3Six9 / Trip Down South
Trip Down South Spielzeit: 52:09
Medium: CD
Label: RHR Records, 2010
Stil: Psychedelic Blues Rock

Review vom 10.08.2010


Markus Kerren
Michel Wolf alias Dr. Wolf und Andre Steinmann alias Rey Misterio sind bereits seit vielen Jahren auf den Bühnenbrettern unterwegs und haben in ihrer Heimat, der Schweiz, bereits einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Im dortigen Aarau gründeten die beiden im Frühling 2008 die Band 3Six9 und als sie im Sommer des gleichen Jahres mit Pascal Bachmann alias Don Blanco den für die Band perfekten Schlagzeuger gefunden hatten, ging plötzlich alles sehr schnell. Nach der Veröffentlichung des Debütalbums "Rock'n'Roll Pistoleros" wurden erstmal wieder die Bühnen (auch in Deutschland) beackert, bis sich die Truppe schließlich Ende 2009 nach Südfrankreich zurück zog, um dort unter der Aufsicht von Bob Drake das Nachfolgewerk einzuspielen.
Und eben dieses liegt nun, mit dem schönen wie auch den Weg zum Aufnahme-Studio beschreibenden Titel "Trip Down South" vor. Powertrio und Blues Rock, logisch dass auch ich da umgehend Assoziationen zu üblichen Verdächtigen wie Cream, Jimi Hendrix Experience,
Joe Bonamassa, ZZ Top etc. etc. erlegen war. Aber weit gefehlt: Die drei Helveten gehen die Sache nämlich ganz anders, mit sehr eigener Note an. So ist ihr Blues Rock doch sehr stark mit Psychedelic bzw. Psychedelic Pop versehen. Die eher straighten (Blues) Rocker, wie etwa der Opener "I Don't Want You" oder (das trotzdem sehr gute) "All Alone For You", kommen mir fast ein bisschen zu verhalten, zu brav vor, was aber durchaus auch an der Produktion liegen kann, die ein stimmiges Bild mit den restlichen Stücken herstellen wollte.
Sehr atmosphärisch, hier düster-melancholisch, geht es auf "Paso De Norte" zu, bei dem eine einsame Gitarre ihren Blues klagt, sehr einnehmend unterstützt von den angeswingten Drums und dem Tiefe gebenden Bass. Klasse gemacht. Ein richtig starker Slow Blues ist auch "You Can't Kill Me", bei dem der Hörer jegliches Zeitgefühl verlieren kann und sich im tiefen Süden Dixielands zu befinden glaubt, während er sich von dem wie Treibsand zupackenden Track betören lässt. Das Instrumental "Anthem Of Noseland" könnte glatt als eine Black Sabbath-Nummer aus dem Jahr 1972 durchgehen, während das von clever gesetzten Tempiwechseln bestimmte "The World Is On Fire" den Abschluss macht.
Die psychedelische Seite von 3Six9 kommt unter anderem bei "This Is It" zum Vorschein, bei dem man sich vom Feeling her auf sehr angenehme Weise in die späten sechziger Jahre zurück versetzt fühlt. Nicht nur hier kommen übrigens auch die Background Vocals sehr gut und geben der Nummer noch mal einen besonderen Twist. In die Psychedelic-Kerbe haut dann auch "Bad Luck Woman". Eigentlich ein Slow Blues, wird hier durch den von Effekten verfremdeten Gesang und einem tollen, warmen Sound einmal mehr die besondere Note verliehen. Mit Bob Drake hat die Band also einen absoluten Glücksgriff getan, denn das passt auch vom Sound alles wunderbar und ist stimmig.
Und weil es so schön ist, wird gleich noch "Alive Or Dead" nachgeschoben, bei dem man die Einflüsse des (einstmals) jungen Peter Green deutlich heraushören kann. Der beste Rocker auf "Trip Down South" hört auf den Namen "You So High" und hier geht's tatsächlich mal richtig schön geradeaus auf die Zwölf, was man speziell beim Opener nicht gerade behaupten konnte.
Letztendlich kann man festhalten, dass den drei Schweizern ein richtig starkes Album gelungen ist, das weniger marktschreierisch, sondern vielmehr durch Tiefe, Atmosphäre, gutes Songwriting und eine eigene Note überzeugt. Mir persönlich gefallen die psychedelischen Nummern am besten, aber seine Faves kann sich natürlich jeder selbst rauspicken. Für Abwechslung ist jedenfalls bestens gesorgt, was nur ein Mosaik-Steinchen zum Gelingen dieser Scheibe darstellt. Hört mal rein und lasst euch empfehlen, dies mehrfach zu tun, denn "Trip Down South" wächst mit jedem Durchlauf mehr.
Line-up
Dr. Wolf (bass, lead vocals)
Rey Misterio (guitars, background vocals)
Don Blanco (drums, background vocals)

Als Gast:
Niko Muthupara (background vocals, percussion)
Tracklist
01:I Don't Want You
02:This Is It
03:Bad Luck Woman
04:Alive Or Dead
05:You So High
06:All Alone For You
07:Paso De Norte
08:You Can't Kill Me
09:Billy Hoe
10:Anthem Of Noseland
11:The World Is On Fire
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