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Weapon UK / Ghosts Of War – CD-Review

Weapon UK / Ghosts Of War

Ihr kennt das, Ihr legt eine Scheibe auf/ein und wisst bei den ersten Tönen schon, dass Ihr etwas Besonderes hört. Manchmal trügt der Schein sicherlich auch und anfänglich Gutes verblasst nach einer kurzen Weile qualitativ. Gerne aber setzen sich beeindruckende Anfänge bis zum Ende hin fort. Und genau das widerfuhr mir mit dem vorliegenden Zweitwerk der britischen NWoBHM-Legende Weapon UK, das sich "Ghosts Of War" nennt und kürzlich erschienen ist.

Ja, die Band hat lange Pause gemacht und ja, das Longplayer-Debüt ist erst vor vier Jahren auf den Markt gekommen und ja, Weapon UK hießen früher nur Weapon und ja, sie sind für NWoBHM-Fans in der Tat Legenden. Aber fangen wir mal mit dem Namen an, der im Zuge der Wiederauferstehung der schon 1980 gegründeten Band einem Rechtsstreit zum Opfer fiel, hatten sich doch zwischenzeitlich irgendwelche Nobodies aus den USA ebenfalls so genannt und gleichzeitig rechtlich abgesichert. Somit musste die Ergänzung 'UK' an den Start und diese ziert fortan alle Veröffentlichungen, so auch das Debüt von 2004, "Rising From The Ashes".

Frühere Veröffentlichungen aus den direkten Reihen der Band gab es lediglich als Demos oder einer einzigen Eigenproduktion aus den Jahren 1980 und 1981, reichten aber, um u. a. nachweislich Metallica zu inspirieren (so trägt James Hetfield auch heute noch einen Weapon-Aufnäher auf einer seiner Bühnen-Kutten). Dazu kamen diverse Sampler zu den Jahren der NWoBHM, auf denen auch unsere Jungs immer wieder mal vertreten waren. Sie selber lösten sich nach nur wenigen Jahren auf, kamen in anderer Besetzung wieder zusammen und lösten sich erneut auf. Ein Spiel, das mehrfach wiederholt wurde, bei dem aber immer die beiden Stamm-Musiker Danny Hynes (voc) und Jeff Summers (g, voc) eine entscheidende Rolle spielten.

Genug geschwafelt, seit ein paar Jahren ist man nun mit einer derzeit recht festen Besetzung aus den beiden Vorgenannten Gründern sowie Darren Lee (wahlweise auf Tour auch Ur-Mitglied John Phillips) am Schlagzeug und dem überaus fähigen Tony Forsythe am Bass unterwegs, das Line-up, mit dem auch das vorliegende 'Corpus Delicti' eingespielt wurde.

Dieses nun präsentiert sich in überzeugender und vor allen Dingen authentischer Qualität (Kompositionen, Instrumentierung, Texte und Produktion) einer typischen NWoBHM-Band, dass ich fast geneigt bin, hier schon wieder aufzuhören und mit Punkt und Ausrufezeichen ein Ende zu setzen…

"Ghosts Of War" beginnt mit dem gleichnamigen Titelsong und fällt direkt mit der Tür ins Haus. Hier stimmt einfach alles: Die manchmal schon etwas rohe Machart (so typisch für die damalige Bewegung), geniales Riffing, treibender Rhythmus und coole Gesangsharmonie mit klasse Refrain. Auch "Queen Of The Ride" fällt danach um keinen Deut ab, begibt sich mit dem tollen Chorus sogar in noch eingängigere Gefilde. "Redman" weckt mit seinem sehr verhaltenen Anfang den Eindruck, es handele sich um eine reine Ballade, jedoch zieht das Tempo im Verlauf an und bringt den Hörer wieder in rockigere Bereiche. Subjektiv empfunden fühle ich mich in Teilen an längst vergangene Hippie-Zeiten erinnert, besonders im letzten Drittel, clever gemacht.

"Sea Of Hope" – was für ein geiles Stück, schwer, manchmal düster, mit fast schon angsteinflößenden Backings, super Riff, von einer perfekten Rhythmusarbeit getragen. Muss man einfach lieben, wenn man sich der NWoBHM hingezogen fühlt. Anspieltipp! Gleiches gilt für das unmittelbar folgende "Emerald God", das in allen Belangen zu überzeugen weiß. Hier muss man kein Fantast sein, um sich vorstellen zu können, wie die Masse im Gleichtakt die Fäuste und die Matte schwingt.

Im mittleren, manchmal leicht zäh fließenden Tempo geht es weiter durch die Scheibe. Das wirklich gelungene "Tourniquet" wird gefolgt von dem nicht weniger überzeugenden "All I Need", erneut mit perfekter Gitarrenarbeit, die durch die treibende Rhythmusabteilung hervorragend unterstützt wird, sowie coolem Gesang. "Hell On Earth" knallt wieder etwas mehr und entwickelt sich besonders bei den Refrain-Passagen zu einem eingängigen Stampfer. Zum wiederholten Male präsentieren sich auch hier wieder spritzige Soli auf der Sechssaitigen.

Mit dem in der Tat ’nach hinten' blickenden "’79 Revisited" geht die Scheibe dann langsam dem Ende zu, sieht man von einer kurzen Reprise-Fassung von "Ghosts Of War" mal ab, und wir können ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens konstatieren, dass sich Weapon UK mit dieser Veröffentlichung selber einen großen Gefallen getan haben. Wer dem Genre der NWoBHM zugetan ist, oder überhaupt auf knackigen Hard Rock steht, der muss seine Geldbörse um einige Münzen erleichtern und sich "Ghosts Of War" zulegen. Dem Vinyl-Freund hat die Band noch einen zusätzlichen Gefallen getan und eine frische Version des alten Aushängeschilds "Set The Stage Alight" für die Langrille spendiert. Zugreifen!


Line-up Weapon UK:

Danny Hynes (vocals)
Jeff Summers (guitars)
Tony Forsythe (bass)
Darren Lee (drums)

Tracklist "Ghosts Of War":

  1. Ghosts Of War
  2. Queen Of The Ride
  3. Redman
  4. Sea Of Hope
  5. Emerals God
  6. Tourniquet
  7. All I Need
  8. ’79 Revisited
  9. Ghost Of War (reprise)

Gesamtspielzeit: 43:31, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

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Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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