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Willy DeVille & The Mink DeVille Band / Venus Of The Docks – Live In Bremen 2008 – CD-Review

Willy DeVille & The Mink DeVille Band - "Venus Of The Docks - Live In Bremen 2008" - CD-Review

Es war schon ein richtiger Schock, als im August 2009 die Nachricht die Runde machte, dass der amerikanische Musiker, Sänger und Songwriter Willy DeVille aufgrund eines Krebsleidens verstorben war. Es waren zwar zuvor kurze Nachrichten durchgedrungen, dass es gesundheitliche Probleme gab, aber mit dem Tod hatte dann doch niemand wirklich gerechnet. Auf dem Cover seines letzten Studioalbums Pistola hatte der gute Willy schon nicht mehr wirklich 'frisch' ausgesehen, aber da der Amerikaner bekannt dafür war, kein Kostverächter zu sein, wurde diesem Foto (zumindest vom Rezensenten) nicht allzu viel Bedeutung zugemessen. So startete Mister William Paul Borsey Jr. (so sein bürgerlicher Name) dann Anfang 2008 zu der Deutschland-Tour, die seine letzte werden sollte. Es kam zwar noch zu einem Rockpalast-Auftritt im Juli jenen Jahres, aber tourmäßig war bereits im Frühling die letzte Runde gelaufen. Umso schöner, dass mit "Venus Of The Docks …" nun noch eine Show dieser Tour aus Bremen vom 27. Februar 2008 auf den Markt gekommen ist.

Und trotz der Tatsache, dass im Blätterwald immer gerne über die Eskapaden des Amerikaners berichtet wurde, muss auch klargestellt werden, dass er ein absoluter Profi war. Womit wir bei dem zu besprechenden Album angekommen wären. Denn obwohl es dem guten Willy zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen schon nicht mehr wirklich gut ging, hört man ihm das auf "Venus Of The Docks" zu (fast) keinem Zeitpunkt an. Wie immer eingeleitet von einem instrumentalen Opener, geht es anschließend direkt mit "So So Real" weiter, der ersten Nummer des letzten Studioalbums "Pistola". Während von diesem mit "Been There, Done That" nur noch ein weiterer Track folgt, wurde der Vorgänger Crow Jane Alley ebenfalls nur mit zwei Nummern ("Chieva" sowie "Muddy Water Rose Out Of The Mississippi Mud") gewürdigt. Ansonsten ist der Auftritt von einem bunten Ritt quer durch Willys (inklusive der Alben mit Mink DeVille) Karriere geprägt, verfeinert mit ein paar Coversongs.

Nicht nur Willy selbst, sondern die komplette Band präsentiert sich in allerbester Form und so reihen sich DeVille-Klassiker wie "Spanish Stroll", "Demasiado Corazon", "Venus Of Avenue D", "Savoir Faire" oder "Cadillac Walk" (um nur mal ein paar zu nennen) nahtlos aneinander. Es ist allerdings kein reines 'Best of'-Programm, denn dazu fehlen einfach viel zu viele Fan-Favoriten. Man muss jedem Musiker allerdings auch zugestehen, sein Programm mal wechseln zu dürfen und nicht jedes und jedes mal die gleichen Stücke zu zelebrieren. So kamen an diesem Abend live nicht so oft gebrachte Tracks wie "Italian Shoes" (vom eher schwächeren Mink DeVille-Album "Sportin' Life", 1985), "Bacon Fat" (von der sehr starken Scheibe "Horse Of A Different Color", 1999), "White Trash Girl" (von "Loup Garou", 1995), "Trouble In Mind" sowie eine sehr langsame, vom Piano und der Slide-Gitarre dominierte Version des Elvis Presley-Klassikers "Heartbreak Hotel" zum Zug.

Als Fazit kann nur eine absolute Empfehlung für "Venus Of The Docks", eine sehr gute und willkommene Ergänzung jeder Mink– bzw. Willy DeVille-Sammlung ausgesprochen werden. Und das, obwohl hier Song-Granaten der Marke "Running Through The Jungle", "Lay Me Down Easy", "Carmelita", "Mazurka", "Junker’s Blues", "Mixed Up, Shook Up Girl" oder "Guardian Angel" (und ich könnte aus dem Stand noch mindestens zehn weitere aufzählen) noch nicht mal vertreten sind. Aber die gibt’s ja bereits zur Genüge auf anderen Live-Platten des verstorbenenen Musikers. Auch der Sound der Aufnahmen geht ohne Abzüge durch. Ach ja, für die sporadischen DeVille-Hörer sei noch erwähnt, dass "Hey Joe" ebenfalls im Programm war. Und für die Romantiker: Ja, "Heart And Soul" sowie "Let It Be Me" sind auch drauf!


Line-up Willy DeVille & The…:

Willy DeVille (guitars, harmonica, lead vocals)
Darin Brown (keyboards, organ, background vocals)
Mark Newman (guitars, background vocals)
Bob Curiano (bass, background vocals)
Boris Kinberg (congas, washboard, percussion, background vocals)
Shawn Murray (drums)
Dorene Wise (background vocals)
Yadonna Wise (background vocals)

Tracklist "Venus Of The Docks…":

  1. Instrumental Opener
  2. So So Real
  3. Spanish Stroll
  4. Chieva
  5. Bacon Fat
  6. Heart And Soul
  7. Been There, Done That
  8. White Trash Girl
  9. Muddy Waters Rose Out Of The Mississippi Mud
  10. Demasiado Corazon
  11. Venus Of Avenue D
  12. Trouble In Mind
  13. Heartbreak Hotel
  14. Italian Shoes
  15. Hey Joe
  16. Savoir Faire
  17. Cadillac Walk
  18. Let It Be Me

Gesamtspielzeit: 74:51, Erscheinungsjahr: 2022 (2008)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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