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Wucan / Live At Deutschlandfunk – CD-Review

Wucan / Live At Deutschlandfunk

Wildes Rumpelstilzchen rockt mit Kraut und Rüben-Rock Charts und Blues-Garage

Am 10.01.23 kündigten wir das erste Live-Album der sächsischen Emporkömmlinge aus Dresden an, dann wollen wir eine etwas ausführlichere Vorstellung nicht schuldig bleiben.
Wer sich etwas eingehender mit Wucan im Netz beschäftigt, wird nicht umhin kommen festzustellen, dass das Quartett in Kreisen der rockigen Klänge als eine der größten deutschen Entdeckungen der vergangenen Jahre gehandelt wird … zumindest bei allen, die sich noch an Klängen erfreuen können, die zu 100% nicht aus dem PC generiert werden. Damit handelt es sich bei Wucan um eine handfeste Band im klassischen Sinne – Anzeige im Studentenblatt zwecks Bandgründung … Blut, Schweiß und Tränen im Probenkeller, großer Triumph mit der Veröffentlichung einer Vinyl-EP 2014 sowie eines ersten Albums vor gut sieben Jahren auf einem Hannoveraner Independent-Label, dem noch zwei weitere Longplayer folgen sollten, wobei das 2022er Werk " Heretic Tongues" als bisheriger Erfolgshöhepunkt mit Rang 57 die deutschen Albumcharts knacken konnte.

Aber Wucan polarisieren auch. Ihre Musik ist ein wilder Mix aus Classic-, Folk-, Heavy-, Stoner-, Psychedelic-, Prog-, Kraut-, Blues- und Mittelalterrock – oder wie es der geschätzte Kollege Ingolf Schmock pointiert auf selbigen brachte: 'Kraut-und-Rüben-Rock' – getextet auf Deutsch und Englisch, der gerne einen roten Faden vermissen lässt und durchaus langatmig ausfallen kann. Wobei die Fäden unüberhörbar bei Frontfrau Francis Tobolsky zusammenlaufen, die neben Rhythmusgitarre, Percussion und Theremin (elektronisches Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt) omnipräsent Querflöte und Gesang beisteuert. Der prominente Einsatz der Querflöte weckt dabei automatisch Assoziationen zu beispielsweise Ian Anderson und seiner Combo, doch statt den Storch im Salat abzugeben, geriert sich Frau Tobolsky lieber als entfesseltes Rumpelstilzchen und bellt passend dazu expressiv mit fester und eindringlicher Stimme – immer leicht gehetzt wirkend – ins Mikro, wobei sie dabei eine gewisse Affinität zu Nina Hagen nicht leugnen kann. Ihre drei Jungs an Schlagwerk, Bass und Gitarre legen ein stimmig wuchtiges Fundament ohne Virtuositätsansprüche, so dass längere Instrumentalpassagen nur bedingt Spannung erzeugen können.

Vorliegendes Live-Zeugnis wurde bereits am 10.09.2021 eingespielt und scheinbar eher zufällig vom Titel-gebenden Deutschlandfunk (DLF) in der Blues-Garage Isernhagen vor einer Corona-bedingt Wohnzimmer-tauglichen Menschenmenge aufgezeichnet, wobei nicht einmal tanzen erlaubt war … jedenfalls nicht vor der Bühne.

Auf der Bühne ließ es sich Francis Tobolsky jedoch spürbar nicht nehmen, seinerzeit noch gar nicht veröffentlichte Titel wie den Opener "Kill The King" (inklusive kurzer Whole Lotta Love – Rhythmusanleihe), das Klaus Renft Combo-Cover "Zwischen Liebe und Zorn", " Don’t Break The Oath", "Fette Deutsche" und "Far And Beyond" eindringlich wie extrovertiert mit vollem Einsatz zu zelebrieren, was schlussendlich im abschließenden Signatur-Stück "Wandersmann" vom Debütalbum "Sow The Wind" (2015) in knapp 20 Minuten kulminierend auf die Spitze getrieben wurde.

Fazit: Anstrengend!


Line-up Wucan:

Francis Tobolsky(vocals, flute, guitar, theremin, percussion)
Tim George (guitar, backing vocals)
Alexander Karlisch (bass)
Philip Knöfel (drums)

Tracklist "Live At Deutschlandfunk":

  1. Kill The King (5:01)
  2. Father Storm (4:11)
  3. Looking In The Past (7:47)
  4. Zwischen Liebe Und Zorn (4:06)
  5. Don’t Break The Oath (5:04)
  6. Fette Deutsche (3:44)
  7. Aging Ten Years In Two Seconds (Excerpt) (4:11)
  8. Ebb And Flute/The Eternal Groove (6:11)
  9. The Rat Catcher (6:40)
  10. Night To Fall (4:08)
  11. Far And Beyond (6:08)
  12. Wandersmann (19:25)

Gesamtspielzeit: 76:44, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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