Noch mal Kanada! Die hier zu besprechende Scheibe der Band mit dem schönen Namen The Agnostic-Phibes Rhythm & Blood Conspiracy ist eigentlich eine ganz neue Geschichte, für die sich der Garagen Punk Jackson Phibes (aka Tom Bagley, Forbidden Dimension) mit den drei Musikern des Agnostic Mountain Gospel Choir zusammen getan hat. Den Begleitinformationen dieser CD nach haben sich die vier Amerikaner dann für eine gewisse Zeit in Phibes' Blockhütte - fernab jeglicher Zivilisation - eingeschlossen und so lange komponiert, bis die nun vorliegenden zwölf Tracks im Kasten waren.
Was uns auf "Campfire Tales" begegnet, ist eine so interessante wie ungewöhnliche Mischung aus Desert Rock und Blues, die mit einer leichten Prise (wenn auch oft lediglich der Spirit darüber schwebt) Punk Rock versehen wurde. Und ja, etwas ungewöhnlich - oder soll ich eher sagen gewöhnungsbedürftig - ist die Geschichte auch. Immer wieder mal erinnert die etwas angegriffene Stimme (ob es sich dabei um die von Phibes oder Bob Keelaghan handelt, ist aus dem Booklet nicht zu erfahren) an die von Tom Waits. Wobei dies keinen Kritikpunkt darstellen soll, denn da gäbe es dann doch jede Menge andere, weniger schmeichelhafte Referenzen.
Nach den noch etwas gemäßigteren Eröffnungsnummern geht es dann spätestens bei "Windigo Song" so richtig zur Sache. Sobolewski und Woolley machen von hinten ganz ordentlich Druck und Bob Keelaghan slidet auf der Sechssaitigen, als würde es um sein Leben geben. Die Roh- und Wildheit sowie die auf Band gebrachte Authenzität dieser ein ganzes Dutzend umfassenden Nummern ist einfach herrlich. Ich hatte es bereits erwähnt, man braucht eine gewisse Einhörungsphase, aber wenn man erstmal Freundschaft mit dem Sound der Kanadier geschlossen hat, steht einem unbegrenzten Hörvergnügen nullkommanix mehr im Weg.
Mein absoluter Favorit auf dieser Scheibe ist der Song "Magpie & Skunk". Nicht unbedingt, weil er sich soundmäßig großartig von den anderen Stücken unterscheidet, sondern lediglich, weil hier das Songwriting und die Gesangsmelodie einfach nur unverschämt gut gelungen sind. Der "Blind Ghost Moan" ist sympathischerweise tatsächlich lediglich ein Klagegesang ohne Text, dafür aber mit der coolen Slide sowie einem extrem schleppenden Rhythmus versehen.
"Wolfman Franz" bahnt sich in der bereits erwähnten Tom Waits-Schrägheit durch die Zeilen und Takte, während "Who Fears The Devil" mit schwerfälligen Blues-Rhythmen zwei ausgestreckte Mittelfinger in Richtung des Gehörnten schickt. In punkiger Hillbilly-Manier wird "Respected" durch die kanadischen Wälder gejagt und "Neckin' Party" hat etwas von dem, wie es sich anfühlt, wenn man wieder aufwacht, nachdem man ein paar Stunden zuvor hoffnungslos abgefüllt mit dem Kopf auf den Kneipentisch geknallt ist.
Nein, The Agnostic-Phibes Rhythm & Blood Conspiracy ist nicht in die Welt gezogen, um irgendwelche Schönheitspreise zu gewinnen. Das macht allerdings überhaupt nichts, da sie diesen - von manchen Fans eventuell als Makel - anzusehenden Punkt durch jede Menge rauen Charme ganz locker wieder ausgleichen. "Campfire Tales" ist eine Platte, die man nicht mögen muss, dafür aber ganz bestimmt mögen wird, wenn man seine Beschallung auch mal etwas abgedrehter, kauziger oder ungewöhnlicher mag.
Hier steckt jede Menge Herzblut drin und mich haben die vier Musiker mit ihren zwölf Tracks nicht nur hinter dem Ofen hervorgelockt, sondern (im positivsten Sinn) sogar über den Tisch gezogen.
Line-up:
Bob Keelaghan (acoustic-, electric- & slide guitars, harmonica, handclaps, lead & background vocals)
Vladimir Sobolewski (bass, vocals, good times)
Jay Woolley (drums, metal parts, tambourine, handclaps, background vocals)
Tom 'Jackson Phibes' Bagley (electric guitars, lead & background vocals, keyboards, jaw harp, handclaps)
Tracklist |
01:A Match To The Kindling
02:Campfire Tales
03:Wolfman Franz
04:Windigo Song
05:Voices
06:Neckin' Party
07:Wild Night Company
08:Who Fears The Devil
09:Magpie & Skunk
10:Respected
11:Butcher, Maker, Undertaker
12:Blind Ghost Moan
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