Spielzeit: 42:31 Medium: CD Label: Escape Music, 2008 Stil: Heavy Rock Review vom 17.06.2008 Markus Kerren

Bands mit gemeinsam musizierenden Familienmitgliedern sorgen jederzeit wieder für Aufsehen, obwohl es deren ja eigentlich immer schon relativ viele gab. Das fing bereits ganz früh mit der Carter Family (die heute wohl bekannteste Tochter June heiratete 1967 Johnny Cash) an, in den Fünfzigern gab's die Everly Brothers, in den Sechzigern brachen die Allman-Brüder zu ihrem Siegeszug auf und bei den Beach Boys waren's auch schon drei, die auf denselben Nachnamen hörten. Und dieses Spielchen könnte man beliebig bis zum heutigen Tage durchziehen.

Auch bei der Schweizer Heavy Rock-Band Polution geht es sehr familiär zu, hören hier doch bis auf Sänger Pascal Gwerder alle weiteren Mitglieder auf den Familiennamen Betschart. Die Combo wurde bereits 1997 gegründet, besteht in ihrer heutigen Form aber immerhin auch schon seit dem Jahr 2005. Angefangen wurde als Coverband, wobei man sich auf Tracks von Ikonen wie Motörhead, AC/DC und Metallica konzentrierte. Nach und nach baute man dann immer mehr Eigenkompositionen in die Setlist ein und enterte im Frühling 2007 schließlich das Aufnahme-Studio, um den ersten Longplayer einzurocken.

Dabei blieb das Quintett, unter der Aufsicht des ja nicht gerade unbekannten Eidgenossen Tommy Vetterli (Ex-Coroner, Ex-Kreator) seinen Wurzeln treu und spielte 13 Songs ein, die das raue Rockerherz zu Freudensprüngen veranlasst. Und vor allem: Für ein Debütalbum hört sich "Overheated" verdammt tight und abgebrüht an, ohne jedoch die nötige Frische vermissen zu lassen. Pascal Gwerder könnte durchaus auch aus der Punk-Ecke stammen, was ich absolut positiv meine, da er, wie auch der Rest der Band, eine ungezügelte Power sowie dem nötigen Batzen Dreck mitbringt, die für den hier zelebrierten Stil so unabkömmlich sind.

Eine rotzige Ungezwungenheit zieht sich durch die beiden Opener "Reality" und "Hard Work", getragen von mitreißenden Gitarrenriffs und der gnadenlos rockenden wie präzisen 'Hintermannschaft' sowie den räudigen Vocals. Mit dem Titelsong folgt dann das erste richtige Highlight mit einem Refrain, der ungemein schnell im Ohr hängen bleibt. Neben all den Power-Nummern ist aber auch "Don't Know", ein Akustik-Gitarren-Stück mit erneut so überzeugenden wie diesmal gefühlvollen Vocals, sehr gut gelungen. Ein ganz kleines bisschen erinnerte mich der Titel bei den Strophen an den Song "The Rose", wobei das aber nur mir persönlich so gehen mag.

Danach wird erwartungsgemäß kräftig weitergerockt! Apropos 'rocken': Man kann zwar deutlich ausmachen, welche Roots (siehe oben genannte Bands) die Schweizer haben, aber Polution haben es zweifelsohne raus, ihre ganz eigenen Fußabdrücke zu hinterlassen. Zum einen ist da nämlich das vorzügliche Songwriting, dazu kommt die fette Produktion und schlussendlich ist der technische Standard hoch, gekrönt von einem Sänger, der den Tracks die genau richtige Attitüde verpasst.

Bei "Obsessed" gibt es nach kernigen Riffs auch mal Erfrischung durch ein Akustik-Gitarren-Zwischenspiel, bevor dann das Gaspedal wieder durchgedrückt wird. Anspieltipps gibt es viele! Stellvertretend deshalb hier nur mal meine persönlichen Highlights, die da wären: "Overheated", "Don't Know", "Creation Of Hate" und "Five Years". Hut ab und Glückwunsch an Polution, die mit "Overheated" wirklich ein bärenstarkes Heavy Rock-Debüt abgeliefert haben.

Wer auf diesen Stil steht, bzw. Truppen wie Motörhead, AC/DC oder Rose Tattoo mag, der kann mit "Overheated" kaum einen Fehler machen. Gutes Songwriting, ein klasse Sound, Attitüde, Ecken und Kanten sowie die spielerische Reife sorgen für eine klare Ansage. Da fackel' ich jetzt auch nicht lange und zücke wohlverdiente 7,5 von 10 RockTimes-Uhren!

Line-up:
Armin Betschart (drums)
Marcel Betschart (lead guitar)
Matthias Betschart (rhythm guitar)
Andreas Betschart (bass)
Pascal Gwerder (vocals)