
»Promoted by Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa«, steht im Booklet. Und, wichtiger für den Hörer: »Mastered by EROC«.
Wie die drei bisherigen Protagonisten Udo Erdenreich, Günter Schickert und Dieter Kölsch, ist der anscheinend neue feste Bestandteil der Band Ziguri, Zam Johnson, neben der Musik auch in anderen künstlerischen Bereichen tätig. Ihn und auch die anderen drei kennen wir bereits aus einigen Rezensionen, wie zum Beispiel zu Huko Na Huko von Tura Ya Moya, dem 2016er Ziguri-Album onetwothreefour, von Ton Steine Scherben & Gymmicks Radio für Millionen oder von Erdenreichs Tai Chi Tu – Retrospective One.
Es geht also mitnichten um leichte Kost, oder besser: es ist kein Mainstream, was uns auf "Howgh Howgh Howgh" vorgesetzt wird. Das Album gibt es übrigens bereits seit Frühjahr auf Vinyl über Adansonia Records, allerdings ohne die auf vorliegender CD vorhandenen sechs Bonustracks. Allerlei nicht alltägliche Instrumente, als auch die schnarrende Gitarre begleiten und lenken die repetitiven und hypnotisierenden Rhythmen, die tranceartig auf den Hörer einprasseln. Dabei wirken die Sounds zu keiner Zeit langweilig oder gar gleich, da es permanente Einschüsse aus den – wie gesagt – verschiedensten Läufen gibt.
Bei Ziguris Musik, das sollte man wissen, ist die Live-Performance stets Teil der Kompositionen, sodass man beim Hören keinen Fehler macht, sich mit geschlossenen Augen vor eine gedachte Bühne zu denken, sich dem Treiben hinzugeben und sich die Show dazu zudenken. Bass und Drums halten den Drive gut geölt stoisch am Laufen und diesem Drive muss man sich hingeben, sonst wird das nichts. Es macht auch wenig Sinn, sich einen Track herauszupicken; fernab der Bonustracks sind die Stücke eine Einheit mit über der Distanz verstreuten Schneckenhorn- und Mundorgelzutaten.
Diese Einheit wird aber mit "Ki Wi" etwas durchbrochen, denn zum einen gibt es nun Text zur Musik und man kann fast eine leicht punkige Attitüde feststellen. Somit ist der Übergang zum ersten Bonustrack geschafft, denn auch dort wird 'gesungen', wenn auch eher angelehnt an tribale Naturvölker. Und es geht auch musikalisch strukturierter zu, weg von Trance und hin zu rockigem World-Sound. Besonders gelungen ist das packende Schlagzeugspiel.
Überhaupt gehen alle Bonustracks musikalisch einen anderen Weg. Gesang ist nun angesagt und die Stücke sind auch so gestrickt, dass man sie durchaus auch einzeln hören kann. Die Lyrics, auch schon mal im Sprechstil vorgetragen sind nun das Salz in der Suppe. Und wenn das in französischer Sprache geschieht, hat das Ganze einen besonderen Touch. Toll auch der orientalische Einschlag in "Timothina Labinette".
Für mich sind die Bonustracks der interessantere Teil auf "Howgh Howgh Howgh", was zum einen an der Abwechslung im Fluss der Musik sowie der durchdachten Komposition liegt und zum anderen jedes Stück für sich genommen, ein Unikat ist. Die offiziellen ersten fünf Tracks dagegen sollten eher am Stück gehört werden, da sie meiner Meinung nach als Einheit gelten.
Line-up Ziguri:
Günter Schickert (guitar, snail shell horn/bells – #2, Bulbung Tarang –’6, vocals – #6, lyrics – #6)
Udo Erdenreich (bass, jaw harp/kalimba – #2, bebot – #4, backing vocals – #6)
Dieter Kölsch (drums, vocals – #4,6)
Zam Johnson (percussion, drums, synth, samples, voice – #5)
Peter Husseiyn Brombacher (talking drum – #8)
Karen Thastum (clarinet, flute, vocals, keyboard, radio – #10-12)
Roswitha Kreil (vocals – #10-12, lyrics – #11)
Ines Burdow (vocals – #10-12)
Tracklist "Howgh Howgh Howgh":
- Flying Kailash
- Goa Constrictørs
- Uluru Dance
- Howgh Howgh
- Long Snake
- Ki Wi
Bonustracks:
- B.I.A. [In Memoriam Kanghi Duta – Floyd 'Red Crow' Westerman (1936-2007)]
- Onk Vank [In Memoriam Antonin Artaud (1896-1948)]
- Fahrt zur Irrenanstalt [In Memoriam Alfred Lichtenstein (1889-1914)]
- Puppets [In Memoriam Arthur Rimbaud (1854-1891)]
- Timothina Labinette
- Radio Ageo
Gesamtspielzeit: 72:57, Erscheinungsjahr: 2020
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