Über Irland und vor allem über die Einwohner gibt es ja viele Klischees. Alle Männer heißen entweder Shane oder Paddy und die Mädels haben alle rote Haare und Sommersprossen. Natürlich alles Quatsch, aber ein Klischee über die Iren ist richtig: Sie sind nicht nur musikbegeistert, sondern absolut musikverrückt!
Willkommen im Whelan's
Vor dem Musikclub Whelan's in Dublin-City steht schon eine lange Schlange, als ich dort ankomme. Im Inneren gelangt man durch ein gemütliches Pub weiter in den kleinen, aber sehr schön gestalteten Konzertraum, wo 400 Leute Platz finden. Die Show ist seit Wochen restlos ausverkauft, aber erst langsam füllt sich die Halle, als um 20:30 Uhr die Vorband
The Galvatrons die kleine Bühne betreten. Als Intro hatte man "Top Gun Theme" von
Steve Stevens gewählt - mal was anderes. Wie die Hauptband, kommen die
Galvatrons aus Australien, und auch für sie ist es ihr erstes Konzert in Irland. Mit ihrer Musik, die man als Mischung aus Hard Rock und etwas Pop
bezeichnen könnte, punkten sie sofort beim Publikum und spätestens beim dritten Lied, "When We Were Kids", haben sie das Publikum in der Hand. Das besondere Merkmal an dem Quartett ist der Keyboardsound, der irgendwo zwischen
Van Halens "1984" und alten
Kim Wilde-Platten liegt. Entweder liebt man diesen extremen Retrosound oder man hasst ihn. Mir jedenfalls hat es prima gefallen und offensichtlich auch den meisten anwesenden Zuschauern. Nach knapp 40 Minuten ist dann Schluss und die
Galvatrons haben die Menge vorzüglich angeheizt. Die Band hat erst eine Fünf Track-EP veröffentlicht (die es vor Ort für 5 Euro zu erwerben gab). Das Album soll bald folgen. Ich freue mich schon darauf. Definitiv eine Band mit dem gewissen Etwas.
Stand up for Rock'n'Roll
Nach einer Umbaupause war es dann endlich um 21:30 Uhr soweit und das Licht erlosch für DIE Newcomerband der Stunde. Die
Albumkritik des Kollegen
Stefan war ja wirklich schon sehr euphorisch und nicht nur ich war gespannt, wie man dieses Powerpacket live umsetzen würde.
Unter den Klängen von
Rose Tattoos "Bad Boy For Love" betraten dann die vier
Airbournes die Bühne und mit dem Opener der Platte, "Stand Up For Rock'n'Roll", wurde gleich mal die musikalische Richtung des Abends
vorgegeben. Aufstehen musste sowieso keiner und die Meute drehte nach ein paar Sekunden schon komplett durch. Selten habe ich solch ein frenetisches Publikum gesehen - und das bei einer Newcomerband. Wahnsinn!
Airbourne legte bei jedem Lied noch ein Pfund drauf und Sänger
Joel O'Keeffe brauchte das Publikum nicht anzuheizen oder zu animieren. Das Konzert war von der ersten bis zur allerletzten Sekunde ein absoluter Selbstläufer. "Diamond In The Rough", "Fat City" oder die Single "Too Much, Too Young, Too Fast" - alles wurde grenzenlos abgefeiert. Als coole Showeinlage schlenderte
O'Keeffe mit Gitarre bei "Heartbreaker" durch das Publikum und sprang sogar auf die Theke.
Als unorthodoxe Zugabe (Zitat:
»Ok, we don't leave the stage, we just play two more songs Dublin«) gab es dann noch den grandiosen Titeltrack "Runnin' Wild" ihres Albums, plus "Blackjack" als Rausschmeißer. Das waren insgesamt 70 Minuten mit einer absolut energiegeladenen Rock'n'Roll-Show.
Natürlich haben
Airbourne den Rock'n'Roll nicht neu erfunden und natürlich klingen sie teilweise musikalisch sehr nach den alten
AC/DC zu seligen
Bon Scott-Zeiten. Trotzdem sind
Airbourne weit mehr als eine Tributband von Australiens größter Rockband aller Zeiten mit eigenen Songs. Die Jungs haben auf der Bühne einen Mordsspaß und sind in der Lage, diesen Spaß auch auf das Publikum zu übertragen. Außerdem hat man klasse Nummern in petto und die Messlatte für die (angeblich ja noch in diesem Jahr erscheinende) neue
AC/DC-Platte ist somit schon hoch angelegt.
Ein toller Konzertabend mit zwei neuen Bands, die beide das Zeug haben es weit zu bringen. Zu wünschen wäre es ihnen allemal.
Allen musikinteressierten Dublin-Touristen ist ein Besuch im Whelan's sehr zu empfehlen.
Musikclub mit authentischem Rock'n'Roll-Flair. Unbedingt mal reinschauen (Link siehe unten).
Danke an Matt von Wonderlick-Entertainment für die Akkreditierung