Die Erfurter Band Abyzz gibt es bereits seit 1994, dennoch habe ich sie bisher nur am Rande wahrgenommen und mich nie intensiver mit ihr beschäftigt.
Das ändert sich jetzt, da mich eine Empusa (eine griechische Spukgestalt) heimsucht. Diese blickt mich gleich vom Cover an, drinnen darf sie dann böse ihre Zunge herausstrecken.
Doch blicken wir erst einmal in den Abgrund (der Zeit). Das erste Demo, das 1997 daraus hervorging hieß "Schattenspiele", im Jahr 2000 folgte die EP "Omnious Silence", 2002 "Terror Mundi", 2004 "Warmasutra", 2006 wiederum eine EP ("Reminder") und 2010 nach einer längeren Pause schließlich die "Empusa".
Also hat der Abyzz doch schon ein paar Sachen hervorgebracht. Warum man sich mit zwei 'z' statt wie üblich 'abyss' schreibt, kann ich nicht erklären, wahrscheinlich um sich von anderen, die dieselbe 'abgründige' Idee bei der Namenswahl hatten, zu unterscheiden.
Nun, das ist auch nicht so entscheidend, wichtiger ist die Frage, wie nun die mythologische Schreckensgestalt daherkommt.
Sie hat es auf jeden Fall nicht eilig, meistens ist Midtempo angesagt. Da sie jedoch blutrünstig und tödlich ist, kleidet sie sich im Gewand des Death Metal.
Nach einem kurzen, harmlosen Intro dominieren harte Riffs, wobei das Gitarrengeschrubbel auch Platz für melodischere Leads lässt. Es werden zudem ebenfalls stellenweise ruhige Passagen zur Auflockerung eingebaut. So variieren Abyzz die Geschwindigkeit, wobei sie sich überwiegend im mittleren Bereich bewegen. Highspeed ist nicht angesagt, es werden eher mal die Grenzen zum Doom-Death überschritten.
Vor allem bei "Alone", das wirkt sogar richtig melancholisch. Diesem Song und dem recht eingängigen "And Now You're Die" (welcher die Thematik 'religiöse Selbstmordattentäter' behandelt) danach gelingt es, hängen zu bleiben. Das sind meine beiden Favoriten, wobei der Rest auch gut ist.
Für gewisse Abwechslung im Rahmen des Spartentypischen ist also gesorgt, kein übertriebener Firlefanz, doch schon ein paar kleine, feine Details. Große Innovation sucht man hier allerdings vergebens, doch dies gilt für etliche andere Bands ebenfalls und dürfte auch gar nicht beabsichtigt gewesen sein.
Dazu gibt es die Genre-üblichen Vocals, nicht übertrieben grunzig, aber passend und meistens gut verständlich. Mal etwas tiefer, mal eher Richtung Sprechgesang.
Angenehm ist, dass nicht versucht wird, auf einen Trend in Richtung Metalcore oder Deathcore aufzuspringen, sondern das Ganze eher zeitlos (oder soll ich schreiben: 'old schoolig' ...?) hält. Death Metal, wie er auch vor 10-15 Jahren schon gespielt wurde, das scheint gerade in letzter Zeit wieder langsam im Kommen zu sein - und das ist gut so.
Damit sind Abyzz vielleicht im Moment nicht so angesagt oder erfolgreich, aber kassieren Sympathiepunkte, wirken solide und wissen (mir) zu gefallen. Und vielleicht ändert sich ja sogar irgendwann, was gefragt ist und dann sind sie richtig zur Stelle.
Aber auch jetzt schon ist "Empusa" eine willkommene Abwechslung zu Modern Metal und sollte Fans von eher traditionellem Death Metal erfreuen.
Ein weiterer Pluspunkt des Albums: Es klingt nicht wie der Abklatsch irgendeiner anderen Band, auch wenn man sich hier und da an Kollegen erinnert fühlen mag, so etwas bleibt eben nicht ganz aus.
Fazit: Zukünftig werde ich Abyzz mehr als bisher im Auge (bzw. Ohr) behalten…
Fans von Midtempo-Death-Metal empfehle ich dasselbe, und gleich schon mal reinzuhören.
Line-up:
Arno (vocals)
Krusty (guitar)
Sebastian (guitar)
Matze (bass)
Bolzen (drums)
Tracklist |
01:Intro - Empusas Lair (1:35)
02:Hekate (5:07)
03:Creation Divine (4:53)
04:Withered Evolution (4:50)
05:The Heritage (4:24)
06:My Existance (4:55)
07:Fear Emptiness Despair (4:35)
08:Alone (6:52)
09:And Now You're Die (4:05)
10:Reborn Again (4:36)
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