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Wedge / Killing Tongue – CD-Review

Wedge - "Killing Tongue" - CD-Review

Bereits 2014 hatte die damals erst frisch gegründete Berliner Band Wedge ihr gleichnamiges Debüt veröffentlicht und damit sowie mit Tourneen und Support-Slots für Bands wie Fu Manchu, The Flying Eyes oder auch Blues Pills für offene Ohren gesorgt. Für den Nachfolger, das nun vorliegende "Killing Tongue" hat sich das Trio Zeit gelassen und das war offensichtlich auch gut so. Die Band ist tief im Sound der späten sechziger und frühen siebziger Jahre angesiedelt und verfügt durch den Umstand, dass der Bassist David Götz auch die unterschiedlichsten Tasten-Instrumente bedient zusätzlich über einen richtig fetten Sound. Speziell der fette Hammond-Teppich fügt den sowieso schon gut komponierten Tracks (die übrigens allesamt aus der Feder von Gitarrist und Sänger Kiryk Drewinski stammen) die besondere Note hinzu. Auch die Percussion-Abteilung (Holger 'The Holg' Grosser) mit vielen unterschiedlichen Instrumenten (siehe Line-up) sorgt ständig für Variationen und somit Abwechslung.

Psychedelisch geht es zwar auch zu, wobei diese Stilistik allerdings nicht im Vordergrund steht. In "Tired Eyes" ist beispielsweise mal eine Sitar zu hören und verleiht der Nummer einen fernöstlichen Touch zum stampfenden Rhythmus der anderen Instrumente. Und wenn man hier und da mal den Verdacht hat, das eine oder andere Break bzw. eines der verwendeten Arrangements bereits schon mal gehört zu haben, so wird dieses Stilmittel von der Band ganz bewusst angewendet und stört auch nicht. Immer wieder klasse auch die super gespielte Gitarre von Drewinski, die im Outro des zuletzt genannten Songs noch wunderschöne Slide-Melodien auf der Akustischen aus dem Ärmel zaubert. Feiner Übergang zu der folgenden Akustik-Ballade "Quarter To Dawn", bei der sich die Instrumente für die ersten etwa einhundert Sekunden sehr im Hintergrund halten und das Feld den Vocals überlassen, bevor das Stück dann zunächst doch wieder anzieht, um anschließend zurück in den sehr melodiösen und ruhigen Refrain zu münden.

Um nur mal eine der Referenz-Bands zu nennen, kommen mir bei manchen Stücken Deep Purple in der Mark I-Besetzung in den Sinn. "Alibi"… den Anfang kennt man doch? Egal, denn bereits nach kurzer Zeit verpflanzt der Dreier das Stück wieder in den Wedge-Garten und geht ganz eigene Wege. Drewinskis ziemlich cleaner Gesang ist zwar nicht herausragend, allerdings auch alles andere als von schlechten Eltern. Ab und an sind auch Background Vocals am Start, die der – falls die Angaben im Booklet komplett sind – Frontmann ebenfalls übernommen hat. Der Opener "Nuthin'" fegt gleich schon mal flotte Riffs durch die Boxen und das Stück hat ansatzweise Ähnlichkeiten zu manchen von Jimi Hendrix, wenn man die solistischen Einlagen mal außen vor lässt. Klasse Refrain aber und der Titel ist schon mal ein erster Gewinner. "Lucid" will dem nicht nachstehen und erneut geht die Hookline verdammt gut ins Ohr.

Der Titeltrack ist eines der Stücke, bei dem man umgehend an Purple und speziell Jon Lord bzw. dessen starkes Zusammenspiel mit Ritchie Blackmore denken muss. Sowohl rockend, als auch sehr melodisch übernimmt hier hauptsächlich die Hammond den Rhythmus-Part, während die Gitarre immer wieder Spitzen setzt. Auf anderen Stücken glaube ich auch die einen oder anderen Black Sabbath-Einflüsse ausfindig gemacht zu haben, die aber auch hier lediglich als Zitate verwendet werden, während die Band nie Gefahr läuft, ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Entgegen der Angaben auf dem Cover findet sich auf der mir vorliegenden CD-Ausgabe sogar noch ein zehnter Track, der sich auf dem gleich hohen Qualitäts-Level wie der Rest bewegt. Einen Ausfall gibt es also nicht zu beklagen, weshalb ich den Berlinern ohne Einschränkung zu einem starken Album gratulieren darf. Ein Tipp für alle Liebhaber der klassischen Rock-Musik, die sich nicht von Referenzen oder Zitaten alter Großtaten aus der Ruhe bringen lassen.

Wer dennoch gerne Anspieltipps entgegen nimmt, dem würde ich "Nuthin'", "Tired Eyes", "Quarter To Dawn" sowie den Titeltrack empfehlen.


Line-up Wedge:

Kiryk Drewinski (acoustic & electric guitars, electric sitar, harmonica, maracas, guiro, tambourine, chains, vocals)
Holger 'The Holg' Grosser (drums, congas, tambourine, maracas, gong, cowbell, cabasa, bells)
David Götz (bass, Hammond organ, Wurlitzer, electric piano, grand piano, clavinet, harpsichord)

Tracklist "Killing Tongue":

  1. Nuthin'
  2. Lucid
  3. Tired Eyes
  4. Quarter To Dawn
  5. High Head Woman
  6. Killing Tongue
  7. Alibi
  8. Who Am I?
  9. Push Air
  10. Untitled Bonus Track

Gesamtspielzeit: 44:02, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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