Steven Tyler / Does The Noise In My Head Bother You?
Meine Rock'n'Roll Memoiren
Does The Noise In My Head Bother You Steven Tyler mit David Dalton
Gebundene Ausgabe: 415 Seiten, 75 Bilder
Auflage: 1 (7. Mai 2012)
Sprache: Deutsch
Erschienen im Edel Germany Verlag
Medium: Buch
ISBN-13: 978-3841901262, Euro: 24,95

Review vom 06.10.2012


Ilka Heiser
Steven Victor Tallarico alias Steven Tyler, geboren am 26. März 1948, Frontman der Band Aerosmith, hat jetzt auch seine Memoiren verfasst. Nun gut, immerhin hat man, wenn man als Rockstar ein solch biblisches Alter erreicht hat, viel zu erzählen. Und dass er dieses Alter erreichen konnte, scheint ihn wohl selbst zu erstaunen. Kein Wunder bei diesem Lebensstil, der dem von Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison nicht unähnlich ist, die sich alle bereits im Alter von 27 Jahren in den Musikerhimmel verabschiedet haben.
Sex, Drugs and Rock'n'Roll… - genau in dieser Reihenfolge? Keine Ahnung, was bei Steven Tyler Priorität hat. Sex und Drogen sind auf jeden Fall das Kernthema dieser Lektüre, welches sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht. Wobei ich betonen muss, dass ich nicht den Eindruck hatte, die Drogen wurden von ihm idealisiert. Ein recht dünner roter Faden ist es wie ich finde, denn oft genug hab ich beim Lesen überlegen müssen, in welchem Zeitraum ich mich momentan befinde. Sind es die 70er, 80er oder 90er oder welches Jahr haben wir gerade in der Mache? Steven springt lustig zwischen den Jahrzehnten hin und her, so dass ich mir vorkomme, wie auf einer Achterbahn. Da war er soeben noch mit Bebe verbandelt, ein paar Buchseiten später mit Teresa (oder doch Cyrinda?) verheiratet, oder war Erin gerade seine Muse?
Sogar die Angaben zur Dauer seiner Ehe mit Cyrinda schwanken zwischen 9 und 12 Jahren, vermutlich weiß er selbst nicht mehr so genau, wie lange er mit ihr verheiratet war.
Auch die Zeiträume, die er im Drogenentzug verbrachte, werden immer undurchsichtiger. Bestes Beispiel: Im Herbst 1986 ging er zum Entzug in eine Klinik. Ein paar Seiten danach lese ich, dass er 1991 seit sechs Jahren clean war. Das lässt den Leser am Ende wirklich grübeln, ob der Verfasser während des Schreibens an seiner Biografie nicht doch irgendwo wieder 'seine Nase reingesteckt' hatte.
»Ruhm wirft die Leute aus der Bahn - und Drogen erst recht. Aber Drogen waren für mich ja nichts Neues, ich hatte bereits jede Menge Übung. Ich kiffte, seit ich sechzehn Jahre alt war. Damals war ich ununterbrochen high.« Und weiter: »Mit Speed war es so, dass das Gehirn wusste, wenn du es genommen hattest, und dann warst du wach. Aber mit LSD konntest du wieder schlafen.«
Drogen spielten ganz offensichtlich eine sehr große Rolle in Stevens Leben. Seine Drogen-Laufbahn begann bereits als Kind, zuerst mit Alkohol, später mit ca. 16 Jahren rauchte er Pot. Drogen waren für ihn so eine Art Lebenselixier und Hauptantriebsfeder für ein erfolgreiches Songwriting. Dabei floss so mancher Hit aus seiner Feder, der die Band von Erfolg zu Erfolg katapultierte. Nachschubmangel an diversen 'Stöffchen' gab es nicht, dafür wurde schon bestens gesorgt um die 'Jungs' bei Laune zu halten.
Dennoch war es der exzessive Drogenkonsum (an dem Steven Tyler und Joe Perry nicht ganz unschuldig waren - nicht umsonst wurden sie auch als Toxic Twins betitelt), der immer wieder zu ernsthaften Problemen und Spannungen in der Band führte. Mehrfach standen Aerosmith kurz davor, auseinanderzubrechen.
Richtig geschockt war Tyler offensichtlich erst, als seine Tochter Mia im August 2008 ihr Buch veröffentlichte, in welchem sie schonungslos ihre eigene Drogensucht (sie nahm Alkohol und Diätpillen) offenlegte sowie darüber berichtete, dass sie sich selbst Verletzungen zufügt: »Mir brach das Herz bei dem Gedanken, dass ich etwas mit ihrer Drogenabhängigkeit zu tun haben könnte.« Ob er letztendlich tatsächlich zur Besinnung kam?
Wie gesagt, wenn man das Buch liest, kommen einem starke Zweifel. Vielleicht liegt es aber auch nur an einer nachlässigen Übersetzung? Man kann darüber lediglich spekulieren.
Interessant ist für den Aerosmith-Fan, sicherlich auch die eine oder andere Entstehungsgeschichte der Songs. Steven Tyler erklärt detailliert, wie die Stücke - deren Texte übrigens ebenfalls nachzulesen sind - so nach und nach 'Gestalt annahmen', wie diese oder jene seiner Vorstellungen umgesetzt wurde und an welcher Stelle man bestimmte 'Geräusch'-Aufnahmen auf Platte hören kann.
Auch der von der Band im Jahr 2010 geplante Rauswurf ihres Fronters wird thematisiert.
Im letzten Kapitel lässt uns Steven Tyler noch einmal eintauchen in seine Gedankenwelt.
Ich denke, für alle Aerosmith-Fans ist "Does The Noise In My Head Bother You? Meine Rock'n'Roll Memoiren" eine recht unterhaltsame Lektüre, zumal der Autor versucht, seine Lebensgeschichte dem Leser in witziger Form näher zu bringen, was ihm recht gut gelingt. Ich hab doch das ein oder andere Mal schmunzeln müssen.
Deshalb lassen wir ihn nochmals, ganz Tyler-typisch zu Wort kommen:
»Das Leben ist wie eine Rolle Klopapier, je näher es dem Ende zugeht, desto schneller läuft es ab.«
Eine bemerkenswerte Feststellung!
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