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Young Fast Running Man / Young Bird – CD-Review

Young Fast Running Man - "Young Bird" - CD-Review

Wenn mir Young Fast Running Man zunächst auch einen Bandnamen suggerierte, entpuppte sich nach zusätzlich eingeholten Informationen dann recht schnell, dass es sich dabei in allererster Linie um ein Projekt des in München lebenden Musikers Fabian Hertrich handelt. Vor fast genau zwei Jahren erschien das gleichnamige Debütalbum und mit den insgesamt zwölf Tracks, die nun unter dem Namen "Young Bird" das (öffentliche) Licht der Welt erblickt haben, legt der Süddeutsche jetzt nach. Die Musik von Hertrich ist wohl am treffendsten mit Roots zu bezeichnen, da sich darin verschiedene Stilistiken wie Folk, Country, Blues und Rock wiederfinden. Eingespielt wurde diese knappe dreiviertel Stunde Musik mit drei festen Begleitmusikern und einer knappen Handvoll an Gästen. Bereits beim Opener "Free" verwöhnt eine feine Slidegitarre, während ansonsten ein satter Bass, die Gitarren sowie der Gesang das Bild bestimmen. Alleine schon der Fakt, dass hier bereits mehrere Rhythmuswechsel im Spiel sind, ließ den Rezensenten auf ein starkes und abwechslungsreiches Album hoffen. Eine Hoffnung, die – das darf ich bereits voraus schicken – nicht enttäuscht wurde.

Die von Young Fast Running Man gebotene Roots-Musik klingt zwar nicht durch und durch amerikanisch, beinhaltet jedoch alle Komponenten dieses Genres. Dennoch kommen speziell beim Gesang unweigerlich die europäischen bzw. deutschen Wurzeln durch, was grundsätzlich aber ja gar kein Fehler ist. Mal nachdenklich, mal rockig (wie beispielsweise bei "Electrified") oder sehr rhythmisch-eingängig ("Rod And Line") hat Fabian Hertrich seine Fans und Hörer dieses Albums ziemlich schnell 'in der Tasche'. Denn nicht nur die Einspielung der einzelnen Stücke ist sehr überzeugend ausgefallen, sondern auch der Sound und das Songwriting gehen ganz klar als Gewinner durchs Ziel. Bei "Canola Sea" ist Elia Priesnitz als Gastsängerin am Start und veredelt diesen Titel mit ihren klaren sowie sehr gefühlvollen Vocals. Hertrich kontert dies umgehend mit feinem bluesigen Picking auf der Gitarre bei dem wunderbar melodiösen und auch eingängigen "Binvalley Blues". Der Mann ist richtig gut.

Auch bei "Catch 22" schafft es der Protagonist mit feinem Fingerpicking und einer klasse Gesangsmelodie zu beeindrucken. Mit Michael 'Karlos' Karl (Bass), Michael 'Air' Hofmann (Schlagzeug) sowie Gabriel Hertrich (Gitarre) hat der gute Fabian allerdings auch ein sehr starkes Team zusammen gestellt, das seine Stücke ganz hervorragend umgesetzt hat. Speziell der zuletzt genannte Gabriel Hertrich verleiht den jeweiligen Stücken mit einer Dobro oder auch mal Sitar zusätzliche und sehr willkommene Farbtupfer, die einem guten Song noch die Krone aufsetzen. Thematisch geht es in den Stücken oft um Selbstfindung bzw. darum, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht von Mehrheiten mitreißen bzw. konformieren zu lassen. Darum, sich seiner Wurzeln bewusst zu sein und dennoch immer wieder seine Fühler auszustrecken um Neues zu entdecken, neue Ziele zu erreichen und nicht still zu stehen. In einer Zeit, in der gefühlt etwa 50 % der Menschheit nur noch wie ferngesteuert mit kleinen Elektronik- bzw. Kommunikations-Geräten vor dem Gesicht durch die Gegend zu wackeln scheint, eine sehr gesunde Haltung.

"Young Bird" ist nicht nur ein sehr gutes Album geworden, sondern sogar eines, das umgehend das Verlangen hervorruft, sich gleich auch die Debütscheibe zu besorgen. Wie abwechslungsreich dieses Werk ausgefallen ist konnte der Verfasser dieser Zeilen alleine schon an der Tatsache feststellen, dass ich nach jedem Durchlauf erneut überrascht war, dass die knapp 43 Minuten schon wieder geradezu verflogen sind. Die Einflüsse des Bayern sollen bei Gitarristen wie Eric Clapton oder Peter Green, aber auch bei Songwritern wie etwa Nick Drake und Mark Lanegan liegen, was ich grundsätzlich so unterschreiben kann. Zum Anchecken will ich euch "Rod And Line", "Binavalley Blues", "Enriched By The Thieves" oder auch "Canola Sea" ans Herz legen, aber eine schwache Nummer ist hier ohnehin nicht zu finden. Somit also sehr gute Arbeit von Young Fast Running Man und zwei nach oben ausgestreckte Daumen in Richtung München.


Line-up Young Fast Running Man:

Fabian Hertrich (acoustic & electric guitars, harmonica, trumpet, lead vocals)
Gabriel Hertrich (electric guitars, Dobro, violin, sitar)
Michael 'Karlos' Karl (bass)
Michael 'Air' Hofmann (drums & percussion, piano, tuba, background vocals)

With:
Valentin Damjantschitsch (trombone)
Sebastian Rödl (electric guitar & mandolin – #4)
Elia Priesnitz (lead vocals – #4)
Robert 'Hubi' Hofmann (double bass, fuzz guitar & background vocals – #6)

Tracklist "Young Bird":

  1. Free
  2. Electrified
  3. Rod And Line
  4. Canola Sea
  5. Bina Valley Blues
  6. Love Bird
  7. Red Kite
  8. Catch 22
  9. Enriched By The Thieves
  10. Erich
  11. Young Bird
  12. Rising Sun

Gesamtspielzeit: 42:41, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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