41 Grad - das klingt erstmal nach richtig bösem Fieber. Aber weil es in Sachen Rockmusik schließlich gern mal 'heiß' zugeht, muss das ja nichts Schlechtes sein! Das hitzige Quintett aus dem Raum St. Wendel im Saarland spielt seit 2006 zusammen. Textlich waren die vier Jungs mit Frontfrau alsbald vom Englischen ins Deutsche gewechselt, weil sie sich so authentischer ausdrücken könnten, sagen sie selbt. Und nun haben 41 Grad fünf Songs auf ihre Debüt-EP gepackt und drücken uns eine gut 20 Minuten lange akustische Visitenkarte ins Ohr.
Es klingt schon etwas verrückt, aber es ist einerseits eine stilistische 'Schlichtheit', die die Band auszeichnet, und es ist andererseits gar nicht so einfach, ihre Musik zu beschreiben. Denn es findet sich keine so rechte Schublade für 41 Grad. Es bieten sich zum Beschreiben nicht so viele Attribute an. Es ist nicht Alternative, es ist nicht Melodic oder Hard Rock, es ist nicht Prog und nicht Gothic und nicht Retro - es ist einfach nur Rock. Schlicht und einfach Rock!
Und dafür steckt in den fünf Stückchen eine ordentliche Vielfalt. Abteilung eins, das sind die 'Hallo, wach'-Songs: "Ein ganz normaler Tag" und "Augenblick", Titeltrack der EP und bestimmt auch so eine Art 'Li-La-Laune-Song' der Band. Die beiden Nummern stecken voller Tempo, Druck und auch ein bisschen Schweiß. Die Gitarren schrubbeln scharfkantig, und Saskia Mertens' starke Stimme ist kraftvoll und auch ein bisschen 'dreckig'.
Abteilung Nummer zwei: die Highlights. "Für immer" ist ein absoluter Sahne-Ohrwurm! Da kommst Du ab dem zweiten Chorus nicht drumrum, mitzusingen. Der Refrain ist sehr eingängig, aber nicht platt, denn die Melodielinie geht unwiderstehlich steil und fast ekstatisch nach oben. Und 'da oben' hat Mertens so was Raues in ihrer Stimme - das klingt unheimlich echt und unprätentiös. Je höher, desto mehr Power! Nix Gesäuseltes.
"Angst vorm Fliegen" steht dem in nichts nach. Intro und Strophe sind außergewöhnlich aggressiv und düster. »Alles was du spürst ist jetzt die Angst... « Hey, ich kaufe denen jedes Wort ab! Dazu erzeugen kleine Tempoverschleppungen schon Spannung auf das, was folgt. Und das ist ein Chorus, in dem die Frontfrau der Band so richtig zeigt, was sie kann. Irre hoch, hat was von Robin Beck, aber insgesamt heavier und kantiger.
Abteilung drei: Runter mit dem Puls. Mit "1000 Fragen" ist noch ein Stück Sehnsucht am Start, eine Art Ballade mit ruhiger Clean- und wehmütiger Lead-Gitarre und den - natürlich - erneut starken Vocals, dieses Mal mit Hall unterlegt und eher nachdenklich, aber auch hier mit viel Power. So oft auch Saskia Mertens positiv auffällt, sollen die Instrumentalisten dadurch nicht an den Rand gedrängt werden. Die machen Druck und Dynamik, mit Breaks an der rechten Stelle und ein paar kleinen, songdienlichen Soli (schön: das Outro bei "Angst vorm Fliegen"!).
Das, was 41 Grad zu bieten haben, ist beileibe nicht spektakulär. Aber einfach ehrlich und leidenschaftlich. Und manchmal ist es das, was zählt. Promoter, Veranstalter oder 'große' Bands, die einen Support suchen, sollten diese Band unbedingt mal antesten. Da kommt was rüber! Die EP "Augenblick" klingt nicht, als ob 41 Grad ihr 'Fieber' schnell loswerden würden. Was der Bandname übrigens tatsächlich bedeutet... wohl nicht viel. Bei der Entstehung war man laut Band wohl nicht mehr ganz 'alleine'. Gut, dass sie sich nicht '41 Prozent' genannt haben...
Line-up:
Saskia Mertens (vocals)
Henrik Nagel (guitar)
Ralf Jung (guitar)
Stefan Zimmer (bass)
Jürgen Schulte (drums)
Tracklist |
01:Ein ganz normaler Tag (3:29)
02:Für immer (4:18)
03:Augenblick (4:03)
04:Angst vorm Fliegen (3:44)
05:1000 Fragen (4:48)
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