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Working Week / Working Nights – LP-Review

1983 von Gitarrist Simon Booth und Larry Stabbins (Saxofon) gegründet, veröffentlichte Working Week 1985 das Debütalbum "Working Nights".
Vorher kam als Verneigung vor dem chilenischen Künstler Victor Jara die Single "Venceremos – We Will Win" auf den Markt. Robert Wyatt (Gründer von Soft Machine) sowie Tracey Thorn (Everything But The Girl) lieferten hier Gesangsbeiträge.
Ähnlich wie Paul Weller, der nach The Jam an der Seite von Mick Talbot mit The Style Council zu anderen musikalischen Ufern schipperte, kamen Simon Booth sowie Larry Stabbins von der Indie Pop-Band Weekend. So erfüllte man sich bei Working Week ebenfalls andere Vorstellungen von Musik.
1983 hatte die Sängerin Julie Roberts mit der Single "It’s Over" einen Hit und nachdem eine weitere Single-Veröffentlichung folgte, war sie bei Working Week aktiv. Den Gesangspart übernahmen auch Künstler wie Corrine Drewery, Julie Tippets, besser bekannt als Julie Driscoll, die unter anderem bei Brian Auger sang, Lew KirtonEvyon White oder Jalal von der Hip-Hop-Band The Last Poets. Julie Tippets sowie Jalal sind als Special Guests auf der Maxi-Single "Stellamarina", die als gesonderte Scheibe zum Album "Working Nights" gehört, dabei.
Aufgenommen wurde über einen längeren Zeitraum in den Power Plant Recording Studios sowie in der Dining Suite.

Los geht das Album mit dem "Inner City Blues" von Marvin Gaye.
Viel verführerische Percussion und ganz stark auftrumpfende Horns mit einem tollen Larry Stabbins-Tenorsaxofon-Solo sowie feine Streicher-Klänge und Funk-Gitarre machen den Einsteiger, obwohl hinreichend bekannt, zu einem Hinhörer. Highlights gibt es im Laufe der Platte noch so einige.

Das Coverbild reflektiert annähernd die Atmosphäre von "Sweet Nothing". Zur nächtlichen Stunde geht es durch die vom Regen angefeuchteten Straßen, von mir aus auch über Kopfsteinpflaster. Hier hat Julie Roberts ihren ersten großartigen Gesangs-Auftritt. Hingabe pur, wie sie ihre Stimme erhebt und bei uns eine dicke Gänsehaut erzeugt. Zur Verstärkung der Stimmung wurden die Streicher-Sounds perfekt arrangiert. Highlight!
Das quirlige "Who’s Fooling Who" mit einem abermals hochgradig guten Saxofon-Solo von Larry Stabbins glänzt darüber hinaus durch Julie Roberts' jazzigen Scat-Gesang.
Die erste Seite endet mit einem etwas ruhiger gehaltenen "Thought I’d Never See You Again". Der Wechsel zu einem verschärften Latin-Feeling ist bemerkenswert und Guy Barker bläst eine furioses Trompeten-Solo. Toll! Diese Band mit ihren vielen Musikern und Julie Roberts zu hören, ist Freude pur.

Ein herrlicher Dance-Swing empfängt uns bei "Autumn Boy".
In Verbindung mit den perkussiven Elementen liefert uns Larry Stabbins' Sopransaxofon eine Art Reise nach Marrakesch. Diese Rhythmuswechsel in so manchem Song sind das Salz in der Suppe. Der "Autumn Boy" zieht dann noch durch Afrika. Highlight!
Auch beim dezenter gehaltenen "Solo" kommt man ins Schwärmen. Diese Platte ist meilenweit entfernt von Langeweile.
Über ein wunderschön groovendes, uns nach Südamerika versetzendes "Venceremos" mit Dave Bitellis Klarinetten-Solo bringt "No Cure, No Pay" sozusagen alle Qualitäten von Working Week auf den Punkt. Begeisternd ist Annie Whiteheads Posaunen-Alleingang. Dieses Stück ist so etwas wie der Klappentext bei einem Buch. Klasse!

Plattenwechsel: Die Maxi-Single "Stellamarina" dreht sich mit der A-Seite, dem 'Main Mix' auf dem Plattenteller.
Elf Minuten Percussion-Performance, cooler sowie aufbegehrender Jazz, ein Jalal-Rap der auch noch sehr gut zum musikalischen Drumherum passt. Larry Stabbins spielt sich auf seinem Saxofon die Seele aus dem Leib und die Band rhythmisiert fast schon hypnotisch. Ein geradezu wildes Treiben, bei dem sich selbst der Hörer sortieren muss. Die Improvisation hat die Regentschaft übernommen. Wo bleibt Julie Tibbets/Julie Driscoll? Irgendwer hat heimlich ein Sedativum in die Getränke gegeben, denn die Gemüter beruhigen sich merklich. Fast ist diese Nummer vorbei, da improvisiert die Sängerin toll.
Für "Stellamarina (Hot Jazz Music)" ein letztes Mal die Seite wechseln und genießen. Nur rund achteinhalb Minuten Percussion-Jazz. Abermals stellt sich die Frage nach Julie Tippets. Jalals Rap/Sprechgesang steht auch hier deutlich im Vordergrund.

Von 1985, dem Erscheinungsjahr von Working Weeks "Working Nights" bis 2020 haben die beiden Scheiben keinerlei Staub angesetzt. Frisch wie eh und je.
2012 kam das Album als CD-Doppeldecker remastert mit jeder Menge Bonus Tracks in Form von Live-Songs, noch nicht veröffentlichten Liedern beziehungsweise Remixen auf den Markt.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Working Week "Working Nights":

Julie Roberts (vocals)
Simon Booth (guitars)
Larry Stabbins (saxophones, flute)

With:
Kim Burton (piano, solo #8)
Roy Dodds (drums – #2,5,6,8)
Nic France (drums – #1,3,4)
Mark Taylor (drums – #7)
Ernest Mothle (bass – #2,5,6,8)
Chucho Merchan (bass – #1,3,4,7)
Dawson D’Oliveira (percussion – #2,5-8)
Bosco D’Oliveira (percussion – #2,5-8)
Martin Ditcham (percussion – #1,3,4)
Claudia Figueroa (additional vocals – #7)
Robin Millar (additional guitar – #1,3,5)
Lerroy Osbourne (backing vocals – #2)

Horn Section:
Guy Barker (trumpet – #1,3,4, flugelhorn – #4)
Stuart Brooks (trumpet – #1)
Paul Nieman (trombone – #1)
Ray Warleigh (baritone saxophone – #1,3)
Harry Beckett (trumpet – #2,5,8)
Annie Whitehead (trombone – #2,6,8)
Malcolm Griffiths (trombone – #3,4,5)
Chris Biscoe (alto saxophone – #3, baritone saxophone – #4)
Paul Spong (trumpet – #6,8)
Dave Bitelli (clarinet – #7)

Line-up Maxi-Single "Stellamarina":

Simon Booth (guitar)
Larry Stabbins (tenor saxophone, soprano saxophone, solos on both mixes)

With:
Harry Beckett (trumpet)
Annie Whitehead (trombone and solo)
Ernest Mothle (bass)
Kim Burton (piano)
Roy Dodds (drums)
Louis Moholo (drums)
Dawson D’Oliveira (percussion)
Bosco D’Oliveira (percussion)

Special Guests:
Julie Tippets (vocals)
Jalal (vocals)

Tracklist "Working Nights":

Side 1:

  1. Inner City Blues
  2. Sweet Nothing
  3. Who’s Fooling Who
  4. Thought I’d Never See You Again

Side 2:

  1. Autumn Boy
  2. Solo
  3. Venceremos
  4. No Cure No Pay

Tracklist "Stellamarina" (Maxi-Single):

Side 1:

  1. Stellamarina (Main Mix)

Side 2:

  1. Stellamarina (Hot Jazz Music)

Gesamtspielzeit: 65:29, Erscheinungsjahr: 1985

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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