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William Shatner / The Blues – CD-Review

Hat William Shatner jetzt auch noch den Blues?
Schlicht "The Blues" genannt, ist der Zwölftakter in den vierzehn Songs Programm.
Unter anderem taucht in der Tracklist "Let’s Work Together", aufgenommen mit Harvey Mandel sowie Canned Heat, auf.
Bei den anderen dreizehn Nummern handelt es sich ebenfalls um hinlänglich bekannte Songs, die in der Liste der Lieder ziemlich weit oben angesiedelt sind und wohl auch Leute kennen dürften, die den Blues nicht an erster Stelle sehen.
Neben Jürgen Engler (Male, Die Krupps), Chris Lietz (Doro, Ex-Die Krupps) sowie Adam Hamilton (Ex-L.A. Guns) gibt es eine ganze Phalanx an Gastmusikern von Ritchie Blackmore über Brad Paisley, Sonny Landreth, Ronnie Earl, Kirk Fletcher bis hin zu Pat Travers oder Albert Lee.

Flott kommt die vorliegende Platte aus den Startlöchern.
"Sweet Home Chicago" rockt prächtig und bekommt durch Brad Paisley einen feinen Country-Twang. Was uns der Schauspieler bietet, ist nicht immer in der Song-Spur. Da mag man dem Protagonisten vielleicht noch eine gewisse individuelle Sichtweise auf die Nummer nachsehen, aber bei allem Respekt, entwickelt sich der Opener zu einer Art Baustelle, ein Rohbau, der noch nach Vollendung strebt. Musikalisch geht das Robert Johnson-Stück in Ordnung.
Ab in die Slow Blues-Ecke.

Kirk Fletcher, einer der längst etablierten Blues-Musiker, macht die Willie Dixon-Komposition zu einem Genuss. Was einen vehement stört, ist William Shatners vokale Performance, die deutlich mehr im Sprechgesang als Singen verortet ist. So kann das Hören eines langsamen Zwölftakters in Stress ausarten. Nach einem solchen Titel braucht man fast schon eine Erholungspause.
Welch ein großartiger Song der Musikgeschichte ist "Sunshine Of Your Love". Es ist Slide-Meister Sonny Landreth, der das Lied aus dem Feuer reißt. Der Captain James T. Kirk-Darsteller scheint mit seinem misslich-vokalen Machwerk völlig neben der Spur zu sein. Keine Ahnung, ob man weinen soll oder einem vor Lachen die Tränen kommen. Der Biss in die Stulle bleibt einem sozusagen förmlich im Hals stecken.
Herrlich, diese entspannte Stimmung in "The Thrill Is Gone".
Ritchie Blackmore hat den Blues und Candice Nights Hintergrund-Gesang ist toll. Musikalisch vorzüglich, gibt es jetzt keine Entschuldigung mehr für diesen Fehltritt des Filmstars.

Über "Mannish Boy" legt der Rezensent lieber das Mäntelchen des Schweigens.

Die akustische Gitarre führt uns durch die "Crossroads".
Eine feine E-Gitarre gibt uns Auskunft über ein klasse Blues-Feeling. Was die Musiker – mit Adam Hamilton an der Harp – an Bemerkenswertem aufbauen, haut der "Enterprise"-Star als Spaßbremse wieder um.
Wunderschön ist "As The Years Go Passing By". Bei William Shatners Sprech-Singsang wünscht man sich leider, dass die Nummer schnell ein Ende findet. Indiskutabel!

Wie viele Lieder bleiben denn noch? Vier Songs, dann ist endlich Schluss.
Harvey Mandel slidet fein. Canned Heat sind gut und William Shatner eben nicht.
Albert Lee und die Combo stellen eine schöne Version von "In Hell I’ll Be In Good Company" auf die Beine. Der Captain Kirk-Darsteller schwächelt deutlich in den Knien.

"The Blues" ist eine gespaltene Angelegenheit.
Große Namen geben dem Werk Zwölftakter-Feeling, das von individuellen Einflüssen geprägt sind.
William Shatner erweist dem so geliebten Blues einen Bärendienst.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für andere Musik.


Line-up William Shatner:

William Shatner (vocals, spoken words)
Jürgen Engler (guitar, bass, banjo)
Chris Leitz (piano, organ)
Adam Hamilton (drums, guitar, bass, harmonica)

With:
Brad Paisley (guitar – #1)
Kirk Fletcher (lead guitar – #2)
Sonny Landreth (guitars – #3)
Ritchie Blackmore (lead guitar – #4)
Candice Night (vocals – #4)
Ronnie Earl (guitar – #5)
Tyler Bryant (lead guitar – #6)
Pat Travers (guitar – #7)
James Burton (guitar – #8)
Jeff 'Skunk' Baxter (electric guitar, Dobro, tambourine – #9)
Arthur Adams (lead guitar – #10)
Harvey Mandel (lead guitar – #11)
Adolfo 'Fito' de la Parra (drums – #11)
Larry Taylor (bass – #11)
John Paulus (rhythm guitar – #11)
Steve Cropper (guitar – #12)
Albert Lee (lead guitar – #13)

Tracklist "The Blues":

  1. Sweet Home Alabama
  2. I Can’t Quit You Baby
  3. Sunshine Of Your Love
  4. The Thrill Is Gone
  5. Mannish Boy
  6. Born Under A Bad Sign
  7. I Put A Spell On You
  8. Crossroads
  9. Smockstack Lightnin'
  10. As The Years Go Passing By
  11. Let’s Work Together
  12. Route 66
  13. In Hell I’ll Be In Good Company
  14. Secrets Or Sin

Gesamtspielzeit: 49:56, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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