Endlich! Acht Jahre nach ihrem letzten Album, "Stiff Upper Lip", schlägt AC/DC wieder zu und präsentiert den lange wartenden Fans mit "Black Ice" ein neues Album. Doch Moment! Gab es in der Vergangenheit der Rockgeschichte jemals eine Veröffentlichung eines Albums in 4-facher Ausführung? Für welchen Silberling soll sich der Fan letztlich entscheiden? Die Alben unterscheiden sich nur durch den unterschiedlichen AC/DC-Schriftzug, der in Blau, Rot, Gelb und Weiß auf schwarzem Hintergrund prangert. Wer auf die Texte wert legt, der ist gezwungen die 'Blaue' zu erwerben, die in der Regel durchschnittlich 5 Euro mehr kostet. Ansonsten sind alle Tonträger gleich. Dass der Schachzug vom Sony-Management aufgeht, beweist mein kürzlicher New York-Trip, als ich Fans antraf, die sich doch tatsächlich mit allen vier Alben eindeckten. Wie Briefmarkensammler! Damit wird vermutlich die 'Rentenkasse' der Aussis prall gefüllt werden und somit können sie auch zukünftig sicherlich ohne Nebenjob gut über die Runden kommen.
Bei aller Vorfreude war klar, wer sich einen AC/DC-Tonträger zulegt, der darf keine Wunderdinge erwarten. AC/DC ist eben AC/DC und warum sollten sie ihren Erfolgsstil, der sie mittlerweile 34 Jahre begleitet, ändern? Schon die ersten hörbaren Riffs der Young-Brüder verraten die Band. Erstaunlich klar kommt der Gesang von Brian Johnson beim Eröffnungstrack "Rock'N'Roll Train" rüber, viel besser als bei meinem letzten Live-Erlebnis in der Wachovia Arena!
Doch der Song fetzt gleich richtig ab und wird durch "Skies On Fire" abgelöst, einer eher durchschnittlichen Nummer. Da geht es bei "Big Jack" schon heftiger zur Sache, wobei mir hier der Tieftöner von Cliff Williams auffällt, ziemlich fett! "Anything Goes" erscheint mir da eher als Lückenfüller herzuhalten. Nee, der Song überzeugt mich nicht!
Gott sei Dank erinnert sich die Band wieder an ihre Stärken. Gedämpfte Klampfen, ein extrem tiefer Bass, ein prägender Refrain ist die Erfolgsrezeptur von "War Machine". Bei "Smash 'N Grab" wird leicht das Tempo gedrosselt, spornt dafür aber an, den Refrain mitzusingen.
Eine typische AC/DC-Nummer ist "Spoiling For The Fight", gewohnte Riffs der Youngs, fetter Bass, harte Drums, krächzender Gesang, eben AC/DC, nicht mehr und nicht weniger! Mit "Wheels" werde ich nicht so richtig warm, ein Track der für mich im Album keine besondere Beachtung findet. "Decibel" dagegen wird wieder recht solide in gewohnter Manier vorgetragen. Auffällig und ungewohnt, vernehme ich bei "Stormy May Day" doch glatt Slide-Einlagen, vermutlich von Malcolm, das verdient aber ein sattes Ausrufezeichen!
Nun folgt mit "She Likes Rock'N'Roll" wieder ein typischer AC/DC-Kracher, bei dem Angus seiner Gibson freien Lauf lässt. Klasse, sehr hitverdächtig! Dass die Band auch Songs mit Blues-Charakter produzieren kann, beweist "Money Made". Aber natürlich kommt dieser Song an ihre Blueslegende "The Jack" nicht heran!
Und was ist das? Die Australier bieten den Fans mit "Rock'N'Roll Dream" eine Rockballade an, die für mich ganz neue Maßstäbe setzt. Hierbei kommt Johnsons Gesang ungewohnt hoch rüber und ich frage mich, ob hier nicht die Studiotechnik nachgeholfen hat?
Zu meinen persönlichen Highlights des Tonträgers zählt "Rocking All The Way"! Eine starke Hardrock-Nummer mit hervorragenden bluesigen Elementen, in der Angus beweist, dass er eine sehr feine Klinge auf seiner Klampfe anschlagen kann. In der Tat, der Mann versteht sein Handwerk. Zum Schluss gibt's noch den Titeltrack "Black Ice" auf die Ohren, und die Band entlässt die Fans noch mal mit einem fetten groovigen Sound!
Sicher, "Black Ice" gehört selbstverständlich in jede Sammlung eines AC/DC- und Hardrock-Fans, und es ist ein gutes Album. Doch gemessen an ihren vorherigen 14 Longplayern reiht sich dieses Scheibchen eher im Mittelfeld ein. Trotzdem wird ihre bereits laufende Welttournee von Erfolg gekrönt werden.
Hatte AC/DC in ihren Anfängen Ende der 70er auf jeglichen Firlefanz verzichtet, so sind sie inzwischen mit der Zeit gegangen und bieten nun eine Show der Extraklasse! Somit wird auch von der altersbedingten verlorenen Energie der Band abgelenkt. Ein 53-jähriger Angus kann eben nicht mehr so extrem über die Bühne fegen, springen, auf Knien robben und den Kopf unentwegt herumschütteln, wie einst mit 20 Lenzen. Dennoch verdienen die Aussis gehörigen Respekt! Man muss ihnen erstmal das Wasser reichen!
Line-up:
Brian Johnson (vocals)
Angus Young (lead-guitar)
Malcolm Young (rhytm-guitar)
Cliff Williams (bass)
Phill Rudd (drums)
Tracklist |
01:Rock'N'Roll Train
02:Skies On Fire
03:Big Jack
04:Anything Goes
05:War Machine
06:Smash 'N Grab
07:Spoilin' For A Fight
08:Wheels
09:Decibel
10:Stormy May Day
11:She Likes Rock'N'Roll
12:Money Made
13:Rock'N'Roll Dream
14:Rocking All The Way
15:Black Ice
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