Todd Wolfe Band / Miles To Go
Miles To Go Spielzeit: 54:10
Medium: CD
Label: Hypertension Music, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 19.05.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Man sollte das eine tun und das andere nicht lassen. Der amerikanische Blues-Rocker Todd Wolfe hat sich wieder einmal ins Studio begeben und ein Album aufgenommen, das den Fokus deutlich auf Eigenkompositionen legt. Nur dreimal greift er in die Kompositionskiste anderer Künstler. Einerseits zitiert der Gitarrist und Sänger mit "Forty Four" einen Bluesklassiker von Chester Burnett aka Howlin' Wolf, andererseits hat er auch zwei Blicke über den Tellerrand des Zwölftakters gemacht und Marc Cohns "Valley Of The Kings" sowie "The Inner Light" von George Harrison interpretiert.
Bei genauerem Hinsehen auf die Credits findet man auch die Namen seiner Begleitmusiker Roger Voss (Schlagzeug) sowie Justine Gardner, die die dicken Saiten zupft. Relativ früh hört man auch eine Bluesharp heulen. Die spielt Steve Guyger (Steve Freund, Tino Gonzales,
Big Bill Morganfield, Paul Oscher und andere). Hier und da tauchen John Ginty (auch Bad Religion, The Blind Boys Of Alabama, Dana Fuchs, Santana, Matthew Sweet, Wiser Time) mit klasse Keyboardklängen auf.
Wer Todd Wolfe kennt, weiß, dass er ein überzeugender Songwriter ist und "Miles To Go" zeigt dies auch in aller Deutlichkeit. Die Musiker nur auf eine Blues Rock-Schiene zu beschränken, wird ihm in keiner Weise gerecht. Todd Wolfe guckt nicht nur mit den beiden bereits erwähnten Coversongs von George Harrison oder Marc Cohn über den Tellerrand des Genres hinaus. Die vorliegende Platte enthält ebenfalls geradlinige Rocksongs oder mit "Come What May" sogar einen wunderschönen Track im Reggaerhythmus.
Auch wenn Todd Wolfe bei vielen Nummern als Ideenquelle genannt wird, bekommt der Hörer bei einigen Stücken den Eindruck, dass es sich in gewisser Weise um Jam-Sessions handelt. Die Lieder klingen spontan, leben vom Feeling des Blues und einer Stimme, die ebenfalls zu seinen Markenzeichen gehört. Der Künstler wartet mit all seinen Stärken auf. Durchhänger sind Fehlanzeige.
Todd Wolfe kann auch sanft ... "I Stand Alone". Hier wird die akustische Gitarre geschultert. Es klingt so, als würde Roger Voss die Jazzbesen aktivieren und Justine Gardner bedient ihren Tieftöner ganz zärtlich. In dieser Ballade zeigt er uns, welch ein toller Fingerpicker er ist und insgesamt driftet man hier auf überzeugende Art und Weise sogar ins Singer/Songwriter-Milieu ab. Herrlich! Bezüglich seiner Fingerfertigkeiten muss man genauso wenige Worte verlieren, wie über den nicht geringen Einsatz des Bottlenecks. Dann greift der Gitarrist unter anderem zur Dobro, wie zum Beispiel in "Sunnyvale". Pumpend-groovender Justine Gardner-Bass begleitet die Metallröhrchen-Fahrten und ohne Zweifel verfügt diese Frau auch über eine tolle Stimme.
Am Anfang der Platte steht nicht unbedingt der krachende Blues Rock. Man schiebt die tolle Scheibe eher durch einen herrlich rockenden Track mit Southern-Flair an. Riffing, solieren sowie Keyboard-Einlangen sind hervorragend. Kommt gut, der Einstieg ist gelungen. Lass es krachen, Todd! In dieser Rubrik sei nur "Locket Full Of Dreams" genannt. Scharf gewürzte Gitarrenklänge werden von Roger Voss mit einem hypnotisch-stampfenden Chicagorhythmus unterlegt und bei diesem Song taucht auch als Begleitung Steve Guyger mit seinem kleinen Instrument auf. Klasse, einfach klasse!
Die Coversongs werden mit einer typischen Todd Wolfe-Edelpantina überzogen. "Forty Four" wird mit reichlich Slide-Gitarre und zum Teil heftigen Soli aufgebohrt. Bei der Beatles-Nummer "The Inner Light" lässt uns die Band etwas von der ursprünglichen indischen Atmosphäre spüren. Einen Zuwachs an Psychedelic kann der Hörer nicht in Abrede stellen und die Lead Vocals kommen auch verfremdet daher. Tolle Interpretation, bei der der Amerikaner das Original nicht aus den Augen verliert. Ein krönender Abschluss.
"Miles To Go" ist ein richtig tolles Album geworden. Die Todd Wolfe Band belegt, dass sie in allen Belangen eine wirklich klasse Band ist und auch über die Live-Qualitäten der Combo im Jahr 2013 muss man sich keine Gedanken machen.
Line-up:
Todd Wolfe (vocals, guitars)
Justine Gardner (bass)
Roger Voss (drums, backing vocals)

With:
Steve Guyger (harmonica)
John Ginty (keyboards)
Tracklist
01:Nuthin' But You (4:18)
02:Sunnyvale (4:03)
03:Locket Full Of Dreams (4:29)
04:Forty Four (6:02)
05:Day To Day (4:41)
06:Stay With Me Baby (4:37)
07:Against The Wall (4:29)
08:I Stand Alone (4:23)
09:Come What May (4:04)
10:Valley Of The Kings (4:06)
11:Livin' On A Dream (4:05)
12:The Inner Light (4:34)
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