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ZiRP / Circle Divine – CD-Review

ZiRP / Circle Divine

Heute wird gezirpt, vier Grillen aus Dresden, das ist die Band ZiRP. 2012 erschien das Debüt-Album, "Drehvolution", und wurde von den Musikern stilistisch als Fusion Folk eingeordnet. Die Einflüsse sollten aus Strukturen traditioneller Tanzmusik bestehen und diese habe man mit verschiedenen modernen Einflüssen erweitert.

Das Quartett um Stephan Groth, einigen Kennern möglicherweise bekannt durch sein Wirken bei der Mittelalter-Band Faun, wo er als Drehleier-Spieler aktiv ist, hat nach acht Jahren das Nachfolgewerk vorgestellt. Auf dem neuen Album, "Circle Divine", wird Groth von drei weiteren Musikern plus Gästen begleitet. Im Booklet wird etwas zu jedem einzelnen Stück erläutert, so etwa, dass sich "5-4-0" im 5/4 Takt bewegt, dass "Kaleidoskop" im Stil einer Polonaise geschrieben wurde oder dass "Uhrovec" auf einer traditionellen Melodie aus der Slowakei basiert. Ich meine, dass diese Erklärungen das Tor und das Verständnis für die Musik öffnen.

Aber ob das grundsätzlich nötig ist? Denn sobald die ersten Töne der Platte erklingen, öffnen sich Tür und Tor ohnehin sofort, denn diese Offenheit, diese Luftigkeit, die entgegen schwingt, erzeugen einen direkten Sofort-Zugang. Zwar ist stets einerseits die Drehleier im Vordergrund, jedoch wird von den übrigen Musikern eine sehr große Dichte erzeugt, die im Verbund mit dem Hauptinstrument eine sehr stimmige Mischung ergibt, sehr zugänglich, nicht nur für Tanzbeine, sondern auch für die Seele.

'Progressive Fusion Folk' trifft aus meiner Sicht hierbei nicht allein zu, denn weitere Elemente reihen sich nahtlos ein, so beispielsweise ist es bei "Bourrée Inkarnation" der brummelnde E-Bass, der Elemente des Jazz Rocks einbringt. Und gleichzeitig marschiert die Stimmung der Musik für mich auch stark in Richtung der irischen Band Moving Hearts, die auch einst ein reines Instrumentalalbum, wie eben auch "Circle Divine", ablieferten. Hier sind es jedoch keine Pipes, die die Stimmung ausmalen, hier ist es halt die Drehleier. Dabei ist es jedoch tatsächlich die Summe aller Instrumente, die diesen Sound wesentlich bestimmt.

Und wenn sich dann einige Gäste bei einigen Songs dazu gesellen, dann wird die bereits recht abwechslungsreiche Gestaltung angenehm bereichert. Auffällig ist dabei, dass hier kein plumper 'Mitklatsch-Mittelalter-Sound' erzeugt wird, sondern sehr durchdachte und fein austarierte Musik, die innerhalb ihres Fusion-Anspruchs die einzelnen Elemente niveauvoll auf hohem Level verarbeitet und die Musik oft schwebend und frei fliegend erscheinen lässt.

Ja, irgendwie klingt das auch nach 'Marktlücke'. Mithin – Folk, Rock, Pop, Jazz Rock, Prog Rock – all' das wird von ZiRP als höchst interessante, ansprechende und Aufhorchen lassende Melange dargestellt, die ganz einfach nach mehr verlangt. Bei den Stücken, wo die Drehleier gegen eine Low Whistle getauscht wird, da gesellt sich stimmungsmäßig noch eine feine Variante keltischer Musik hinzu. Dann sei noch die Frage zu stellen, ob man es in Zukunft rein instrumental belassen sollte oder bei einigen Songs vielleicht noch passenden Gesang dazu packen könnte. So kann ich mir das nicht bei allen, aber bei einigen Tracks durchaus vorstellen.

Aber – eigentlich bin ich damit, so, wie es ist, sehr zufrieden. Wer zur Musik tanzen möchte, kann hierzu die schnelleren Songs sicher gut nutzen, wer in sich gehen möchte, um still zu genießen, kann sich den Balladen und ruhigen Stücken widmen, es ist für Alle etwas dabei.


Line-up ZiRP:

Stephan Groth (hurdy gurdy, low whistle, piano)
Florian Kolditz (electric bass, double bass)
Florian M. Fügemann (drums, percussion, sample pad, piano)
Olaf Peters (acoustic guitar, cittern)
Rüdiger Maul (percussion – #6,7,10)
Elisabeth Coudou (cello – #3,6)
Jan Rix (French horn – #6)

Tracklist "Circle Divine":

  1. 5-4-0 (4:34)
  2. Bourrée Inkarnation (3:39)
  3. Circle Divine (7:17)
  4. Kaleidoskop (3:21)
  5. Zirpelloise (3:59)
  6. Mosaic (6:28)
  7. Seven Flow (3:25)
  8. Odd Bourrée (5:06)
  9. Moon Mazurka (4:51)
  10. Uhrovec (8:25)
  11. Low Lights (5:32)

Gesamtspielzeit: 56:42, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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