Adora-Diana / Same
Adora-Diana Spielzeit: 48:08
Medium: CD
Label: Stagefight Records, 2007
Stil: Nu Metal, Indie, Experimental


Review vom 01.12.2007


Moritz Alves
Die Münchnerin Adora-Diana musikalisch einzuordnen ist nicht unbedingt leicht, da sie mehrere Stile auf ihrem gleichnamigem Debütalbum vereinigt. Sie selbst kategorisiert sich als Nu Metal, Indie und experimentelle Musik. Rein optisch gesehen könnte sie aber auch gut und gerne als Gothic-Braut durchgehen. Genau diese Gothic-Schublade war dann auch mein erster Gedanke, als ich die CD in den Händen hielt. Festhalten muss ich an dieser Stelle, dass bei Adora-Diana von allem etwas dabei ist, die stilistische Schlagseite aber vielleicht ein klitzekleines Bisschen in Richtung moderner Rock zeigt. Der Waschzettel spricht im Übrigen von Versatzstücken aus Gothic, Electro, Metal, Industrial, Punk-Attitüde und experimenteller Musik. Kann man sicherlich alles auf dem Album hören.
Letztendlich findet man hier jedoch viele metallische Gitarrenriffs modernerer Prägung, rockiges Drumming, aber auch allerlei obskure, genrefremde Klänge. Diese werden offenbar allesamt von Synthesizer, Violine, Cello oder Piano erzeugt. Über alledem thront der Gesang dieser Frau, der mir ehrlich gesagt total auf die Nerven geht. Adora-Dianas Stimme klingt nämlich derartig weinerlich und nölig, dass sich mir die Fußnägel aufrollen. Ein Beispiel dafür ist der Refrain von "Going Mad", der mit einer minimalistischen Melodie auskommt (wie übrigens alle Stücke des Albums) und bis zum Erbrechen wiederholt wird. Ganz übel! Damit aber nicht genug - wäre ja auch zu schön gewesen. Die musikalischen Arrangements sind größtenteils nur langweilig bzw. gute Ideen werden leider im Keim erstickt oder nicht zu Ende geführt. Insgesamt ist das hier vertretene Liedgut so verdammt eintönig, dass man es kaum schafft, das Album auch nur zur Hälfte ernsthaft durchzuhören. Natürlich gibt es schon recht große Differenzen von Titel zu Titel, aber die komischen Melodielinien der Stücke lassen alles irgendwie doch sehr ähnlich klingen. Ich jedenfalls schalte irgendwann genervt ab und genieße lieber die Stille im Zimmer.
Als abschreckende Beispiele müssen gleich die ersten vier Songs herhalten. Traurig, dass das Album von Anfang an Brechreize hervorruft. Neben dem bereits kurz erwähnten "Going Mad", fällt mir dabei auch "About Our Friendship" negativ auf, das zwar durch die Violine an sich ganz nett klingen würde - wenn da nicht die geleierten Melodielinien und diese schreckliche Stimme wären. Aber auch die folgenden Stücke lassen mir die Haare zu Berge stehen: "Missing You" beispielsweise dudelt ebenfalls ermüdend daher und ich ertappe mich beim Gähnen. Unfassbar, dass soviel Eintönigkeit überhaupt möglich ist! Ekelhaft ist auch der Refrain von "Crazy World". Adora-Diana fragt sich dort: »So what the fuck is going on in this crazy world we're living in?« Oh ja, das möchte ich auch gern wissen. Was passiert hier, dass sowas auf CD veröffentlicht werden kann? Geleier hoch zehn.
Weitere musikalische Blindgänger erspare ich dem Leser lieber. Denn es wird bis zum Ende der Platte leider nicht besser. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle aber trotzdem noch die zwei Bonus-Tracks erwähnen. Dabei handelt es sich um vertonte Gedichte Adora-Dianas, die sie mit leicht gerolltem 'r' vorträgt. Braucht man nicht, auch wenn sie natürlich recht mit ihren Gedanken hat. Schlussendlich ist auch noch das völlig einfallslose Video zu "Going Mad" auf der CD drauf, wo Madame einfach nur vor weißem bzw. schwarzem Hintergrund herumzuckt und versucht, den Liedtext möglichst eindrucksvoll zu demonstrieren: »Something's going on. I don't know what it is, but it's not the way I like it.« Schönen Dank auch, ich jedenfalls weiß, dass ich bei diesem Song, nein, beim ganzen Album verrückt werde.
Kurzum, Adora-Diana hat hier ein Album aufgenommen, dass meiner Meinung nach kein Mensch braucht. Niemand hat diesen Stilmix gebraucht, niemand hat diese schreckliche Stimme gebraucht. Klar, diese Musik entflieht gängigen Konventionen und man muss sich dafür vielleicht etwas Zeit nehmen. Aber wie soll das bitte funktionieren, wenn man es einfach kaum aushält, das ganze Album durchzuhören, wenn man von dieser Stimme verdammten Ohrenkrebs bekommt?! Dass Adora-Diana unter anderem auch Gesangslehrerin ist, will mir nach 'Genuss' dieser CD wirklich nicht in den Kopf.
Line-up:
Adora-Diana (vocals, guitar, bass, synth-programming)
Martin Draxler (guitar)
Max Benetka (drums)
Angelika Lichtenstein (violin)
Graham Waterhouse (cello)
Edith Maucher (piano)
Tracklist
01:The Darkness (3:57)
02:Going Mad (2:26)
03:In A Cage (3:00)
04:About Our Friendship (5:31)
05:Missing You (3:50)
06:Crazy World (3:30)
07:Decisions (3:40)
08:I Don't Want This (3:01)
09:In Spite Of (3:37)
10:Hatesong (3:51)
11:My Sweet Angel (4:16)
12:The Voice Inside Of You (4:57)
13:Über die Vergeblichkeit des Friedens [Bonus Track] (1:18)
14:Gesundheit [Bonus Track] (1:14)
15:Going Mad [Video] (2:25)
Externe Links: