Von Guido Lüders erhielten wir folgenden Beitrag, den wir gern veröffentlichen:
Das hat seine Mutter wohl nicht voraus gesehen. Nach Ausbildung zum Betonbauer zog es Wenne (Werner Liebig) nach Berlin (statt zur Bundeswehr). In der damals geteilten Stadt ohne Sperrstunde lernte er die 'Szene' kennen und begeisterte sich unter anderem auf dem legendären Konzert der Rolling Stones 1965 für Livemusik (die Waldbühne war hinterher eine andere).
1966 im Saal eines Hotels (Umzug 1969 ins spätere Domizil) begann ein Siegeszug für die Rockgeschichte am Harz. Schnell sprach es sich rum und die wichtigsten Bands dieser Musikrichtung, wie z. B. The Lords aus Berlin, The Rattles aus Hamburg liefen in Langelsheim auf.
Es dauerte nicht lange, bis sich die internationalen Topacts die Klinke in die Hand gaben. Viele Bands verbanden ihre Fernsehauftritte im Beat Club von Radio Bremen mit Livegigs in Langelsheim. Namen wie Deep Purple, Free, Steamhammer, Rory Gallagher, Thin Lizzy, Golden Earring, Colosseum, Status Quo, um nur Einige zu nennen. Klaus Meine (Sänger der Scorpions) nannte den Beat-Club und Gründungsort der Band etwas Besonderes, um sich als Musikgruppe zu beweisen. Mehr als 20 mal traten die Scorpions in Langelsheim auf.
Radio Bremen entblödete sich nicht einen Namenstreit anzuzetteln. Wenne gab nicht klein bei, auch bei anderen Gelegenheiten zeigte sich der Hobbyboxer als durchaus wehrhaft. Beim Konzert von Ton Steine Scherben wollte Sänger Rio Reiser mittendrin über Politik diskutieren, was nun so gar nicht im Sinne des Hausherren war und er die Band mit diversen Drohungen 'überzeugte', dass das keine gute Idee war. Die Folge war, dass sich Wenne eine erregte Diskussion mit Claudia Roth, der damaligen Managerin der Gruppe (heute Staatsministerin beim Bundeskanzler) lieferte und sich schließlich durchsetzte. Inzwischen sind zwei autobiographische Bücher gefüllt mit Erinnerungen und Anekdoten erschienen.
Eine Legende wird 80 Jahre alt
»Junge du übernimmst dich«, mahnende Worte der Mutter. Da war der Sohn gerade dabei, Woodstock Feeling in den Harz zu bringen. 1970 kamen bereits 10.000 Besucher (10,00 DM Eintritt) und beim zweiten Festival Mai 1971 (20,00 DM für drei Tage) strömten 30.000 Fans, nicht zuletzt wegen Colosseum, dem Top-Act, auf den Platz.
Ärger hielt sich in Grenzen, Unmut verursachten Spanner, die die umliegenden Kornfelder zertrampelten, um nackte Mädchen beim Waschen und Baden zu sehen. Ein drittes Festival scheiterte an der Spießbürgerlichkeit einiger Stadtvertreter. Wacken wäre sonst heute eventuell Nummer zwei der Open-Air-Festivals.
Wenne wurde 2023 auf dem Hoffest in Jerstedt von 1.000 Besuchern für sein Lebenswerk geehrt. Die Laudatio hielt Ex-Vize-Bundeskanzler Sigmar Gabriel. Als Zeichen der Wertschätzung wurde dem Gratulanten ein 50er-Jahre-Ansage-Mikrofon aus einem Country-Club der Route 66 überreicht.
Wenne bedankte sich mit der Ankündigung, Poster (zum Teil mit Autogrammen) zur Verfügung zu stellen. Der Erlös soll dem Kindergarten Löwenzahn zukommen. (Erhältlich über Kleinanzeigen Poster Beat-Club).
Was bleibt? Viele schöne Erinnerungen und mindestens zwei Kinder von Musikern von Uriah Heep und Rainbow, die ihre Entstehung nach deren Auftritten in Langelsheim verdanken.
Der NDR hat sich angekündigt und im Internet (zum Beispiel Youtube) sind ausführlichere Beiträge.
Und viele gute Wünsche für Gesundheit an das Geburtstags’kind' Wenne.
Beispiel-Poster, die zum Verkauf stehen und deren Erlös für den Kindergarten Löwenzahn gedacht sind:
Bildnachweis für alle Fotos und Bilder: ©2024 | Lea Kiehne und Guido Lüders | RockTimes
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