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Walter Pietsch / Once You Rock – Never Forget-CD-Review

»The Axe Of AXXIS Is Back!« – so lautet die Aussage des fetten Aufklebers auf dem Soloalbum von Walter Pietsch, unserem Protagonisten. Nicht jeder mag sofort denken: 'Ah, der hat die Band zwar damals mit gegründet, ist aber schon fast zwanzig Jahre nicht mehr dabei und deshalb wird es schon nicht wie Axxis klingen.' Wer sich allerdings an die Zeit des letzten Jahrzehnts des letzten Jahrhunderts erinnert und eben angemerkten Geistesblitz hatte, der hat gut daran getan, denn so wirklich viel hat "Once You Rock – Never Forget" nun echt nicht mit Axxis zu tun.

Klar ist in jedem Fall, dass sein damaliges Zutun zum Gelingen von Axxis und deren vielgelobten Debüt sowie weiteren Alben nicht zu unterschätzen ist. Co-Produzent, Songwriter und Gitarrist ist nun mal eine Personalunion, die einiges an Gewicht in sich birgt. Das heißt aber in der Schlussfolgerung nicht unbedingt, dass man an genau diesem Erfolgsschema hängenbleiben muss. Den im Sommer erschienen Beweis dafür halten wir nun in den Händen.

Pietsch hat sich größtenteils auf sein eigenes musikalisches Können verlassen, nahezu alle Instrumentalparts selber eingespielt und auch die Rolle des Sängers übernommen, obwohl er laut eigener Aussage eben das nicht ist. Zudem runden die Töne einer Reihe von Background-Vokalisten das klangliche Gesamtbild der zwölf Songs noch weiter schön ab.

Eingestiegen wird mit dem sehr empfehlenswerten, in Teilen an den guten alten Hard Rock der Siebziger und Achtziger erinnernden, Opener "Deep Inside". Pietsch versäumt es allerdings nicht, seine Komposition(en) mit dem notwendigen Quäntchen Moderne auszustaffieren. Mag auch der Titel der CD Assoziationen in Richtung 'ewig Gestriges' aufkommen lassen, so wird es hier verstanden, eben genau das nicht aufzuwärmen.

Gefühlsbetonter geht es mit "The Window" weiter, in dem Pietsch sich auf das Wesentliche reduziert. Langsame, soulige Blues Rock-Ballade könnte man das Ganze umschreiben. Unmittelbar darauf folgt der Titeltrack, bei dem wieder kräftig am Gasgriff gedreht wird. Man kann sofort hören, in welchem musikalischen Zeitalter unser Hauptakteur sozialisiert wurde (aber bin es nur ich, oder erinnert der Refrain stark an ein Thema aus der "Rocky Horror Picture Show", "Eddie’s Teddy" vielleicht?).

"Rule The World" treibt zunächst hart nach vorne, fette Drums, cooles Riff, wird aber ganz schnell modert, in Teilen für meinen Geschmack zu moderat, besonders dann, wenn der Background-Gesang erstmalig einsetzt – mir persönlich zu poppig. Irgendwie kriegt der Song aber dann doch noch die Kurve und wird gegen Ende, lassen wir das Outro mal weg, so fulminant, wie er beginnt.

Mit "Fire And Ice" bekommen wir dann die obligatorische Feuerzeug-schwenk-Ballade, die offensichtlich auf jedes Rock-Album gehört und hier sogar noch aus der Axxis-Zeit stammt. Den zwischenzeitlichen Solo-Ausflug auf der Sechssaitigen hätte ich mir allerdings besser an anderer Stelle im Album vorstellen können.

Stilistisch wandern wir mit "Down To Broadway" in die funkig-soulige, im Refrain fast schon gospelartige Ecke. Hier wird mir der Stilmix ein wenig zu viel – da hätte ich den eingangs erwähnten vielleicht eher weggelassen… "Let The Music" reißt es dann mit seinen härteren Ansätzen wieder etwas raus, wobei auch hier einmal mehr der harte Anteil nur zeitweilig zum Tragen kommt – dann aber richtig. Gleiches gilt für "Kingdom’s Sun", das immer wieder aufblitzt und mit knackigen Passagen Leuchten in den Augen hervorzulocken vermag.

Von exakt diesen Passagen hätte ich mir einfach noch ein paar mehr für "Once You Rock" gewünscht. So jedoch muss ich das Album fast schon ein wenig in die Pop-Ecke rücken, um eine genauere Genre-Zuordnung vorzunehmen. Ansonsten: alles super produziert, astreiner Sound, perfektes Handwerk.


Line-up Walter Pietsch:

Walter Pietsch (vocals, guitars, bass, keyboards)
Johan Norgren/Dirk Brand (pre-production drums)
Johan Norgren (drums – #2, backings – #6)
Leyla Yilbar Norgren (backings – #6)
Sabine Rösing (backings – #3,4, outro guitar – #7)
Rebekka Dappen (backings – #5,6)
Anke Beuth (backings – #7)
Jörg Pelzer (backings – #7)
Roy Zitter (backings – #5)

Tracklist "Once You Rock – Never Forget":

  1. Deep Inside
  2. The Window
  3. Once You Rock
  4. Rule The World
  5. Kill The Schwachsinn
  6. Fire And Ice
  7. Down To Broadway
  8. Let The Music
  9. Kingdom’s Sun
  10. Let It Rain
  11. Unheard
  12. Epilogue

Gesamtspielzeit: 45:07, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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