Wenn fünfzig Riffs in zweiundvierzig Minuten und einen Song gepackt werden, ist es durchaus möglich, dass den unbedarften Hörer eine schlimme Vorahnung ereilt: das wird anstrengend! Eigentlich genau meine 'Kiste', bin ich doch der Meinung, dass ein Song erst nach zwanzig Minuten so richtig interessant wird. Scherz beiseite... diese eingängigen
»Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Solo«-Dinger mag ich natürlich auch - alles zu seiner Zeit - aber so richtig ausrasten geht nur bei
Dixie Dregs & Co. Was allerdings
The Atomic Bitchwax mit "The Local Fuzz" vorlegen, ist schon reichlich starker Stoff -
Steve Vai auf einer Mixtur aus Amphetamin, LSD, Koks und Ecstasy sozusagen.
Mitte der neunziger Jahre trafen drei Musiker aus New Jerseys Stoner-Szene mit einer Vision aufeinander:
»play what you want«. Sie waren in recht erfolgreichen Formationen -
Godspeed (
Chris Kosnik/Bass),
Monster Magnet (
Bob Pantella/Drums) und
Core (
Finn Ryan/Guitars) - aktiv und traten mit diesem Nebenprojekt fünfzehn Jahre lang lediglich live auf, bevor sie 1999 das erste Album einspielten. Mit "The Local Fuzz" legen
The Atomic Bitchwax ihren fünften Silberling (neben zwei EPs) vor und - soviel vorab - man muss unbedingt die Bereitschaft zum 'dicke Bretter bohren' mitbringen...
"The Local Fuzz" startet mit einem irrwitzigen Riff-Gewitter. Hier wird lupenreiner Stoner Rock im Stil der
Queens Of The Stone Age oder
Kyuss interpretiert. Aber auch beim klassischen 70er-Rock hat man sich bedient, besonders auffällig stechen hier
Black Sabbath und
Deep Purple hervor. Allerdings wirken die einzelnen Passagen oftmals wie zufällig aneinander gesetzte Mosaiksteinchen mit endlosen Frickeleien als Gesamtergebnis. Zeitweilig sträuben sich die Nackenhaare...
Richtig wohltuend macht sich die Atempause etwa nach Minute 23 bemerkbar. Der Stoff driftet in psychedelische Klangwelten ab - erstmals werden Melodiebögen erkennbar... richtig gute sogar.
Grateful Dead kommen einem ebenso in den Sinn wie
Hawkwinds Space Rock. Leider setzt knapp zehn Minuten später wieder das wüste 'Geknüppel' ein, das den Hörer das Ende herbeisehnen lässt.
Für hart gesottene Instrumentalfans bieten
The Atomic Bitchwax ein reichlich abgefahrenes Klanggewitter -
Steve Morse und
Steve Vai auf schwermetallischer Messerklinge. Allerdings sollte man schon ein echter Freak sein, um sich diese gut vierzig Minuten unbeschadet anzutun. Diese winzige Nische wird allerdings bestens bedient...