Wer sich Newcomern verschließt, verpasst was!!
13th Curbstone Eine Band aus Wipperfürth überraschte uns im vergangenen Dezember mit einem beachtlichen Debütalbum... 13th Curbstone.

Knackiger Hard Rock, tolle Grooves, Hammer-Riffs und eine stimmgewaltige Sängerin. Wenn das kein Anlass ist, da mal hinter die Kulissen zu schauen, dann weiß ich auch nicht...

Zumal der hoffnungsvolle Nachwuchs aus deutschen Landen für RockTimes schon immer eine Herzenssache war, ist und bleibt!!

Alle Bilder von Kristina Sommer mit Einverständnis der Fotografen authorisiert. Besten Dank an alle!

Interview vom 16.02.2013


Steve Braun
RockTimes: Zunächst mal zu Eurem Bandnamen. Wie seid Ihr auf den 'dreizehnten Bordstein' gekommen und wie kommt Ihr persönlich mit diesem vermaledeiten 'tie-äitsch' zurecht?
Daniel: 13th Curbstone war eigentlich der Name eines kleinen Rock'n'Roll-Projektes, aus dem dann später die Band entstand. Die Idee dazu stammt aus einer Simpsons-Folge, in der Marge an Amnesie leidet. Am Anfang dieser Folge pinselt Bart die Hausnummern aus der Nachbarschaft auf deren Bordsteinkanten, um nebenbei ein paar Dollar zu machen (wenn ich das richtig in Erinnerung habe). Jedenfalls ist das mit der Hausnummer auf der Bordsteinkante in den Staaten öfters zu finden. Unser Proberaum ist in Hausnummer 13, so kamen wir zu 13th Curbstone. Das mit dem 'tie-äitsch' bekommen wir mittlerweile immer besser hin. Freuen uns aber über jeden Ansager, Radiomoderator oder Interviewer, der sich dabei einen abbricht [lacht].
RockTimes: Ihr kommt aus dem beschaulichen Städtchen Wipperfürth. Wie sieht es denn da mit der 'musikalischen Infrastruktur' aus? Sprich: Gibt es Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten in der Umgebung?
Kristina: Wipperfürth hat im Grunde eine recht ausgeprägte Musikszene. Über die Jahre ist diese mal mehr, mal weniger aktiv. Seit langer Zeit gibt es z. B. die vom Juze Wipperfürth organisierte 'abROCKzentrale' und 'abROCKnacht'. Unter dem Motto 'Rock gegen Rechts' treten dort diverse gute Bands aus der Umgebung auf. Im letzten Jahr organisierte außerdem die Mexican-Bar VIVA in Wipperfürth einen Bandcontest.
RockTimes: Wo kommt Ihr denn musikalisch her? Welche Bands oder Künstler haben Euch inspiriert, selbst Musik machen zu wollen?
Norman: Also, mich hat von Anfang an der fette Basssound beeindruckt. Deshalb kam für mich auch kein anderes Instrument in Frage. Ich glaube Steve Harris von Iron Maiden war einer der ersten Musiker, die ich richtig geil fand. Generell hat uns - glaube ich - viel klassischer Rock und Metal, aber auch einiges an Alternative inspiriert.
RockTimes: Hast Du das neue Solo-Album von Steve Harris gehört? Warst Du auch so enttäuscht wie wir?
Norman: Ich gebe zu, dass ich Maiden-Fan bin, aber darüber hinaus wusste ich bisher gar nicht, dass Steve Harris ein Solo-Album rausgebracht hat. Müsste ich jetzt erst mal reinhören.
Daniel: Mich hat definitiv viel altes Zeug beinflusst. Besonders beeindruckt bin ich bis heute von Malcolm Young. Er ist für mich das Herz von AC/DC und spielt seine Riffs mit so viel Dampf, dass man gezwungenermaßen mitgehen muss. In den letzten Jahren hat es mir dann Justin Hawkins mit seinen Bands Hot Leg und natürlich The Darkness angetan - ein Glück, dass es sie wieder gibt. Hawkins finde ich als Musiker unglaublich beindruckend, d. h. nicht nur als Gitarrist sondern auch als Sänger, Songwriter und Performer. Ich freue mich jetzt schon wieder wie ein kleines Kind auf das nächste The Darkness-Konzert.
Kristina: Tja, ganz ehrlich... ich war damals Nightwish-Fan der ersten Stunde. Diese Kombination aus Klassik und Metal war damals noch ganz neu. Ich wollte immer so singen wie Tarja Turunen und habe von dem Tag an fleissig geübt. Naja, ist dann letztendlich doch irgendwie anders gekommen und inzwischen schießen Bands mit diesem Stil ja wie Pilze aus dem Boden. Ich habe mich in den folgenden Jahren musikalisch weiterentwickelt, höre neben Metal auch gerne Bands wie The Darkness, Wolfmother oder The Black Keys. Kommt immer auf die persönliche Stimmung an. Aber, trotzdem bin ich sehr froh, dass ich damals auf Nightwish gestoßen bin. Die haben mich aus der Euro-Trash-Zeit der neunziger Jahre in die richtige Richtung gelenkt. Wer weiß... nicht, dass ich nachher beim Rap gelandet wäre oder so [lacht]!
13th CurbstoneRockTimes: Wie ich lesen konnte, hattet Ihr vorher die Metal-Band Meltdown am Start und habt nach einer kreativen Pause 13th Curbstone ins Rennen geschickt. Welche Prozesse haben in dieser Zeit zu der musikalischen Neuorientierung geführt?
Daniel: 13th Curbstone war eigentlich nur ein 'Nebenbei-Projekt' von mir und lief parallel zu Meltdown. Eine wirkliche Neuorientierung gab es also im Grunde gar nicht. Ich wollte einfach schon immer mal in einer Rock'n'Roll-Band spielen und habe deshalb mit unserem jetzigen Drummer Basti an ein paar Songs geschraubt. Mit Meltdown bereiteten wir uns zeitgleich auf die langersehnten Aufnahmen vor. Leider stellten wir dabei fest, dass nach all den Jahren die Luft irgendwie raus war und beschlossen schweren Herzens, die Band aufzulösen. Mit Meltdown hatten wir irgendwie den Zeitpunkt für gute Aufnahmen verpasst. Das war dann der Anreiz für mich, mal ein paar Rocksongs aufzunehmen. Basti und ich mieteten uns im Studio ein und wir baten Norman, ein paar Basslinien einzuspielen. Zu dieser Zeit wollte ich eigentlich noch selber singen. Gott sei Dank ist es dann anders gelaufen. Eine Band war damals nicht unser Ziel. Wir gingen ohne perfekte Vorbereitung ins Studio, um einfach eine gute Zeit zu haben. Alles andere entwickelte sich anschließend irgendwie von alleine.
RockTimes: Gewährt unseren Lesern doch mal einen Blick in den Proberaum: Wie schreibt Ihr Eure Stücke? Gemeinsam aus Ideenfragmenten oder kommt da einer mit 'nem fertigen Teil in den Proberaum?
Norman: Beides. Manchmal bringt einer einen fertigen Song mit. Öfters gibt es aber auch nur ein gutes Riff was dann gemeinsam zu einem ganzen Song weiterentwickelt wird.
RockTimes: Ist Kristina auch in die Entwicklung der Basics involviert oder kommt ihr Part erst später?
Kristina: Wir sind da in der Band sehr demokratisch. Das heißt, ich bin auch zum Teil in der Entwicklungsphase der instrumentalen Parts mit dabei und kann auch meinen Senf dazu geben, falls es irgendwo noch nicht so ganz rund klingt. Aber generell machen die Jungs ihre Sache so gut, dass ich da gar nicht mehr viel machen muss.
RockTimes: Analog zu der berüchtigten Henne-Ei-Frage: Was ist zuerst da - der Text oder die Musik?
Kristina: Bis jetzt immer die Musik. Neue Songs kriegen von uns immer erst einen Arbeitstitel. Ideen für den Text kommen dann automatisch, wenn man den Song hört. Erst zum Schluss entstehen Text, Gesangslinie und Gitarrensoli.
RockTimes: War es für euch jemals ein Thema, Deutsch zu singen?
Kristina: Nein. In Englisch kann ich mich besser ausdrücken und es passt besser zu unserem Genre.
RockTimes: Ergo schreibst Du alle Texte?
Kristina: Richtig. Das ist definitiv eine Sache, die mir sehr viel Spaß macht und am Herzen liegt. Ich versuche, mich der Stimmung des Songs anzupassen und stricke dann immer eine richtige, kleine Geschichte zusammen. Das liegt wohl daran, dass ich schon immer gerne geschrieben und getextet habe. Zur Zeit arbeite ich sogar an einem eigenen Roman. Allerdings wird der - fürchte ich - erst im Jahr 2075 fertig werden.
RockTimes: Wollt Ihr mit Euren Stücken ein bestimmtes Lebensgefühl ausdrücken?
Daniel: Klar: sei ein Soulrocker [lacht]. Jeder, der mal irgendeinen Song gehört und sich danach besser gefühlt hat, darf sich dazu zählen.
13th CurbstoneRockTimes: Man sagt ja im Allgemeinen, dass es einem unheimlich Scheiße gehen muss, um ein gutes Lied schreiben zu können. Könnt Ihr das nachempfinden bzw. was inspiriert Euch zu neuen Stücken?
Norman: Im Grunde stimmt das schon. Gefühle und die eigene Stimmung beeinflussen das Songwriting wahrscheinlich mehr, als man denkt. Als ich mich das letzte Mal extrem über was geärgert habe, entstand daraus eine Akustikballade, an der wir derzeit basteln. Zum Glück muss es einem nicht immer total Scheiße gehen, um einen guten Song zu schreiben. Daniels Vorfreude auf Weihnachten und seine Idee für einen Christmas-Song bescherte uns im letzten Jahr "Wishes". Uns war es dann wichtig, diesen auch schnell im Dezember aufzunehmen und bis Nikolaus zu veröffentlichen. Wir wollten noch möglichst viel von dem Weihnachts-Feeling mitnehmen. Hätten wir den Song erst im Januar 2013 für nächstes Weihnachten aufgenommen, wäre die Aufnahme vielleicht nicht so gut geworden.
RockTimes: Beim ersten Album hat man bekanntlich 'alle Zeit der Welt'. Wie lange habt Ihr an Soulrocker getüftelt?
Daniel: Lange, eigentlich zu lange. Das Album entstand in zwei Aufnahmesessions. Ursprünglich war nur eine 4-Song-EP geplant. Als sich dann aus dem bereits erwähnten Projekt eine Band entwickelte, entschlossen wir uns, noch sechs weitere Songs zu schreiben und aufzunehmen. Wir haben dann mit der Veröffentlichung der ersten vier Songs gewartet bis alles fertig war. Insgesamt waren wir bestimmt ein gutes Jahr mit "Soulrocker" beschäftigt.
RockTimes: Wo und wie seid Ihr die Aufnahmen angegangen?
Kristina: Das Album "Soulrocker" haben wir komplett im Soundgate Studio in Burscheid aufgenommen. Beide Sessions waren sehr unterschiedlich. Bei den Drum-, Bass- und Gitarrenaufnahmen zu den ersten vier Songs standen weder Gesangslinie noch Text fest. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch noch gar nicht, dass ich die Songs einsingen würde. Die zweite Session lief dann strukturierter ab und innerhalb einer Woche war alles im Kasten. Grundsätzlich stand für uns immer der Spaß im Vordergrund. Die Platte entstand ohne Druck oder irgendwelche Absichten. Ich glaube, dass wir diese Zeit deshalb auch immer in guter Erinnerung haben werden.
RockTimes: Wer hat die Aufnahmen betreut und welche Einflüsse konnte derjenige in das Endprodukt einbringen?
Daniel: Christoph Tkocz hat uns aufgenommen. Er hat uns ein wirklich angenehmes Klima für die Aufnahmen geschaffen und uns super bei der Umsetzung unserer Songs unterstützt. Er hat uns außerdem viele Tipps und Ideen gegeben, von denen wir auch einige aufgegriffen haben. Beispielsweise stammt von ihm die Idee mit der Orgel in "Soulrocker". Er hat in jeder Session das Beste aus uns rausgeholt und damit auch großen Einfluss auf das Album gehabt. Einfluss auf unsere Musik hatte er jedoch nicht. Ich glaube das war auch nicht seine Absicht.
RockTimes: Da sprichst Du gerade eine Frage an, die ich mir auch schon gestellt hatte: Wer von Euch spielt das Keyboard beim Titelsong? Und wäre ein fest 'angestellter' Tastendrücker eine Option für die Zukunft?
Norman: Keiner von uns. Ehrlich gesagt war das der Christoph vom Soundgate Studio mit Hilfe seines Computers. Als Daniel die Soli einspielte, griff Christoph plötzlich zum Keyboard. Nach ein paar Durchgängen war es dann so cool, dass wir es auf der Aufnahme gelassen haben. Den Moment haben wir auch auf Video. Schau mal auf unsere Website unter Videos. Da gibt's ein Studiotagebuch. Im zweiten Teil gibt's die Orgel-Action. Einen festen Tastendrücker brauchen wir aber nicht.
RockTimes: Also stehen diese gitarrenbetonten Sounds für Euch auch zukünftig im Fokus?
Daniel: Definitiv. Da kommen wir her und da wollen wir auch bleiben. Natürlich sind wir aber immer offen für irgendwelche Sachen. Falls sich also irgendwann noch mal ein Part in einem Song anbietet, dann verschließen wir uns dem natürlich nicht.
RockTimes: Mal eine Frage an jeden Einzelnen von Euch: Was ist Dein persönlicher Lieblingstitel auf "Soulrocker" und warum?
Kristina: "Cheese On Fire", weil so schön knackig und kurz. Außerdem macht es mir unheimlich Spaß, den live zu spielen.
Daniel: "Black Dawn", weil der Song alles beinhaltet, was ich schon immer mal spielen wollte. Allerdings wechseln bei mir die Lieblingssongs wöchentlich.
Norman: "Wheels On The Ground", weil der mir von Anfang an am meisten Spaß machte und sehr abwechslungsreich ist.
Basti: Auch "Wheels On The Ground", weil er alles hat was nen guter Song braucht.
13th CurbstoneRockTimes: Aha, wir halten fest: Die Rhythmusfraktion ist im Gleichklang. Anderes Thema: Wie zu lesen war, arbeitet Ihr ja bereits am Zweitling. In welchem Stadium befindet Ihr Euch derzeit?
Daniel: Einen offiziellen Nachfolger für "Soulrocker" haben wir noch nicht in Planung. Die Platte ist ja auch gerade mal ein gutes, halbes Jahr alt. Aktuell promoten wir auf unseren Gigs die Songs vom Album. Hin und wieder werfen wir aber mal einen neuen Song ein. Wer also neugierig ist, sollte zu einem unserer Konzerte kommen. Grundsätzlich würden wir aber gerne ein neues Album aufnehmen, da wir viel neues Material haben und auch schon einige fertige Songs. Bis dahin ist für uns aber noch viel zu tun. Außerdem waren wir ja Anfang Dezember noch im Studio. In der Geräuschzentrale in Köln haben wir "Wishes (A Christmas Song)" aufgenommen und dann von Nikolaus bis Silvester zum kostenlosen Download auf unsere Website gestellt. Wer das verpasst haben sollte, muss leider bis nächsten Weihnachten warten [lacht].
RockTimes: Seid Ihr bereits auf Tuchfühlung mit Plattenlabels für "Soulrocker"?
Norman: Bisher nicht. Wir sind allerdings auch nicht aktiv auf der Suche. Falls sich aber eine gute Gelegenheit bietet, die zu uns passt, wären wir sicherlich nicht abgeneigt.
RockTimes: Wie sehen Eure mittelfristigen Ziele aus - wie seht Ihr die langfristige Perspektive für 13th Curbstone?
Norman: Langfristig planen wir nichts mehr. Seitdem wir das nicht mehr tun, läuft es am Besten. Mittelfristig möchten wir weiter so viel Spaß an der Sache haben, wie bisher. Ich hoffe, wir schreiben noch einige gute Songs, spielen viele gute Gigs und werden überregional bekannter.
RockTimes: Die Krönung aller Arbeiten im Proberaum sind ja Live-Gigs. Welcher Gig war dermaßen geil, dass Ihr gar nicht mehr von der Bühne wolltet - und analog dazu: Bei welchem wärt Ihr am liebsten im Erdboden versunken?
Kristina: Unseren besten Gig hatten wir wohl im vergangenen November in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth. Der Abend war gut besucht und das Publikum und wir haben uns gegenseitig super anheizen können. Außerdem konnten wir uns auf der großen Bühne endlich mal austoben. Einen wirklichen Reinfall haben wir mit 13th Curbstone noch nicht erleben müssen. Mit der alten Band Meltdown mussten wir mal parallel zu einem Länderspiel (Deutschland - Niederlande) zocken. Mehr muss ich wohl nicht sagen, das Elend kann sich jeder selbst vorstellen [lacht].
RockTimes: Noch irgendeine 'Message' an die RockTimes-Leserschaft?
Kristina: Gebt auch unbekannten Bands eine Chance. Es gibt mehr gute Bands im Underground, als man denkt. Ich selber bin immer wieder überrascht, mit welchen richtig guten Bands wir in den letzten Jahren zusammen aufgetreten sind, die noch keinen Riesen-Plattenvertrag in der Tasche haben. Leider denken viele Leute, wer kein riesiges Label im Hintergrund hat, der ist auch nichts. Das stimmt einfach nicht. Wer sich Newcomern verschließt, der verpasst was. Also, einfach mal auf ein Underground-Konzert gehen. Das kostet wenig Eintritt und man bekommt viel geboten!
RockTimes: Seid ihm Namen meiner Kollegen versichert: Wir arbeiten besonders auf dieser Baustelle [lache]. Meine obligatorische Scherzfrage zum Schluss: Was wolltet ihr schon immer mal gefragt werden?
Unisono: Würdet Ihr Euch für den Playboy ausziehen?
RockTimes: Jetzt habt Ihr Euch selbst reingeritten! Butter bei die Fische: Ja oder nein?
Unisono: Ja, na klaro! Sehr geehrte Playboy-Redaktion: Unsere Kontaktdaten finden Sie auf unserer Website.
Kristina: Die Frage ist nur... wer will das sehen? [Gelächter]
RockTimes: Ich werde mal bei uns eine Rubrik anregen: Superstars von morgen - hautnah!!
Bis dahin wünschen wir viel Erfolg und habt Dank für das nette Gespräch!
Externe Links: