Wattz~n~Ohmage, Watt und Ohm, Leistung und Widerstand. Immer wieder schön, wenn man sich anschaut, wie Bandnamen zustande kommen. Bürgerlich heißen die beiden Musiker Pat Casey (Wattz) und Kevin Killinger (Ohmage). Beim Fachsimpeln über Verstärker wurde dann der Bandname geboren.
Beide Musiker spielten bereits in verschiedenen Bands, als sie sich 2000 unter dem Namen The Marosy Band zusammenschlossen. Im Jahr 2008 erfolgte dann eine Namensänderung in Hyperphonic Jam. In dieser Band waren auch andere Musiker der Marosy Band – auch die beiden Brüder John and Joel Marosy. Als John verstarb, wollten sie unter diesem Namen nicht weitermusizieren und so kam es dann bei besagtem Verstärkergespräch zu Wattz~n~Ohmage. Die beiden spielen auch immer wieder mit anderen Musikern zusammen, was sich dann Wattz~n~Ohmage & Friends nennt. Laut Info sind auf "The World Turning" alle Instrumente von den beiden gespielt. Auch alle Songcredits gehen auf das Konto von Mr. Wattz und Ohmage.
"The World Turning" ist das Debüt des Duos und wahrlich kein schlechtes. Dass die zwei seit Jahrzehnten im Business unterwegs sind, ist an jeder Ecke festzustellen. Handwerklich sind bei Multiinstrumentalisten in der Regel sowieso selten Schwächen zu finden. Was das Songwriting angeht, schöpfen sie aus den Vollen und demonstrieren, wie gekonnte Choreografie funktioniert. Das müssen sie auch, bei den Einflüssen, die ihnen im Begleitschreiben nachgesagt werden: Electric Light Orchestra, Pink Floyd und Moody Blues.
Bereits der treibende Opener "Rock And Roll Revolution" zeigt, dass die beiden Musiker ihr Anliegen war machen, ein modernes Pop-/Rockalbum zu kreieren. Jedenfalls was die Stimmung angeht und man das Wort Pop in seiner qualitativ höchstwertigen Auslegung nutzt. Allerdings habe ich meine Probleme mit dem Anspruch modern. Gottlob ist das nämlich nicht so, denn getragen von einer herrlichen Stimme und fast süß-proggigem Instrumentarium mäandert die Musik durch Landschaften, die eher in den Siebzigern zu finden waren.
Da ist in die Tat eine Nähe zu den ruhigen Moody Blues, stimmlich und melodiös etwas Gerry Rafferty und was die Spur Pop angeht, auch etwas des späteren und radiotauglichen Alan Parsons Project. Perfekt fügen sich die Harmonien in den Rahmen des instrumentalen Spiels, welches mit Zutaten nicht geizt. Sei es hier und da ein zartes Pianospiel, dort, wie in "99 Degrees", eine Pink Floyd-Gitarrenszene samt dazugehörendem Rhythmus. Orchestral arrangiert präsentiert sich "Spontaneous" während "Short Vacation" fast verspielt-vertrackt genannt werden kann.
Trotz instrumentaler Vielfalt, wie etwa dem pumpenden Bass in "Power Tool", ist die Richtung der Hooks, Refrains stets darauf ausgelegt, positive Harmonien und keine Dissonanzen gen Hörers Ohr zu schicken. So auch wieder bei "The Moon By Night", das eingangs schon etwas Wirrwarr in bester Sgt. Pepper-Manier vorlegt, dann in einen ruhigen Rhythmus verfällt, um später ins Vorwärtstreibende zu wechseln. "Private Dik" verströmt per Keys genau die richtige Menge an Jazz-Tunes, um den bisherigen Kosmos nicht zu verlassen und demonstriert die songwriterische Vielfalt, die uns auf "The World Turning" geboten wird.
"Just A Man" ist ebenfalls ein tolles Beispiel, wie man teils proggig zu nennendes Tastenspiel mit stimmlicher Wärme im Zaume halten kann. Auch die letzten beiden Stücke des Albums kann man im Vergleich zu den ersten beiden Drittel der Songs als 'komplizierter' beschreiben. Der warme Duktus des Gesamtkonzeptes wird aber auch dadurch nicht verletzt.
Nein, modern will ich das nicht nennen. Eigentlich ist "The World Turning" eine Platte, die in Rillen gepresst gehört.
Line-up Wattz~n~Ohmage:
Mr. Wattz (bass, electric and acoustic guitars, mandolin, vocals)
Ohmage (lead drums, lead vocals, guitars, percussion)
Tracklist "The World Turning":
- Rock And Roll Revolution
- Camps Of America
- The World Turning
- 99 Degrees
- Spontaneous
- Short Vacation
- Power Tool
- The Moon By Night
- Private Dik
- Just A Man
- Your Are What You’re Not
- That Don’t Mean Nothing
Gesamtspielzeit:46:36, Erscheinungsjahr: 2019
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