Zu Dominic Millers Album "Vagabond" erfahren wir beim Label ECM einige Hintergrundinformationen und lesen persönliche Äußerungen des Künstlers: »[…] Dominic setzt den kollektiven Ansatz seines letzten Albums fort und findet hier neue Wege, seine unverwechselbare musikalische Signatur durch das tief empfundene Zusammenspiel des Quartetts zu präsentieren. […] Das Album ist nach dem gleichnamingen Poem der englischen Dichters John Masefield benannt, welches Dominics verstorbenen Vater sehr am Herzen lag. […]«
Dominic Miller sagt: »[…] Es war nie meine Absicht, ein Gitarrenalbum zu machen. Dank der großartigen Sängerinnen und Sänger, mit denen ich im Laufe der Jahre zusammengearbeitet habe, she ich mich eher als instrumentaler Songwriter. Und so wie sie sehe ich es als meine Aufgabe an, mich mit den besten Musikern zu umgeben, die das Narrativ in den 'Songs' verstehen. Ich bin froh, mit Vagabond die perfekte Besetzung gefunden zu haben. […]«
Neben dem Gitarristen Dominic Miller spielt der Pianist Jacob Karlzon eine wesentliche Rolle zum Gelingen der vorliegenden Platte.
Das Quartett kreiert wunderschöne musikalische Landschaften, die unterschiedlicher nicht sein können.
Zum größten Teil sind die Songs von einer herrlichen Nachdenklichkeit geprägt. Diese ist aber fernab von einer Langeweile. Dazu haben die Kompositionen einen großen Tiefgang und berühren die Leute vor den Lautsprechern in einem ganz besonderen Maß. Bei aller Sinnlichkeit weiß die Band allerdings auch mit fantastischer Dramatik aufzuwarten. So ist das kurz gehaltene "All Change" im Rahmen des Albums ein Beispiel für anmutig flotten Jazz.
Ein Highlight gibt es direkt zu Beginn des Albums.
"Cruel Bur Fair", eines der längsten Stücke auf "Vagabond", reflektiert eine Gefühlslage, die man nicht so oft erlebt. Geradezu sinnlich schleicht die Musik dahin. Schlagzeuger Ziv Ravitz entwickelt mit den Jazzbesen feinste Rhythmik auf den Becken und Jacob Karlzon beeindruckt durch ein Pianospiel, das auf überzeugende Art Melancholie inszeniert.
Gleich danach folgt schon der nächste Höhepunkt des Albums.
Im fast siebenminütigen "Open Heart" setzt sich der Bandleader zunächst solo in Szene. Selten hört man so dezente Drum-Begleitung zu Jacob Karlzons Piano-Sounds. Da ist definitiv Nachdenklichkeit angesagt. Brillant, wie der Tastenmann in der Lage ist, uns voll auf sein Spiel und so auf das ganze Lied zu konzentrieren. "Open Heart" ist weitestgehend die Spielwiese von Jacob Karlzon. Am Ende nimmt Dominic Miller auf der akustischen Gitarre das Songthema bis zum Schluss wieder auf. Fantastisch!
Die Formation entführt uns in »[…] ein wunderschönes kleines Dorf […]«, in dem man sich sehr gerne aufhalten würde, denn musikalisch beschrieben, muss es sich um ein verträumtes Nest namens "Vaugines" handeln.
"Altea" ist das etwas andere Stück auf "Vagabond". Es geht deutlich flotter zur Sache und hier tanzen die Drumsticks geradezu über die Felle und Becken. In diesem Sinn ist auch Pianist Jacob Karlzon auf den schwarzen und weißen Tasten energisch unterwegs.
Mit "Lone Waltz" schließt das herausragende Dominic Miller-Album. Nach einem ruhigen Beginn ist das letzte Stück von einer umwerfenden Dynamik geprägt. Man spielt virtuosen Jazz. Diese Nummer ist ein weiteres Highlight.
Dominic Millers "Vagabond" ist instrumentale Emotion pur.
Dominic Millers "Vagabond" ist vielschichtig, hat Tiefgang und strahlt in einer Vielfalt von Pastelltönen.
Dominic Millers "Vagabond" ist zeitlos.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Dominic Miller:
Dominic Miller (guitar)
Jacob Karlzon (piano, keyboard)
Nicolas Fiszman (bass)
Ziv Ravitz (drums)
Tracklist "Vagabond":
- All Change (2:55)
- Cruel Bur Fair (4:16)
- Open Heart (6:48)
- Vaugines (3:42)
- Clandestin (4:11)
- Altea (3:45)
- Mi Viejo (2:06)
- Lone Waltz (4:41)
Gesamtspielzeit: 32:27, Erscheinungsjahr: 2024
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