Zwei große Könner an ihren Arbeitsgeräten. Zwei Künstler, die aus Kroatien kommen ... und ihre zwei Cellos. Mehr Instrumente gibt es auf dem Debüt des Duos nicht. Von Gesang ist weit und breit keine Spur. Alle Fans, die Musik ohne Stimmen nicht abkönnen, hören hier auf zu lesen. Luka Sulic und Stjepan Hauser sind studierte Leute und beide haben schon auf renommierten Welt-Bühnen gespielt. Reichlich Preise stehen auch schon in der Vitrine. Jetzt haben Sulic/Hauser ein Album voll mit Coversongs veröffentlicht.
Auf dem Programm stehen Kompositionen von unter anderem U2, Sting, Nine Inch Nails, Kings Of Leon, Nirvana, Michael Jackson oder Guns N' Roses. In der Art und Weise, wie das Duo mit den zum Teil zu Welthits avancierten Songs, aber auch mit Liedern, die nicht unbedingt für Monate in den Charts zu finden waren, umgehen, spitzt dem Hörer schon die Lauscher. Die dreizehn Interpretationen können sich absolut sehen lassen und dennoch wird solche Musik die Hörerschaft wohl spalten. Meines Erachtens polarisiert "2Cellos" die Interessenten instrumentaler Klänge und wahrscheinlich lässt die Platte keinen Raum zwischen den Polen des Mögens sowie Naserümpfens.
Sulic und Hauser verstehen die hohe Kunst des Umarrangierens. Die Saiten werden nicht nur mit dem Bogen gestrichen, sondern auch gezupft. Darf man in diesem Zusammenhang von Fingerpicking sprechen? Meiner Meinung nach ist so etwas erlaubt und die Zupferei ist obendrein auch noch gut. Außerdem wird der Cello-Korpus als perkussiver Klangkörper mit in die Soundvielfalt einbezogen.
In der Bearbeitung von 2Cellos lässt man sich gar Michael Jacksons "Smooth Criminal" gefallen und bei genauerem Hinhören verpasst das Duo der Nummer für einige kurze Momente einen Gypsy-Touch. Man wird Zeuge von Szenen einer beeindruckenden Dramaturgie und selbst ein Saitenziehen, sonst nur von Gitarristen oder Bassisten zu hören, läuft einem über den Weg. So ist auch die Abfolge der Titel eine Geschichte von Spannung und Entspannung. Nach dem "Smooth Criminal"-Drama, das mit einem Herzklopfen à la "Speak To Me/Breathe" von Pink Floyd beginnt, ist ein ungemein unter die Haut gehendes "Fragile" angesagt und bei diesen zwei Cellos wird dem eh schon beflügelnden Sting-Opus noch ein Tick mehr Melancholie verpasst. Das Zupfen der Saiten rückt hier dem einer Gitarre ziemlich nahe auf den Leib.
Das Besondere in Zusammenhang mit den Vorlagen liegt nicht ausschließlich in der Verwendung von zwei klassischen Instrumenten und deren Klang. Da gibt es eine Kölner Combo, die Alphörner einsetzen, aber hier wie da kommt es auf das Fingerspitzengefühl und die Finesse im Umgang mit Originalen an.
Dabei haben Sulic und Hauser auch die Produktion der Platte in die Hand genommen und rundum steht der Silberling, was den Sound angeht, außerhalb jeder Kritik. Übrigens haben sie sich beim Arrangieren der dreizehn Titel von keinem reinreden lassen.
Das Album hat eine ungemeine Ausstrahlung und beide Musiker gehen selbst sogenannten Duellen nicht aus dem Weg. Mann beflügelt sich gegenseitig und gewinnt den Vorlagen eine erlesene Seite ab. Es gelingt den zwei Cellisten selbst einer Nummer wie "Smells Like Teen Spirit" einen besonderen Kick zu geben.
Luka Sulic und Stjepan Hauser können mit nur zwei Cellos begeistern und mit ihren Fähigkeiten ist ihnen glatt eine zweite derartige Platte zuzutrauen. Noch haben die Protagonisten Genres wie Folk, Country oder Blues noch gar nicht berührt und auf diesen Feldern stünde noch eine große Ernte an.
Line-up:
Luka Sulic (cello)
Stjepan Hauser (cello)
Tracklist |
01:Where The Streets Have No Name [D. Evans, A. Clayton, P. Hewson, L. Mullen] (4:05)
02:Misirlou (Theme From Pulp Fiction) [N. Roubanis] (2:15)
03:Use Somebody [A. Followill, I. Followill, J. Followill, M. Followill] (3:29)
04:Smooth Criminal [M. Jackson] (4:12)
05:Fragile [Sting] (3:29)
06:The Resistance [M. Bellamy] (3:50)
07:Hurt [T. Reznor] (4:30)
08:Welcome To The Jungle [S. Adler, S. Hudson, D. McKagan, A. Rose, I. Stradlin] (3:12)
09:Human Nature [S. Porcaro, J. Bettis] (2:49)
10:Viva La Vida [C. Martin, G. Berryman, J. Buckland, W. Champion] (3:42)
11:Smells Like Teen Spirit [K. Cobain, D. Grohl, K. Novoselic] (2:52)
12:With Or Without You [D. Evans, A. Clayton, P. Hewson, L. Mullen] (4:51)
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Externe Links:
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