Dies ist das vierte Album der Schweden-Progger A.C.T. und wenn man ehrlich ist, dann wurde es auch Zeit. Die Jungs haben bei InsideOut unterschrieben, so dass es von nun ab keinerlei Probleme mehr bereiten dürfte, sich die Scheiben der Formation anzueignen. "Silence" konnte man sich bisher als Japan-Release besorgen und das lohnte sich auch. In was für eine Nische wollen wir A.C.T. nun packen? Gar nicht so einfach. Dieses Album als progressives Meisterwerk zu bezeichnen, wäre wohl in der Tat sehr vermessen. Was allerdings sehr schnell klar wird und unterm Strich schon beim ersten Hören bleibt, ist die Tatsache, dass die Band sehr viele gute Ideen hat und offensichtlich ihre Instrumente beherrscht. Und ganz kurz kommt der Prog auch nicht. Dafür sind manche Harmonien einfach viel zu verschachtelt und verspielt.
Man kann die Formation auch nicht einfach zu einem Spaßfaktor degradieren, denn was hier geliefert wird, ist in der Tat ernstzunehmende Musik. Der Band gelingt es von Anfang an guten Rock zu präsentieren. Dabei macht man keinen Hehl daraus, dass es genügend Material gibt, welches einen inspirieren kann. Nur zu oft fühle ich mich bei einladenden Synthies an Saga erinnert, auch wenn ich gestehen muss, dass hier kein Michael Sadler singt.
Die Gitarre hat einen tollen Sound, dieser ist jedoch nicht unbedingt Saga-typisch. Die Gitarren bestechen in vielen Bereichen durch klares Picking und im nächsten Moment wird wieder eine richtige Bratpfanne ausgepackt. Das groovt dann ohne Ende, wobei die Drums mit schönen Tempowechseln auf sich aufmerksam machen und der Bass einen erdigen Grundstein legt.
Innerhalb dieses Albums steckt ein Konzept. Während im ersten Teil noch einzelne Songs schlicht und einfach drauf gepackt wurden, beschäftigt sich der 2. Teil mit einer Geschichte um eine gewisse Johanna, die sich nichts mehr wünscht, als dass sie ein Baby bekommt, dann aber nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund beim Überqueren der Straße ein herannahendes Auto übersieht.
Gleich zu Beginn mit "Truth Is Pain" erinnern wir uns ein kleines bisschen an It Bites aus frühen Tagen und erfreuen uns an Neoprog-typischen Klangteppichen. Und auch der Gesang passt in das bereits bestehende Konzept. Die Bassläufe hingegen sind absolut klasse und bringen einen unbändigen Groove in den Song, den man sonst nicht allzu oft hört. Und eben "Puppeteers" verdeutlicht den Hang zu alten und erfolgreichen Saga-Songs. Klingt toll, da sich A.C.T. aber selbst auf die Fahnen geschrieben haben, dass kein Album wie das andere klingen soll, dürfte eine so enge Anlehnung an andere Größen auch nicht unbedingt so glorreich und von Vorteil sein.
Egal, mir gefällt es.
Mal swingt es, mal wird es tragisch und melancholisch. Von daher ist auf diesem Silberling sehr viel Abwechslung geboten, was den Kauf von "Silence" in jedem Fall sehr lohnenswert macht.
Der Anfang vom sog. Longtrack geht auch etwas eigene Wege. Da dominieren zunächst richtige Heavy-Riffs bevor der Hörer dann in reinste Stimmungswechsel eintaucht. Die Gitarren werden clean, ja geradezu akustisch und ruhig, und im nächsten Moment treibt und schiebt die gesamte Band bombastische Klänge in die Umlaufbahn. Stellenweise Schmalz (ach, wie so typisch im Neo Prog) und dann wird auch ganz einfach nur schnurstracks geradeaus gerockt, ohne jemals die eingängige Melodie aus dem Auge zu verlieren. Als wenn die alten Queen Pate gestanden hätten, wirkt der eine oder andere Chorus auf mich ein.
Der eingefleischte Prog-Fan wird sich abwenden, dass weiß ich jetzt schon. Aber 'progressive' zu sein verbietet ja nicht, auch mal eine schöne Melodie zu schreiben. Deswegen bin ich weiterhin ganz Ohr und bei der Sache und werde mir jetzt auch die bereits bestehenden drei Vorgängeralben reinziehen. A.C.T. haben es drauf, das ist Fakt. Deswegen ein Highlight bei den ganzen Oktober-Releases. Der nächste Konzertbesuch ist mir auch sicher!
Line-up:
Herman Saming (vocals)
Ola Andersson (guitars)
Thomas Lejon (drums)
Jerry Sahlin (keyboards)
Peter Asp (bass)
Tracklist |
01:Truth Is Pain (4:10)
02:Puppeteers (4:13)
03:This Wonderful World (4:20)
04:Out Of Ideas (4:47)
05:Hope 4:29)
06:Into The Unknown (3:55)
07:No Longer Touching Ground (4:11)
08:Useless Argument (4:49)
09:The Voice Within (3:53)
10:Call In Dead (2:51)
Consequences - The Long One
11:Silent Screams (1:58)
12:Introduction (0:51)
13:The Millionaire (2:10)
14:Joanna (3:09)
15:A Father's Love (2:32)
16:Memory To Fight (2:43)
17:The Diary (3:10)
18:A Wound That Won't Heal (4:32)
19:The Final Silence (1:36)
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Externe Links:
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