
Ohne uns jetzt selbst in übertriebenem Maße auf die Schulter zu klopfen, aber dennoch: RockTimes war (fast) von Anfang an dabei, zumindest was die aus dem Ruhrpott stammende Band Why Amnesia betrifft. So fand nämlich unser Boris für das Debütalbum Stereo aus dem Jahr 2012 nicht nur durchaus lobende Worte, sondern auch die auf den Punkt treffende Feststellung »Why Amnesia – why not!« 2015 folgte mit "Godiva" der zweite Streich, dem Ende 2018 mit "Jacks’n’Hearts" ein weiteres rauhbeiniges Stück Rock’n’Roll nachgeschoben wurde. Und eben jenes Album "Jacks’n’Hearts" wurde vor wenigen Wochen noch einmal mit zwei Bonus Tracks neu aufgelegt. Okay, ein bisschen gerumpelt hat es seit dem Erstling schon im Band-Karton, sind im Vergleich zu diesem dritten Werk doch lediglich noch die beiden Gitarren-Akrobaten Sanni Wea und Theus Caster übrig. Neben Madame Wea und Mr. Caster sind bei den mir nun vorliegenden Tracks zusätzlich die Frontlady Shirley Golightly und dazu Marv Kuschke am Bass sowie Rob Ster an den Drums am Start.
Wer die ersten beiden Scheiben der Band mochte, dem darf hier attestiert werden, dass er auch diese dritte lieben wird. Selbst wenn sich das Quintett darauf von zwei (wenn auch eng verwandten) Seiten zeigt. Zum einen wird bei der Mehrzahl der Nummern gerockt, bis die Schwarte kracht, zum anderen zeigen die Westdeutschen (wie etwa bei "Morning Sun") ihre durchaus auch vorhandene melodischere Seite. Die Melodien sind zwar durchgehend vorhanden, lediglich gezockt werden sie eben manchmal härter und manchmal etwas mehr fokussierter auf den Gesang von Shirley Golightly. Fakt ist jedoch, dass hier richtig herzhaft und geil gerockt wird! Die Rhythmus-Abteilung läuft und pumpt wie ein Uhrwerk, die Gitarren machen jede Menge Alarm und die Vocals kommen so mächtig, dass es einem nur warm ums Rocker-Herz werden kann. »Nicht schön, sondern geil und laut!«, wie ich den guten alten Marius immer wieder gerne zitiere.
Für alle, die das Originalalbum bereits kennen sei gesagt, dass die beiden Bonus Tracks eher zweigesichtig daher kommen. Zum einen ist da der Radio Edit (über die man ganz sich immer gespaltener Meinung sein kann) von "The Promise", den man sich nach meinem bescheidenen Gusto hätte sparen können. Der Titelsong der zweiten Platte von Why Amnesia kommt in der Unplugged-Version dagegen richtig gut und zeigt ganz offensichtlich (falls dies bei den fetzigen Rockern noch nicht klar wurde), dass die Band auch mit sehr viel Feeling agieren kann. Aber kommen wir zurück zum Hauptprogramm, denn das zeigt mit dem Opener "The Real Thing" bereits von Anfang an, dass die Westfalen schließlich nicht zum Spaß dabei sind. Relativ simple, dafür aber umso effektivere Riffs werden von sehr powervollem und keine Widerrede zulassendem Gesang gekontert und wenn man diese Zutaten mit dem Maschinenraum der Herren Kuschke und Ster würzt, dann weiß man, dass die Lunte für einen Raketenstart bereits fast bis ans Ende abgebrannt ist.
Den ganz großen Hit findet man auf "Jacks’n’Hearts" von Why Amnesia zwar nicht, aber das ist bei dieser Art von Musik auch gar nicht wirklich ausschlaggebend. Denn wenn eine Combo solche (teilweise super groovende) Kracher wie "Round And Round", "Jack It Off", "The Promise" und "Damn Bad Loser", dazu richtig starkes ruhigeres Material wie das bereits erwähnte "Morning Sun" oder "Home" im Köcher hat, dann braucht sie sich eigentlich vor nichts mehr zu fürchten. Diese Platte macht auf jeden Fall riesengroße Lust, Why Amnesia auch mal live auf der Bühne zu erleben. Good stuff!
Line-up Why Amnesia:
Shirley Golightly (vocals)
Theus Caster (guitars)
Sanni Wea (guitars)
Marv Kuschke (bass)
Rob Ster (drums)
With:
Oliver Mann (keyboards)
Tracklist "Jacks’n’Hearts":
- The Real Thing
- Jack It Off
- The Promise
- Say No
- Home
- Round And Round
- Damn Bad Loser
- This Heart
- Morning Sun
- Cold Winds
- Forward
- The Promise (radio edit -bonus track)
- Godiva (unplugged – bonus track)
Gesamtspielzeit: 49:28, Erscheinungsjahr: 2020 (2018)
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