" auf den Markt. In der Besetzung mit seiner Ehefrau Tina Mitchell Wilkins wurde "Be Mine" veröffentlicht.
Der Musiker ist viel unterwegs, kennt schon viele Teile der Welt und er ist bereits seit fünfundzwanzig Jahren »[…] full time on this road […]«
Tip Jar ist ein Projekt von Arianne Knegt und Bart de Win, der auch bei Walt Wilkins & The Mystriquerous eine musikalische Rolle spielt. Nach Easy To See von Bart de Win stehen von der Formation Tip Jar folgende Alben zur Verfügung: Back Porch, "Let Go" und "Gemstone Road". Die Anzahl der Alben und Konzerte verdeutlicht, dass es sich gelohnt hat, Tip Jar ins Leben zu rufen und Arianne Knegt macht nicht nur selber Musik, sondern schreibt auch drüber. Nicht zu unterschätzen ist die Promotion-Arbeit für Bands/Künstler.
Um kurz nach 15:30 Uhr betraten Arianne Knegt und Bart de Win die Roepaen-Bühne. "Loving Is Hard To Do" eröffnete den Support-Act mit viel Emotionen. Bart de Win wählte hier als Begleitinstrument die akustische Gitarre und ähnlich wie der fabelhaft zueinander passende Gesang war die andächtig-melancholische Stimmung in diesem Lied. Bart de Win servierte ein fein strukturiertes Solo und schließlich glänzte das Duo mit einem fast a cappella gehaltenen Schluss.
Die Stimmen der Tip Jar-Mitglieder konnten sowohl einzeln als auch im Duett voll überzeugen.
Im Kreieren von unterschiedlichen Atmosphären waren die beiden Künstler Meister. Durch Keyboards beziehungsweise akustische Gitarre schuf Bart de Win eine Intensität mit der ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Begeisterung geschaffen wurde.
Tip Jar war allerdings nicht nur ein Kind von Traurigkeit. Im übertragenen Sinn hüpften die Töne bei "Like A Child" vor Fröhlichkeit. Wenn man bei den präsentierten Songs von Highlights sprach, dann war es definitiv der Titelsong von "Gemstone Road". Hingabe pur!
Die musikalischen Variationen tangierten auch den Jazz und das abschließende "All Over Again" war die Walzer-Serenade mit fantastisch eingestreutem Solo. Tip Jar überzeugte voll und ganz.
Vom Duo zum Trio … Walt Wilkins & The Mystiquerous mit Bill Small (auch Bottom Line NYC, Karen Mal, Heavy Weather, Marcus Eldridge) und Brat de Win. Die Combo spielte ohne Pause einen Set mit einer Vielzahl von Songs. Die zahlreich erschienen Zuschauer – Walt Wilkins hatte wohl eine Art Fan-Base in der Umgebung – waren stante pede auf der Seite der drei Musiker, denn nach dem ersten Track gab es schon mächtig viel Beifall.
Herrliche Gitarren-Soli vom Bandleader oder Bill Small sowie Keyboard-Alleingänge waren das Salz in der Americana-/Roots-Suppe. Auch bei dieser Trio-Besetzung konnte man aus dem Vollen schöpfen, denn stimmlich hatten alle drei Künstler in ihrer Unterschiedlichkeit was zu bieten. So hatte zum Beispiel Bart de Win die Gelegenheit, noch ein Tip Jar-Lied zu singen. Bei "So Long" handelte es sich um einen Brief an seinen Vater, nachdem Bart de Wins Mutter verstorben war. Aus dem Brief wurde das Lied "So Long". Ganz tief aus der Seele entsprangen die Gefühle bei diesem Song und mit dreistimmigem Gesang wuchs die Gänsehaut.
Der Walt Wilkins & The Mystiquerous-Auftritt war eine Reihung von Emotionen wie sie verschiedener nicht sein konnten. Bei durchgehend tollem Sound entwickelte sich "Streetlight" zu einem Meer der Gefühle und Dynamik. Ja, das Trio konnte auch klasse rocken und bei Bill Smalls Beitrag, in dem es um ein altes Haus ("This Old House") ging, hatte die Combo den Blues.
Walt Wilkins formulierte zwischen den Songs immer wieder persönlich-unterhaltsame Informationen zu den Kompositionen. So kam man phasenweise in den Dialog mit dem Publikum. In "Honky Tonk Road" war viel los. Bill Smalls Solo bekam den Highlight-Stempel und im Allgemeinen waren Walt Wilkins & The Mystiquerous Kreateure von Hoffnung und Nachdenklichkeit. Ob balladesk oder rockend, das Trio beeindruckte immer wieder.
Die Zeit verging wie im Fluge und schließlich schulterte Bart de Win noch das Akkordeon. In einem Track ("Blue Agave") ehrte man eine mexikanische Spirituose. Beim Tempo des Songs floss der Tequila langsam, aber unter dem virtuellen Sombrero gab es entsprechend viele Soli. Perfekt! Herrlich, wie immer wieder Raum zur freien Entfaltung geboten wurde. Die Spiellaune und –kultur waren Förderer der guten Laune.
Das von Micky Newbury geschriebene "Ramblin' Blues" gestaltete sich zum Schluss höchst andächtig und nach dem Auftritt wurde der Merchandise-Stand geradezu bevölkert.
Line-up Walt Wilkins & The Mystiquerous:
Walt Wilkins (guitars, vocals, backing vocals)
Bill Small (bass, vocals, backing vocals)
Bart de Win (keyboards, accordion, vocals, backing vocals)
Line-up Tip Jar:
Arianne Knegt (vocals)
Bart de Win (acoustic guitar, vocals)
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