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Within Temptation / Bleed Out – Digital-Review

Within Temptation / Bleed Out

Within Temptation sind zurück und melden sich vier Jahre nach Resist mit ihrem neuen Studioalbum "Bleed Out" zurück. Die Fans müssen sich warm anziehen, denn textlich dreht sich fast alles um kriegerische Auseinandersetzung, Notlage von Frauen und damit rund um Politik. Durchatmen in diesen schwierigen Zeiten sieht anders aus. »Wir begannen mit dem Schreiben im Winter vor der Pandemie«, sagt Sängerin Sharon den Adel über den Schreibprozess, aus dem "Bleed Out" entstehen sollte. "Wir wollten mit Evanescence auf die Worlds Collide Tour gehen, hatten unser vorheriges Album "Resist" schon länger veröffentlicht und dachten, es wäre gut, auch ein paar neue Songs zu haben."

Das Schicksal und die Weltkrise hatten allerdings andere Pläne, heißt es in einer Pressemitteilung zum Album. Somit sei "Bleed Out" auch kein Pandemie-Album. Vielmehr leitete das Zusammentreffen von Ereignissen eine Periode von selbstveröffentlichten Singles ein, die Within Temptation mit ihren Fans in Verbindung hielten, als diese Verbundenheit am meisten gebraucht wurde und es gab ihnen auch die Möglichkeit, lyrisch auf Weltereignisse schnell und ohne das relativ zähe Tempo einer vollständigen Albumveröffentlichung zu reagieren.

Die ernsten Themen lassen sich musikalisch recht gut verpacken und so punkten die Protagonisten mit einem breiten Stilmix. Der lässt das recht schwache Album "Resist" vergessen, erlaubt aber die Sinnfrage, wo denn die Band heute stilistisch zu Hause ist. Auf dem Vorgängeralbum war es die zurückhaltende Gitarrenfraktion, die Fragen aufwarf. "Bleed Out" mutet angesichts der stimmlichen Dominanz der Frontfrau wie ein Soloalbum von Sharon den Adel an. Live lebt die Umsetzung überaus deutlich von der Aura der Sängerin.

Der Titelsong beginnt im Stile von Industrial, hat mit den sägenden Gitarren eine interessante Struktur. Das Lied hält die Aufmerksamkeit, die es verdient, hoch. Immerhin setzt es sich mit der Unterdrückung von Frauen in Ländern wie dem Iran auseinander und hat einen ernsten Hintergrund. Solche Höhepunkte sind allerdings alles andere als Standard. "Wireless" startet mit Orchesteranleihen, wird anschließend metallisch und umgibt die Sängerin mit einem dominanten Klangteppich. Stimmliche Unterstützung gibt es auf "Shed My Skin (feat. Annisokay)". Hier wirken Rudi Schwarzer und Christoph Wieczorek von den deutschen Alternative-Rockern Annisokay mit.

"Worth Dying For Wake" macht Laune, denn hier lassen es Within Temptation bei melodischen Gesangseinlagen richtig krachen. Dafür sorgt auch ein Gitarrensolo, das Seltenheitswert besitzt. "Unbroken" ist im Gegensatz ein Beispiel, wie Within Temptation nach einem Popsong klingen können. Gitarren sind insgesamt zwar unüberhörbar, aber es fehlt die Tiefe des Instruments. Das Album klingt mit elf Kompositionen facettenreich, bewegt sich allerdings meilenweit vom Symphonic Metal. Gefühlt gehörte die 1996 gegründete Band einst zu den Flaggschiffen dieses Genres. "Bleed Out" mutet dagegen wie die eingangs erwähnte Sinnsuche nach dem eigenen  Sound der Formation an, ohne dabei auf ganzer Linie zu enttäuschen.

Im Verlauf der 47 Minuten darf man feststellen, dass sich die Niederländer in dieser Momentaufnahme mehr dem Alternative Metal als dem Symphonic Metal nähern.


Line-up Within Temptation:

Sharon den Adel (vocals)
Ruud Jolie (guitars)
Stefan Helleblad (guitars)
Robert Westerholt (guitars)
Jeroen van Veen (bass)
Martijn Spierenburg (keyboards)
Mike Coolen (drums)

Tracklist "Bleed Out"

  1. We Go To War
  2. Bleed Out
  3. Wireless
  4. Worth Dying For Wake Up
  5. Ritual
  6. Cyanide Love
  7. The Purge
  8. Don’t Pray For Me
  9. Shed My Skin (feat. Annisokay)
  10. Unbroken
  11. Entertain You

Gesamtspielzeit: 47:15, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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