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Wiljalba / Lost Valley – CD-Review

Wiljalba / Lost Valley – CD-Review

David Frikell ist Wiljalba, der Zauberer. Und Wiljalba ist David Frikell. Mehr zur Geschichte des Zauberers gibt es in den beiden EP-Reviews zu  Blackbird und Wild Strawberries zu lesen, die wir im vergangenen Jahr veröffentlicht haben. Diese beiden EPs waren quasi die Appetithäppchen, die auf das nun vorliegende full length-Album "Lost Valley" vorbereiteten.

Zusammengenommen ist das aber schon eher ein Appetithappen denn ein –häppchen, da durch die beiden Shortplayer bereits sechs von den elf Stücken auf "Lost Valley" bekannt sind. Da könnte der eine oder andere auf den Gedanken kommen sich das Album zu sparen, aber da EPs wohl eher seltener gekauft werden, denke ich das dem nicht so ist. Zumal man nun etwas mehr als 50 Minuten dem Zauberer lauschen kann.

Und er kann, wie weiland sein Urahn, verzaubern. Allerdings musikalisch, denn der Berliner Singer/Songwriter hat zusammen mit seinem Freund, dem neuseeländischen Musiker und Produzenten Jamie Collier wahrlich Perlen der ruhigeren aber stets spannenden Art geschrieben. Zusammen mit einer großen Zahl weiterer befreundeter Musiker ist die gekonnte Melange aus Folk, Blues, Rock und Country adäquat umgesetzt. Hinzu kommt ein Instrumentarium, wie es nicht an jeder Ecke benutzt wird. Dabei macht man auch zum Glück nicht den Fehler, die etwas ausgefalleneren Instrumente überbordend einzusetzen.

Gekonnt werden die Stücke in Szene gesetzt. In Szene bedeutet hier, dass die Musik um die sehr angenehme Stimme des Protagonisten gewebt wird. Das Timbre des Sängers ist warm, etwas angeraut und im besten Sinne unspektakulär. Obwohl es David Frikells Gesang zu jeder Zeit anzumerken ist, welche Kraft in seinen Stimmbändern steckt, reizt er dieses Pfund niemals aus, sondern geht sehr wohldosiert damit um. Das aber mit enormem Gefühl. Er nimmt den Instrumenten ebenso wenig Raum, wie diese ihm. Und nicht nur Gefühl ist da im Spiel. Die Songs sind hoch harmonisch ohne dabei aber unspannend oder gar banal zu wirken.

Wenn sich da plötzlich Banjo oder Guzheng aus dem Off hinzugesellen und mit der Stimme fusionieren, ist das großes Kino. Und trotzdem kann man sich die Band gut im heimischen Wohnzimmer vorstellen.  Zum ganz großen Kino mutiert die Musik, wenn die Trompete 'darf', wie  zum Beispiel in "Wild Strawberries",  "Shout & Blast" oder "Sue Mysterious". Man wünscht sich mehr davon, da diese Tunes in eine andere musikalische Dimension führen. Aber auch da bleibt das Arrangement auf dem Teppich und erhält so den intimen Charakter des Albums.

Für mich sind die Tracks mit Trompete und Horn eindeutig die Stars der Platte, geben sie den Songs doch das berühmte, stimmungsmäßige i-Tüpfelchen. Dazu das gemächliche Banjogeklimper … Ja, der Zauberer zaubert. Anders als sein Urahn, dafür aber für jedermann, der sich auf diese spannend relaxte Musik einlässt. Ein schönes Album.


Line-up Wiljalba:

David Frikell (all instruments, except *, vocals)
Jamie Collier (all instruments, except *)

*
R. Prause (trumpet – #1,9, horn – #2
A. Murath (tin whistle – #2)
F. Murath (violin – #2,5,10)
M. Bernicker (howlingwind – #3,5,6)
R. Schaeffer (drums – #4,5,11, electric bass – #5,11, sitar – #5,8, guzheng – #6)
C. Ecke (piano – #5, organ – #6,8,9,11, vocals – #11)
D. Siegmund (electric bass – #6,7,8)
P. D’Ella (banjo – #9)

Tracklist: "Lost Valley":

  1. Blackbird
  2. Lost Valley
  3. Spider, Tiger, Ghost
  4. Seagulls, Sheep & Cherry Trees
  5. Shout & Blast
  6. Sue Mysterious
  7. Muse
  8. Bearded Cabman
  9. Wild Strawberries
  10. The Iceman
  11. Raise Your Glasses

Gesamtspielzeit: 51:09, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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